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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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Oahu ist eine hawaiische Insel, und auf dieser Insel liegt Honolulu. Ich habe mich schon immer danach gesehnt, dort meine Ferien zu verbringen, aber dazu reicht das Gehalt eines G-man leider nicht aus. Nur dieser Sehnsucht war es zu verdanken, dass Phil und ich an jenem bewussten Abend im OAHU in der 50 Straße nahe dem Broadway landeten. Das geschah zu vorgerückter Zeit, und unsere Stimmung war dementsprechend.
    OAHU war ein Nachtklub wie jeder andere. Nur die Aufmachung und die Art, in der man den Gästen das Geld aus der Tasche zog, waren ein wenig dem Namen angepasst. An Stelle einer Eintrittskarte hing man uns eine Blumenkette um den Hals und knöpfte uns dafür pro Nase fünf Dollars ab. Dass die vielfarbigen Blüten bereits halb verwelkt waren, fiel kaum auf. In einer Ecke schluchzte eine Kapelle, die sich sehr großspurig Royal-Hawaiian-Band nannte. Zwischen den Tischen standen angestaubte Palmen, und ein paar mehr oder weniger echte Hulamädchen wippten kokett mit ihrem Baströckchen.
    Das war die magere Kulisse, vor der sich das abspielte, was man so Vergnügen nennt. Es wurde getanzt, gelacht, geflirtet und in der Hauptsache getrunken. Wenn man von der Stimmung der Gäste auf die Drinks schließen wollte, musste die hochprozentig sein.
    Wir fanden zwei Plätze und bestellten leichtsinnigerweise Hula Cocktails zu zwei Dollars das Stück. Obwohl das Zeug zu süß war, schmeckte es gar nicht übel. Am Nebentisch saß eine Gesellschaft, der man anmerken konnte, dass sie zu den oberen Zehntausend von New York gehörte. Es waren verhältnismäßig junge Leute, die sich vorgenommen hatten, sich um jeden Preis köstlich zu amüsieren. Die Frauen waren dabei in der Minderzahl, aber dafür umso bemerkenswerter.
    Obgleich sie ganz verschieden aussahen ähnelten sie sich irgendwie. Die eine, Ende der zwanzig, hatte leicht geschlitzte Augen in ihrem dunkelgetönten Gesicht. Es waren grüne Augen, etwas schläfrig und arrogant wie die einer rassereinen Siamkatze. Ihre Haare waren pechschwarz, ihr Abendkleid aus Paris und der Schmuck echt. Die zweite hatte die gleichen Augen, aber einen hellen Teint und blondes Haar. Eine von beiden hatte sich das Haar färben lassen, doch man konnte nicht sagen, welche. Ich hielt sie jedenfalls für Schwestern. Die vier Männer waren zweifellos das, was man Playboys nennt, verspielte Nichtstuer, deren Brieftaschen zu groß und deren Gehirne zu klein waren. Alle zusammen machten einen heillosen Klamauk.
    »Soviel Geld möchte ich auch mal haben«, seufzte Phil. »Guck dir das mal an. Diamanten in den Ohrläppchen.«
    Ich nickte und wollte gerade antworten, als ein gut aussehender Herr in tadellosem Smoking an den Tisch trat. Er hatte graue Schläfen und wirkte recht distinguiert. Die schwarzhaarige junge Frau mit den Katzenaugen bog den Kopf zurück und lächelte zu ihm hinauf.
    »Na, Giles, wie geht es dir? Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.«
    »Wie es armen Leuten geht.« Er ließ seinen Blick ironisch über die Tafelrunde schweifen. »Bestimmt geht es dir besser als mir. Kann ich dich einen Augenblick sprechen?«
    »Brauchst du Geld? Das kannst du auch hier sagen«, meinte sie, ohne ihre Stimme zu dämpfen. »Wie viel?«
    Obwohl die anderen sich in ihrer lebhaften Unterhaltung nicht stören ließen, zuckte es ärgerlich über die Züge des Mannes.
    »Das kommt darauf an, wie viel du in der Tasche hast«, meinte er, sich herunterbeugend.
    »Du wirst lachen, gar nichts. Aber ich schreibe dir einen Scheck. Willst du dich nicht zu uns setzen? Du weißt doch, alte Liebe rostet nicht.«
    Dabei rückte sie zur Seite, der Kellner schob einen Stuhl hin, und der Mann nahm Platz. Die beiden schienen sehr vertraut miteinander zu sein. Sie unterhielten sich eifrig, aber jetzt konnte ich nichts mehr verstehen. Der junge Mann auf der anderen Seite der Schwarzen schien nicht gerade erbaut von dem Fremden zu sein. Er redete ein paar Mal dazwischen, erhielt jedoch keine Antwort. Die Blicke, die er seinem Konkurrenten mit den grauen Schläfen zuwarf, waren alles andere als freundlich. Endlich schien es ihm zu viel zu werden. Er legte vertraulich seine Hand auf den Arm des Mädchens.
    »Bin ich eigentlich ganz abgemeldet, Nadine? Du hast mir doch versprochen, heute Abend ein bisschen nett zu mir zu sein.«
    »War ich auch, aber jetzt lass uns bitte in Ruhe«, antwortete sie kühl. Doch der Jüngling ließ sich nicht abweisen.
    Ich sah, wie seine Hand sich fester um ihren Arm schloss.
    »Sei so gut
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