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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein
Autoren: Charlotte MacLeod
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war, trank aus, warf die
Dose auf den Boden und schob seine verräterische Hand in die Tasche seiner
Jeans. Dann zog er sie wieder heraus und sah verwirrt auf das, was er jetzt in
der Hand hielt.
    »Meine Güte, was für ein Zufall«,
zirpte Millicent, die immer noch versuchte, alle bei Laune zu halten. »Sie
nehmen ja dieselben Allergiepillen wie ich!«
    »Den Teufel tu ich! Ich nehme nie
Tabletten!«
    Fesky schleuderte die Packung weit von
sich, und sie landete zwischen den Türgriffen. Shandy ging und hob sie auf. Die
Tabletten befanden sich in einer vorgestanzten Verpackung und konnten einzeln
herausgedrückt werden. Vier Löcher waren bereits leer.
    »Wie oft nehmen Sie diese Tabletten,
Mrs. Peavey?« fragte er.
    »Wie süß von Ihnen, daß Sie danach
fragen. Die meisten Männer interessieren sich nicht für die Probleme einer
Frau. Ich habe eine Pollenallergie. Jedes Jahr um diese Zeit werde ich fast
verrückt deswegen, aber dieses Jahr geht es ganz gut, und ich habe noch nicht
mal geschnieft. Bevor ich herkam, habe ich eine neue Packung gekauft, aber bis
jetzt habe ich sie noch gar nicht aufgemacht, weil ich die Luft hier so gut
vertrage. Nicht, Fergy?« rief sie dem schwergewichtigen Mann zu, der gerade mit
drei Dosen Bier in den Händen vom Wohnanhänger zurückkam.
    »Klar, is’ alles genau, wie du gesagt
hast, Millie. Oh, Professor Shandy. Hallo. Sagen Sie mal, sind Sie nich’
Präsident Svenson, Mister? Würd’ Ihnen ja gern die Hand schütteln, aber ich
hab’ ‘n bißchen viel zu schleppen im Moment. Schnapp dir mal eine, Millie.
Hier, direkt aus’m Eis. Und die hier is’ für dich, Fesky. Entschuldigt mich mal
‘n Moment, Leute, ich lauf eben zurück un’ hol noch ‘n paar Dosen.«
    »Für mich brauchen Sie sich keine
Umstände zu machen«, sagte Shandy. »Ich nehme diese hier.«
    Er streckte seinen Arm aus und nahm die
Bierdose aus Feskys immer noch zitternder Hand. Eine äußerst unhöfliche Geste,
auf die Fergy verständlicherweise heftig reagierte.
    »Hey, nu warten Sie aber mal! Ich hol’
Ihnen von hinten ‘n ganz frisches Bier. Geben Sie man das billige Zeugs lieber
wieder Fesky zurück. Dem is’ sowieso egal, was er trinkt, solang er genug davon
kriegt.«
    »Ich bin allerdings sicher, daß er das
hier nicht mögen wird«, sagte Shandy, der immer noch die Dose außerhalb von
Fergys Reichweite hielt. »Übrigens, wir haben das Stück vom Türgriff gefunden,
das Sie verlegt hatten.«
    »Was? Sie woll’n sich wohl über mich
lustig machen oder so was?« Fergy machte den Versuch, sich in Richtung der
offenen Tür davonzumachen.
    »Ganz im Gegenteil. Der Spaß ist jetzt
endgültig vorbei. Swope! Lewis!«
    Die Hunde hatten Fergy bereits
umgeworfen, bevor Shandy mit Rufen fertig war. Thorkjeld Svenson fluchte ein
wenig, weil ihm ein Rudel Schlittenhunde zuvorgekommen war, und ging dann
hinaus, um nach einem Polizisten zu brüllen.
     

Kapitel
23
     
     
     
     
     
     
    C ronkite Swope hatte Besuch. Der rasende
Reporter vom All-woechentlichen Gemeinde- und Sprengel-Anzeyger für
Balaclava sah bereits wieder bedeutend besser aus als das bleiche Wrack,
das vorgestern vor laufenden Kameras kollabiert war, möglicherweise, weil
Jessica Tate zu den Anwesenden zählte. Shandy konnte zwar die angebliche
Ähnlichkeit zwischen den Augen der jungen Frau und tiefen dunklen Seen nicht
unbedingt nachvollziehen, doch auch er mußte zugeben, daß sie zweifellos zu den
attraktivsten Studentinnen auf dem Campus gehörte, obwohl sich die Teilnahme an
Mrs. Mouzoukas Pastetenkursen nach Shandys ganz persönlicher Ansicht äußerlich
zu manifestieren begann.
    Helen, die Svensons, die drei Arnes’
und Henny Horsefall hatten sich ebenfalls in das kleine Krankenzimmer gezwängt.
Die diensthabende Schwester hätte sicherlich mißbilligende Blicke verteilt,
wenn sie sich nicht selbst ganz in der Nähe aufgehalten und darauf gebrannt
hätte, zu erfahren, was sich denn nun genau abgespielt hatte. Shandy räusperte
sich und begann.
    »Eh, wie Sie alle bereits wissen,
befindet sich der Mann, der bei der Polizei als Ferguson Black bekannt ist,
inzwischen wegen Mordes, versuchten Mordes und dem Töten von Gänsen außerhalb
der Jagdsaison in Polizeigewahrsam. Ich weiß nicht, wann er zuerst den Plan
faßte, die Horsefalls aus ihrem Haus zu vertreiben, um sich dann ihre
Antiquitäten zu verschaffen. Zweifellos hat er ein Auge auf die Möbel geworfen,
als er das erste Mal dort zu Besuch war. Offenbar witterte er seine
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