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Über Morgen

Titel: Über Morgen
Autoren: Douglas Rushko; Ray Hammond; Scarlett Thomas; Markus Heitz
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wussten.

    Sophie war sich bewusst, dass jede Verletzung des Rückgrats eine Schädigung des Rückenmarks bewirken und dazu führen konnte, dass ihre Mutter ganz oder teilweise gelähmt blieb. Roger hatte nicht einmal gewusst, welche Wirbel im Rücken seiner Frau verletzt waren. Seine neue Stieftochter hatte ihn gebeten, es herausfinden – und sie hatte ihm auch gesagt, dass er die wichtige Information über den seltenen Antikörper im Blut ihrer Mutter weitergeben solle.
    Sophie stand vor dem Spiegel und band ihre langen blonden Haare zu einem praktischen Pferdeschwanz zurück. Dann suchte sie rasch ein paar Toilettenartikel für sich und Billy zusammen und packte fertig, während Paul Abstand hielt – wachsam, aber komplett unbeweglich, wie immer, wenn er sich im Sicherheitsmodus befand.

    Es war kurz vor Mittag und Sophie schätzte, dass sie am frühen Abend in Nizza sein konnten, wenn es ihnen gelang, so schnell wie möglich durch Frankreich zu fahren. In Paris aufgewachsen, hatte Sophie oft die Ferien in Südfrankreich verbracht und war mit den Flug- und Zugverbindungen gut vertraut. Sie war sicher, dass es mit dem Auto am schnellsten gehen würde.
    Was aber, wenn die Ärzte sich entschlossen zu operieren, bevor Sophie eintraf? Als Medizinstudentin wusste sie, dass Rückenverletzungen schnell behandelt werden mussten – aber sie wusste auch, was geschehen konnte, wenn ihre Mutter gewöhnliches Blut bekam.
    Sophie hatte den gleichen seltenen Antikörper im Blut, und vor ein paar Jahren hatte sie Blut für eine Transfusion gespendet, als ihre Mutter an der Gallenblase operiert worden war. Gewöhnliche Bluttransfusionen konnten dazu führen, dass ihre Mutter hohes Fieber bekam oder gar ins Koma fiel.

    Mutter und Tochter sagten oft im Scherz, es sei doch gut, dass Mannheim so nahe bei Paris liegt – „Wir können uns immer Blut spenden, falls es nötig seinsollte“, meinte Hélène gelegentlich, wenn sie auf das Thema Gesundheit zu sprechen kamen. Und jetzt brauchte ihre Mutter tatsächlich das Blut ihrer Tochter, doch es lagen 650 Kilometer zwischen ihnen. Sophie hörte, wie Billy mit seiner ID-Karte das Schloss der Wohnungstür öffnete. Sie griff nach der großen Reisetasche, die sie gepackt hatte, und lief durchs Wohnzimmer.

    * * *

    „Dem Scan nach sind bei Madame Guenier drei Wirbel verletzt“, sagte der Arzt und deutete auf ein Bild auf einem Wandmonitor. „Hier, hier und hier.“
    Roger Guenier fiel ein, dass seine Stieftochter genauere Informationen haben wollte. „Haben diese Wirbel spezielle Namen?“ fragte er.
    „Sie werden mit Buchstaben und Zahlen bezeichnet“, erklärte der Arzt. „Es sind die Wirbel L2, L3 und L4 – im Lendenbereich.“
    Roger notierte sich die Bezeichnungen auf seinem Tablet-PC.
    Wir können natürlich die Frakturen behandeln“, fuhr der Arzt fort. „Die Frage ist jedoch, ob Madame Gueniers Rückenmark geschädigt ist.“
    „Sie müssen operieren?“ fragte Roger besorgt.
    „Ja, und zwar so schnell wie möglich“, bestätigte der Notaufnahmearzt. „Unser leitender orthopädischer Chirurg ist gerade noch mit einem Eingriff im OP beschäftigt. Danach wird er sich die Scans ansehen. Ich nehme an, dass Madame Guenier dann als Nächste operiert wird.“
    Und nun erklärte Roger Guenier so gut er konnte, dass seine Frau einen seltenen Antikörper im Blut hatte und welche Komplikationen sich daraus ergeben konnten.

    * * *

    „Welche Spur- und Geschwindigkeitsoptionen haben wir auf der A35?“ fragte Billy. VA Sophie und Speedy antworteten fast gleichzeitig. „150 Kilometer und 120 Kilometer.“
    Seit der gesamte Verkehr auf den Autobahnen computergesteuert wurde, konnte man wesentlich schneller fahren als zu der Zeit, als noch unberechenbare Menschen die Fahrzeuge gesteuert hatten.

    „Wie sieht es südlich von Straßburg mit dem Verkehr aus?“ fragte Billy.
    Er fuhr manuell, seine tief besorgte Freundin neben ihm. Auf den Nebenstraßen überschritt er die lokalen Geschwindigkeitsbegrenzungen, wohl wissend, dass die Netzwerke ihn entdecken und automatisch Strafzettel ausstellen würden. Doch dies war zweifellos eine Notsituation. Wenn es ihnen gelang, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern zu halten, dann konnten sie bis zum frühen Abend in Nizza sein, hatte Speedy geschätzt.
    „Flüssiger Verkehr auf den ersten 20 Kilometern“, meldete Speedy. „Aber rund um Dijon gibt es große Baustellen.“
    „Lenk mich drumherum“, wies Billy ihn
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