Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Über Morgen

Titel: Über Morgen
Autoren: Douglas Rushko; Ray Hammond; Scarlett Thomas; Markus Heitz
Vom Netzwerk:
war weiß markiert.
    „Sag mir einfach immer, wie ich fahren soll“, befahl Billy. Er wollte unbedingtschnell ins Studio zurück. Billy war ein sehr erfolgreicher Möbeldesigner, dessen Arbeit in ganz Deutschland und darüber hinaus gefragt war. Im Augenblick war der 31-Jährige dabei, Tische und Stühle für den Konferenzraum einer Kunststofffirma zu entwerfen, die ihren Sitz in der Nähe von Wien hatte. Natürlich würden auch die Möbel aus diesem unübertroffen anpassungsfähigen Material bestehen. Billy drückte auf die Anlassertaste am Lenkrad, und als sich der wasserstoffbetriebene Audi in Bewegung setzte, blendete Speedy die Karte aus.
    Obwohl der Verkehr auf allen Autobahnen und großen Straßen Europas mittlerweile durch ein intelligentes, vernetztes Computersystem gesteuert wurde, fuhren auf den kleineren Straßen die Menschen weiterhin selbst. Deshalb kam es auf Nebenstraßen immer noch oft zu Unfällen und Staus.
    „Bieg nach 200 Metern links ab“, sagte Speedy. „Da vorn ist eine Straßenbaustelle, und ich schlage vor, dass wir sie umgehen.“
    „Sophie ruft an“, sagte VA Sophie in seinem Ohr. Gewohnheitsmäßig langte Billy nach dem Schalter am Steuerrad, um die Stimme seiner Freundin auf das Soundsystem des Wagens übertragen zu lassen. Dann erinnerte er sich wieder. Er nickte, und der Bewegungssensor in seinem Ohrstecker sorgte dafür, dass das Gespräch über sein neues System übertragen wurde.
    „Hallo ...”, sagte Billy.
    „Meine Mutter hatte einen Unfall“, schrie die echte Sophie atemlos direkt in sein rechtes Innenohr. „Sie war beim Wasserskifahren, und ...“
    „Und was?“ rief Billy zurück. Vor sich sah er die Abzweigung, die er nehmen sollte. „Sie ist im Wasser mit etwas zusammengestoßen – und dann hat ein Jetboot sie erfasst. Sie ist am Rücken verletzt.“
    „Wie schwer?“ fragte Billy, während er abbog.
    „Sie ist im Krankenhaus – sie müssen sie operieren“, antwortete Sophie. „Und du weißt ja, was mit ihrem Blut ist. Ich muss so schnell wie möglich nach Nizza.“ In Billys Kopf jagten sich verschiedene Optionen. Am Wochenende zuvor waren Sophie und er auf der Hochzeit in Paris gewesen, und er wusste, dass Hélène und ihr neuer Mann die Flitterwochen in Südfrankreich verbrachten. Und er erinnerte sich auch an das, was Sophie ihm über die ungewöhnliche Blutgruppe seiner Mutter erzählt hatte: Hélène hatte einen seltenen Antikörper, weswegengewöhnliche Bluttransfusionen gefährlich für sie waren.
    „Ich bin schon auf dem Heimweg“, sagte Billy. „Einen Augenblick.“
    Er wies Speedy an, die Stau- und Verkehrslage zu prüfen. Dann befahl er dem Roboterchauffeur, den schnellsten Weg zur Wohnung vor den Toren seiner Heimatstadt Mannheim zu ermitteln, in der er mit seiner Freundin Sophie wohnte. „Ich bin gleich da, es dauert nur ...“
    „Zwölf Minuten“, vervollständigte Speedy den Satz.

    * * *

    „Verflixt noch mal, Paul, gib ihn schon her!“
    Sophie riss dem Roboter den Pullover aus den Händen und faltete ihn selbst zusammen. Ihr war klar, dass ihre schlechte Laune von den Sorgen um ihre Mutter kam, aber die langsame und sorgfältige Art, mit der Paul, der Butler-Bot, das Packen besorgte, machte sie ganz verrückt.

    Alle Haushalts-Roboter waren so programmiert, dass sie langsam und vorsichtig arbeiteten, um die Menschen nicht zu gefährden, doch es gab Zeiten, in denen eine solche Arbeitsweise unangebracht war – zum Beispiel jetzt. Paul interpretierte den Ton richtig, in dem seine Besitzerin sprach, und schaltete sich in den Sicherheitsmodus.
    Sophie Ducasse studierte seit vier Jahren an der Universitätsmedizin Mannheim Medizin, und sie hatte mittlerweile genug gelernt, um sich größte Sorgen um ihre Mutter zu machen. Sie war begeistert gewesen, als ihre Mutter ihr erzählt hatte, dass sie wieder heiraten würde, und obwohl Roger zehn Jahre jünger war als seine Braut, standen Sophies Meinung nach die Chancen ausgezeichnet, dass die neue Beziehung ihrer Mutter halten würde – und dass sie sie glücklich machen würde. Die Hochzeit war wunderbar gewesen, und bis vor wenigen Augenblicken hatte Sophie noch den Nachglanz dieses schönen Ereignisses genossen.

    Roger hatte Sophie angerufen, um sie vom Unfall ihrer Mutter zu benachrichtigen,doch es war klar, dass ihm die Ärzte im Hôpital Saint-Roch in Nizza entweder sehr wenig über die Verletzungen der Patientin gesagt hatten oder dass sie selbst noch nichts Genaueres
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher