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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß
Autoren: Stefan Wolf
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blaue Augen.
    Etliche
Feuerwehrmänner, die nichts mehr zu tun hatten, glotzten. Gaffer wandten dem
brennenden Gebäude den Rücken zu und hatten nur noch Augen für die Frau.
    Sie turnte
über Schläuche und Pfützen, bis sie heran war. Sie lächelte.
    Den möchte
ich sehen, dachte Gunter, der ihr jetzt irgendwas abschlagen könnte.
    „Hallo,
meine Herren“, sagte sie. „Ich bin von der PF-Press. Wer von Ihnen ist meine
Anlaufstelle? Wo erhalte ich Informationen?“
    Kummer sagte:
„Tja, wir haben den Brand unter Kontrolle. Leider gibt es drei Verletzte. Wir
vermuten Brandstiftung. Aber erwiesen ist das noch nicht.“
    Ihre
Blauaugen richteten sich auf Gunter. Es waren Augen mit träumerischem Ausdruck,
der aber nichts mit der nächtlichen Stunde zu tun hatte, sondern mit ihrem
Wesen.
    „Sie
gehören nicht zur Feuerwehr“, stellte sie fest. „Polizei?“
    „Presse“,
lachte er. „Ich bin der Kollege vom Tagblatt. Rehm ist mein Name.“
    Sie nickte,
machte aber keine Anstalten, ihren Namen zu nennen. „Auch Sie vermuten, daß es
Brandstiftung ist?“
    Gunter hob
die Achseln. „Wie Inspektor Kummer schon sagte: Erwiesen ist das noch nicht.“
    Rote Lippen
gaben lächelnd das strahlende Weiß ihrer Zähne frei.
    „Ich
versuche nur, ein paar Tatsachen zusammenzukriegen. Das ist mein Beruf.“ Der
Lederriemen ihrer Tasche war von der Schulter gerutscht. Sie schob ihn zurück.
„Gesetzt den Fall, es ist Brandstiftung. Was, Herr Lehm, könnte
dahinterstecken?“
    „Rehm“,
verbesserte er. „Mit R wie Räuberbande. Was dahintersteckt? Es heißt,
professionelle (berufsmäßige) Brandleger brennen Gebäude nieder. Hier
besorgt das die Mafia. Sie ist sozusagen der Handlanger der Hausbesitzer. Das
sind die Auftraggeber. Es geht um Versicherungsbetrug, um gewaltsames
Entmieten, um Spekulation.“
    Einschränkend
wollte er noch hinzufügen, daß natürlich nicht jeder Hausbesitzer, dessen
Besitz in Rauch und Flammen aufgeht, ein Brandstifter ist. Aber aussprechen
konnte er das nicht mehr.
    Eine Hand
packte ihn hinterrücks an der Schulter und versuchte, ihn herumzureißen.
    Wer auch
immer das war — er mußte hinter dem Gerätewagen gestanden haben, dem die drei
den Rücken zuwandten.
    Gunter
drehte sich um, nahm aber den Ellbogen zu Hilfe.
    „Sie
Rufmörder! Sie...“, brüllte ihm eine heisere Stimme ins Ohr.
    Weitere
Worte verröchelten in den Bronchien des Schreiers. Vielleicht weil Gunters
Ellbogen sein Brustbein traf.
    Der Kerl
ließ los, taumelte zurück, keuchte, spreizte die Beine und fand Halt.
    Er war
groß, sah aus wie ein Italiener und hatte ein gemeines Gesicht: hart wie ein
abgenagter Knochen. Auf dem taubengrauen Anzug verteilten sich Wasserflecke und
Ruß.
    „Heh!“
sagte Gunter. „Nicht so ungestüm! Was ist denn?“
    Der
Südländer ballte die Fäuste. „Sie Rufmörder!“ Er war wieder bei Luft.
    Sie
starrten sich an. Dann dämmerte es Gunter, um wen es sich handeln konnte.
    „Gehört
Ihnen das Gebäude?“
    „Wem
sonst!“ brüllte der Kerl. „Ich habe mitgekriegt, was Sie sagten. Sie
beschuldigen mich, ich hätte Brandleger gedungen, die Bude anzuzünden. Dafür...“
    „Langsam!“
unterbrach Gunter. „Kein Mensch beschuldigt Sie. Gemeint waren zurückliegende
Fälle und wie es sein könnte. In Ihrem Fall wird die Brandfahndung noch
untersuchen. Mein Name ist Rehm. Wer sind Sie?“
    Der
Italiener verengte die Lider, die ohnehin nur die Pupillen freigaben, noch
mehr.
    Meinen
Namen scheint er zu kennen, dachte Gunter. Aha!
    „Brandfahndung?“
knurrte der Kerl. „Na, von mir aus.“
    Er konnte
auch in normaler Lautstärke reden. Liebenswerter wurde er dadurch nicht. Er war
der Typ, hinter dessen Tun man immer eine Gemeinheit wittert — selbst wenn er
ein Kinderdorf zu seinem Alleinerben einsetzt.
    „Wer sind
Sie?“ wiederholte Gunter.
    „Ich heiße
Enrico Palena.“
    „Wie nett“,
sagte Gunter, „daß wir uns auf diese Weise kennenlernen. Auf gesucht hätte ich
Sie ohnehin. Ich bin Journalist und frage genau so viel wie die Kripo. Wo finde
ich Sie?“
    „Mich?
Äh... Ich bin Teilhaber der Immobilien-Firma Marcello Cordone.“ Er nannte die
Adresse. Aber jedes Wort kam ihm so schwer über die Lippen, als spucke er ein
Stück Lunge aus.
    Dann drehte
er sich um und walzte in die Dunkelheit.
    Teilhaber
bei Cordone? Gunter glaubte zu träumen. Er sah starr in die Flammen.
    „Um den
seltsamen Vogel werden wir uns kümmern“, sagte Kummer. „Jetzt bin ich bereit,
darauf zu
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