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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß
Autoren: Stefan Wolf
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Schlaf überrascht. Starr sahen sie zu, wie das wenige, das sie
besessen hatten, verbrannte.

    Gunter
hielt hinter einem Ambulanzwagen und stieg aus. Ein Ascheregen ging auf ihn
nieder und sprenkelte sein Jackett. Morgen würde es aussehen, als käme er von
einem Manöver der Bundeswehr.
    Bevor er
sich umsehen konnte, rannte ein großer Mann auf ihn zu. Sein Helm spiegelte
Flammen.
    „Das ging
aber schnell, Herr Rehm.“
    Der Mann
grinste, was aber keine Fröhlichkeit ausdrückte. Nicht hier und nicht jetzt. Er
schüttelte Gunters Hand. Seine Augenbrauen hatte das Feuer weggesengt. Am Kinn
hatte er eine nässende Brandwunde.
    „Hallo,
Herr Kummer!“ sagte Gunter.
    Kummer war
Inspektor bei der Brandfahndung, ein beherzter Mann, der seine Ermittlungen
nicht vom Schreibtisch aus anstellte, sondern vor Ort — und dort, wenn es um
Menschen ging, sein Leben einsetzte. Lebensrettungs-Medaillen sammelte er wie
andere Teilnehmer-Plaketten an Volksläufen.
    „Wurde
jemand verletzt?“ fragte Gunter.
    „Wir hatten
unglaubliches Glück. Nur zwei alte Leute haben eine Rauchvergiftung. Einer der
Feuerwehrleute ist unter einen herabstürzenden Balken geraten. Das ist wenig —
bei diesem Inferno (Hölle) .“
    „Brandstiftung?“
    Kummer
nickte. „Ich wette, ja. Rußspuren, Brandherd: Was ich bis jetzt gesehen habe,
deutet darauf hin. Endgültiges“, schwächte er ab, „kann ich natürlich noch
nicht sagen. Sie wissen ja, erst muß die Asche ins Labor. Und wir ziehen die
Kripo hinzu.“
    Gunter
wußte Bescheid. Erst die Untersuchung mit dem Gas-Chromatographen würde klären,
ob die Asche winzige Spuren von Benzindunst enthielt. Wenn ja, dann lag auf der
Hand, daß es Brandstiftung war.
    „Liegt
irgendeine Aussage vor? Hat jemand was Verdächtiges beobachtet?“
    Kummer
schüttelte den Kopf. „Aber das besagt nichts. Wenn die Mafia den Brand gelegt
hat, dann war ein Profi am Werk.“
    Die Hitze
aus dem glühenden Gebäude waberte ihnen entgegen. Feuer prasselte. Wasser
zischte. Eine Mauer stürzte ein. Hinter ihnen weinte eine Frau. Ein Kind schrie.
Zwei der Ambulanzwagen fuhren ab.
    „Löschzug
vier ist hier zuständig“, sagte Kummer. „Tüchtige Mannschaft. Aber wenn der
Laden wie eine Schachtel Zündhölzer hochgeht, kann niemand was machen. Schlimm!
Wir waren gewarnt. Aber nichts ließ sich verhindern. Wollen Sie mit Möller
reden? Das ist der Brandmeister. Ein alter Hase — schon 30 Jahre dabei. Wollen
Sie hören, was er meint?“
    Sie fanden
Möller irgendwo im Hintergrund mit einer Flasche Bier in der Hand. Er sah nicht
aus, als hätte er sich überanstrengt.
    „Hans“,
sagte Kummer, „das ist Gunter Rehm vom Tagblatt. Ihn hat der Unbekannte
angerufen.“
    Möller
wischte sich übers Gesicht. „Ich weiß nicht, ob das wirklich Brandstiftung ist.
Ich glaube eher, da ist jemand mit der Zigarette in der Hand eingeschlafen.“
    „Wie kommen
Sie darauf?“ fragte Gunter.
    „Sowas
kommt häufiger vor, als Sie glauben.“
    „Ist hier
jemand mit einer brennenden Zigarette eingeschlafen?“
    „Woher soll
ich das wissen?“
    „Also hat
Ihre Bemerkung nichts mit diesem Brand zu tun und beruht auf keiner
Beobachtung. Sie haben nur so geredet.“
    Möller
antwortete nicht. Er führte sein Bier an die Lippen. Sie waren grau von Asche.
    „Kann ja
sein, es ist Brandstiftung“, meinte er dann. „Wer will das jetzt sagen. Ich
meine, wir sollten uns vor voreiligen Schlüssen hüten. Erwiesen ist ja noch
nichts.“
    Alter
Dummkopf! dachte Gunter wütend. Den hat wohl sein Job bis ins Rückenmark
abgestumpft.
    „Wollen Sie
einen Schluck?“ Möller rieb mit schwieliger Hand über den Flaschenhals.
    Sein
Angebot war Versöhnung. Um ihn nicht zurückzuweisen, nahm Gunter einen Schluck
aus der Flasche.
    „Danke! Und
weiterhin Hals- und Beinbruch.“
    Möller
nickte. Kummer tupfte mit einem Papiertuch auf die Brandwunde am Kinn. Gunter
wandte sich ab und musterte die Leute.
    War es
sinnvoll, irgendwen zu interviewen (befragen)? Ob vielleicht doch
irgendwer was Verdächtiges bemerkt hatte?
    Ein Taxi
rumpelte heran, hielt in der Nähe, und eine Frau stieg aus.
    Nanu?
dachte er. Was ist denn jetzt los?

16. Die
Schreckensnacht am Froschhauser See
     
    Sie trug
einen grünen Regenmantel mit geknotetem Gürtel und an den Füßen Sandalen. Über
der Schulter hing ihr am Lederriemen eine Tasche. Die Frau sah aus wie —
unverbrauchte — 35. Das blonde Haar war so nach hinten gekämmt, daß es die
Ohren frei ließ. Sie hatte
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