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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß
Autoren: Stefan Wolf
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wetten, daß es sich um Brandstiftung handelt.“
    „Ich melde
mich wieder, wenn die Untersuchung fortgeschritten ist“, sagte die
PF-Press-Dame. „Im Moment wäre es das. Vielen Dank! Aber wie komme ich hier
weg? Dummerweise habe ich mein Taxi zurückgeschickt.“
    Kummer
sagte: „Ein Taxi kriegen Sie hier nicht.“
    „Ich fahre
in Richtung Innenstadt“, erbot sich Gunter. „Ich kann Sie mitnehmen, Kollegin.“
    „Das wäre
tierisch nett.“
    Kummers
Gesicht drückte Sehnsüchte aus. Er hätte sie auch gern gefahren. Dann entsann
er sich, daß er seit einem Vierteljahrhundert glücklich verheiratet war — und
inzwischen auch Vater von drei erwachsenen Söhnen.
    „Ich kann
noch nicht weg“, sagte er. „Ich muß die Proben fürs Labor zusammenstellen.“
    „Dann
wollen wir mal“, meinte Gunter zu der traumhaften Frau. „Mein Wagen steht
dort.“
    „Der Saab?“
    Statt einer
Antwort schnitt er eine Grimasse. Aber sie setzte das Spiel fort.
    „Darf ich
Ihren Arm nehmen, Herr Lehm? Ach so, Rehm! Ich stolpere so leicht.“
    Er brachte
sie zum Wagen, ohne daß sie sich den Knöchel verstauchte. Selbstverständlich
hätte er sie auch getragen oder Huckepack genommen.
    Er ließ sie
einsteigen und gab acht, daß sie Beine, Füße Mantelsaum und auch sonst alles im
Wagen hatte, bevor er den Schlag zuwarf. Dann setzte er sich hinters Lenkrad
und schob den Schlüssel ins Zündschloß.
    Die
,Kollegin’ beugte sich zu ihm und küßte ihn auf seine nicht ganz rußfreie
Wange.

    „Dumme
Nuß!“ sagte er. „Bei dir kommt immer was anderes. Worauf muß ich sonst noch
gefaßt sein? Jetzt bist du also eine Kollegin von der PF-Press. Gibt’s die
überhaupt?“
    Dr. Helga
Conradi lachte. „Ich wollte dich mal bei der Arbeit erleben. Ich habe Nicki zu
euch gebracht. Habe mir doch überlegt: Lieber jetzt als morgen früh. Ich
dachte, ich könnte dir noch einen Gute-Nacht-Kuß geben. Stattdessen hörte ich
von Mike, daß du hier bist. Da habe ich mir ein Taxi genommen. War ich echt als
PF-Reporterin?“
    „Nicht ganz
echt, aber so abgebrüht und durchtrieben, wie ich schon immer vermutet habe.“
    Diesmal
wurde er auf den Mundwinkel geküßt.
    „Ich bin ja
so froh, daß niemand umgekommen ist, Gunter. Es war die Mafia, nicht wahr? Ich
dachte, ich höre nicht recht, als dieser Palena sagte, daß er zu Cordone gehört.
Habe ich mein Landhaus von einem Mafioso?“
    „Schon
möglich.“
    Sie
schmiegte sich an ihn. „Locke und Tom sind bei der Oma. Uns kontrolliert also
niemand. Macht das eigentlich Durst, wenn man sich so dicht beim Feuer aufhält?
Ich verdurste fast.“
    „Ich kann
dir einen Schluck Wasser aus einem der C-Rohre besorgen.“
    „So billig
hättest du’s gern, Herr Lehm! Aber ich bestehe auf einen Champagner-Cocktail.“
    „Die
Kneipen haben jetzt alle geschlossen.“
    „Lügner!
Wir sind hier nicht auf dem Dorf, sondern in einer pulsierenden Großstadt. Dir
fallen mindestens 20 Bars ein, wo du Kredit hättest, wenn du mal ohne Kleingeld
unterwegs bist. Morgen sehen wir uns den ganzen Tag nicht, denn ich breche in
aller Frühe auf. Also feiere gefälligst Abschied mit mir!“
    Er
lächelte, ließ den Motor an und rollte langsam von der Brandstätte weg.
    Helga wurde
ernst. „Was geschieht jetzt in der Sache?“
    „Man wird
feststellen, daß es Brandstiftung ist. Aber damit hat sich’s leider. Obwohl die
Indizien (Verdachtsgründe) gewaltig sind, wird man den Hintermännern
nichts nachweisen können. Trotzdem ist die Sache aufschlußreich. Der Anrufer
sagte, die Mafia stecke dahinter. Nun stellt sich raus, daß die Bude diesem
Palena gehört. Er ist sicherlich Sizilianer. Und dein Makler Cordone wohl auch.
Daraus folgere ich: Zwei Mafiosi kennen wir jetzt.“
     
    *
     
    Am
Samstagmorgen fuhr Helga zum Froschhauser See. Der Tag versprach, sonnig und
heiß zu werden. Sie war aufgeregt und voll freudiger Erwartung. Sicherlich —
sie kannte das Haus schon. Aber heute kam sie, um es in Besitz zu nehmen.
    Der Wagen
war vollgepackt mit Dingen, die im Landhaus bleiben sollten: Geschirr, Bett-
und Tischwäsche, Handtücher, Verpflegung für morgen, wenn die andern eintrafen.
    Als sie
ankam, übergossen Sonnenstrahlen den Forschhauser See, und das Wasser war
überzogen mit einer Patina (Überzug , Edelrost) aus Gold.
    Das
Landhaus schmiegte sich an einen Hang. Unten plätscherte der See. Hinter dem
Höhenzug im Westen ahnte man die Ferne. Die nächsten Häuser waren außer
Rufweite. Nur vereinzelte
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