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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß
Autoren: Stefan Wolf
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Jugendlichen vergeblich gesucht.
    „Man könnte
meinen, unser Anruf hat Cordone beeindruckt“, sagte Tom. „Aber daß die Mafia so
schnell die Waffen streckt, glaube ich nicht.“
    „Vielleicht
ist es die Ruhe vor dem Sturm“, sagte Locke. „Der Sturm ist für Freitagnacht
angesagt. Brandstiftung. Papi sagt, die Polizei wird in Alarmbereitschaft sein.
Und natürlich auch die Feuerwehr. Wenn es zu einem Großbrand kommt, schaltet
sich die Brandfahndung ein. Aber vielleicht war alles nur eine Gehässigkeit.
Nur der Anruf eines Wichtigtuers. Sollte es aber doch ein — buchstäblich —
heißer Tip sein, so verhindert er nichts. Man kann unmöglich feststellen,
welche Mietskaserne gemeint ist.“
    Am
Mittwochnachmittag besuchte Dr. Eichhorn seine heimliche Jugendliebe in
Birkenrode: Lockes Oma Elisabeth Rehm.
    Das Pärchen
war nicht dabei. Aber Locke rief die Oma gegen Abend an. Anschließend
berichtete sie Tom telefonisch.
    „Oma ist
ganz hingerissen. Ein schöner Mensch, sagt sie, wäre er ja nicht, der Doktor.
Aber die alten Erinnerungen! Und so ein Kavalier! Und als er ihr gestanden hat,
daß sie vor einem halben Jahrhundert seine Traumfrau war, da ist es ihr, sagt
sie, richtig warm geworden ums alte Herz. Sie waren sich gleich vertraut, haben
Omas Beerenwein gesüffelt, und Eichhorn hat mit Frau Holle Freundschaft
geschlossen. Er mag Katzen. Die beiden sind happy, Tom. Sonntag besucht er sie wieder.
Dann bringt er Torte aus dem Central-Café mit. Aber Oma will Blechkuchen backen
— und der ist, wie wir wissen, unübertroffen. Übrigens habe ich uns
angemeldet.“
    „Angemeldet?
Wozu?“
    „Von
Freitag auf Samstag werden wir bei ihr übernachten. Ich schlafe bei Oma im
Haus. Du schläfst in der Laube. Das ist die richtige innere Vorbereitung fürs
Schulfest.“
    „Finde ich
stark. Und du ahnst hoffentlich, wie mir die Begeisterung aus den Augen
leuchtet. Aber wenn’s nun Freitagnacht wirklich brennt?“
    „Na, und?
Es brennt mit uns, und es brennt ohne uns. Beim Löschen können wir nicht
helfen. Und Gunter Rehm hat schon gesagt, daß wir beim Brandherd gefälligst
nichts zu suchen haben — andernfalls das Einweihungsfest in Helgas Landhaus
gestrichen werde. Also, was soll’s? Es ist die einzige Gelegenheit vorläufig,
bei Oma zu übernachten. Vor den Ferien, jedenfalls. Und wer weiß, wie lange das
Schönwetter noch anhält.“
    „Gut, gut!
Ich freue mich ja.“
    „Übst du
Gitarre?“
    „Übst du
tanzen?“
    Sie lachte.
„Nein.“
    „Ich auch
nicht.“
    „Aber bei
mir ist es nicht nötig. Ich bin musikalisch.“
    „Und ich
bin der Gitarren-Virtuose (Meistermusiker) vom Goethe-Gymnasium.“
    „Naja, eine
musische Schule sind wir ja nicht“, lachte sie. „Da fällt mir ein: Helga fährt
in aller Frühe zum Landhaus. Wer versorgt Nicki? Eure Haushälterin?“
    „Die ist
Samstag nicht da. Mutter will ihn zu Mike bringen. Der kann auch mal was tun.
Sonntagfüh nehmen wir ihn dann mit — ich meine Nicki.“
    „Damit wäre
für alles gesorgt. Bis morgen, Tom. Gute Nacht! Und ein dickes Bussi!“
     
    *
     
    Der Anruf
erreichte Gunter, als er todmüde aus dem Pressehaus heimkam. Es war
Freitagnacht, kurz nach null Uhr.
    Er warf
sich in seinen Saab, zischte los und hatte nur einen Gedanken: Hoffentlich hat
es keine Toten gegeben.
    Schon von
weitem sah er das schmutzige Orange am Nachthimmel: den Widerschein des Feuers.
    Es war eine
Mietskaserne gewesen. Sie brannte wie Zunder, ein feuriger Steinblock. Flammen
schlugen aus dem Dach. Flammen leckten aus den Fenstern.
    Löschzüge
hatten den Block umstellt. Wasserströme jagten aus C-Rohren und verzischten
nutzlos in der Höllenglut.
    Drehleitern
wurden eingeholt. Ein Zeichen dafür, daß es nichts mehr zu bergen gab.
Feuerwehrleute, mit Helmen angetan, versammelten sich mannschaftsweise.
    Es ging nur
noch darum, den Brand zu begrenzen.
    Nördlich
von hier verelendete die Gegend. Aber dieser Wohnblock lag schon ziemlich nahe
an einem schicken Geschäftsviertel.
    Aufgepaßt
also, dachte Gunter bitter, daß kein Funke dorthin weht — möglichst nicht mal
Brandgeruch!
    Er holperte
über Bordstein und Schläuche. Mühsam bahnte sich der Saab einen Weg durch die
Menge der Gaffer. Das Presseschild nützte.
    Er rollte
an einer Gruppe armseliger Menschen vorbei, darunter Frauen und Kinder. Die
meisten trugen Schlafanzüge oder Leibwäsche unter ihren Mänteln.
    Die Opfer!
dachte er grimmig. Also doch! Der Anrufer hat nicht gelogen.
    Das Feuer
hatte sie im
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