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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein
Autoren: Charlotte MacLeod
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haben.
    Und wie ausgesprochen süß von ihm, sie
geheiratet zu haben. Es gab vieles, was für Monogamie sprach, dachte sie,
während sie zurück zu ihren Petunien ging. Peter hatte eine neue Kreuzung
gezüchtet, nur weil Helen erwähnt hatte, wie elegant es aussehen würde, Blumen
am Eingang zu haben, die genau denselben rosigen Backsteinfarbton hätten wie
das Haus. Die Farbe war noch nicht ganz perfekt, aber sie würden bestimmt
trotzdem wunderschön aussehen.
    Sobald er genau die richtige Nuance
gefunden hatte, wollte Peter den Blumensamen unter dem Namen »Helens Traum« auf
den Markt bringen und würde sicher wieder einen Batzen Geld damit verdienen.
Vielleicht könnten sie sich davon eine schöne Urlaubsreise leisten. Vielleicht
auf die Galapagos-Inseln, nach Vermillion, Süddakota oder an irgendeinen
anderen exotischen und romantischen Ort. Es sei denn, Peter ließ sich wieder
auf einen neuen verwickelten Fall ein, wozu er wohl gerade auf dem besten Wege
war, wie ihre weibliche Intuition sie vermuten ließ.
    Seit Shandys erstaunliche detektivische
Begabung bekannt geworden war, gab es ständig Leute, die versuchten, ihn dazu
zu bringen, irgendein mysteriöses Geschehen aufzuklären, das sich dann als
völlig harmlos herausstellte. Doch Timothy Arnes geriet für gewöhnlich nicht
wegen Trivialitäten in Panik, und diesmal war er eindeutig außer sich gewesen.
Löschkalk, wie eklig! »Und immerdar frißt brennend Kalk dein Fleisch und dein
Gebein.« Welche Blasphemie an einem Tag wie diesem.
    Helens Freude am Einpflanzen von
Petunien, die einmal ihren Namen tragen sollten, war verflogen. Eine Wolke
verdunkelte die Sonne. Sie fand es nur gerecht und passend, daß das wundervolle
Licht verschwunden war.
    Etwa 15 Minuten später dankte ihr Gatte
drüben in Lumpkin Corners seinem Schöpfer, daß er Helen nicht mitgenommen
hatte. Für die Augen einer Frau war dies kein schöner Anblick, allerdings auch
nicht für die eines Mannes.
    Shandy hielt es nicht für
wahrscheinlich, daß menschliches Versagen die Ursache für den Tod von Spurge
war. Trotz seines hohen Alters war Henny Horsefall genausogut dabei wie immer,
und zumindest eins seiner Augen funktionierte noch hervorragend. Henny war noch
nicht dazu gekommen, die großen, schweren Papiersäcke wegzuwerfen, aus denen er
und Spurge ursprünglich den Kalk für den Streuer genommen hatten. Sie trugen
die Aufkleber »gemahlener Kalk«; Shandy und Tim hatten die Überreste untersucht
und eindeutig festgestellt, daß es sich nur um die harmlose weiße Substanz
gehandelt hatte, die man normalerweise in den Säcken vermuten würde. Unten im
Streuer befanden sich auch noch kleine Klumpen aus normalem Kalk. Offenbar
hatte später jemand den Löschkalk auf die verstopften Öffnungen geschüttet,
aber aus welchem Grund? Wie konnte ein Mensch einem anderen etwas Derartiges
antun?
    »Vielleicht haben die ‘n gar nich’
umbringen wollen«, beantwortete Henny Horsefall die Frage, die Shandy wohl laut
gedacht haben mußte. »Bloß so ‘n verdammter Idiot wie Spurge würd’ doch ‘s
Gesicht genau drüber hängen, wenn’s auf einmal anfängt zu brodeln, oder?«
    »Würdest du vielleicht auch, wenn du
deine verdammte Brille nich’ aufhättst«, sagte seine Tante, die sich nicht
zurück ins Haus hatte schicken lassen. »Würd’ ich vielleicht selbs’ auch, wer
weiß?«
    »Du hättest aber nie im Leben ‘n
Streuer abgespritzt, Tante Hilda.«
    »Bloß weil ich nur ein Paar Hände hab’
un’ nich’ sechs. Aber wie du hier alles rumliegen läßt, hat der Kalk vielleicht
schon so lang gelegen, daß er längs’ schlecht is’.«
    »Das ist unmöglich, Miss Horsefall«,
erklärte Shandy. »Löschkalk ist etwas völlig anderes als das, was Ihr Neffe
benutzt hat. Soweit ich sehe, kann der Löschkalk nur auf einem einzigen Weg in
den Streuer gelangt sein, nämlich dadurch, daß ihn jemand hineingeschüttet hat,
nachdem Ihr Neffe ihn das letzte Mal benutzt hat und bevor Spurge Lumpkin
versuchte, ihn auszuwaschen. Der Heftigkeit der Reaktion nach zu urteilen,
würde ich annehmen, daß der Löschkalk noch nicht lange der Luft ausgesetzt war.
Können Sie sich noch erinnern, Mr. Horsefall, an welchem Tag Sie den Streuer
das letzte Mal benutzt haben?«
    »Ich glaub’, ‘s war Donnerstag.
Jedenfalls so vor vier, fünf Tagen. Ich hab’ Spurge immer wieder gesagt, er
soll’s saubermachen, aber er hat’s immer wieder vergessen.«
    »Hättste dir doch denken können«,
schnaufte seine
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