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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord
Autoren: Roy Jensen
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gut gelaunt, denn da konnte man nicht meckern, die dänischen Kumpel hatten wirklich an alles gedacht.
    *
    Zur gleichen Zeit bemühten sich Ben und Nina um ihre Gäste, eine bunte Mischung aus Einheimischen und Sommertouristen. Neben den gängigen Tagesgerichten gab es frisch Gegrilltes vom Rost.
    Familie Schneider aus Berlin befand sich zum ersten Mal hier und freute sich auf ein paar erholsame Ferienwochen.
    Die Kinder waren mit den mitgebrachten Fahrrädern bereits zum Strand unterwegs und die Eltern genossen es, hier draußen an der frischen Luft bei einem Kännchen Kaffee, erst mal unter sich zu sein.
    »Dieses Mal haben wir wohl den richtigen Riecher gehabt, was, Heike? – also mir gefällt’s hier rundum!«, bemerkte Herr Schneider aufgeräumt und biss mit Behagen in seinen Bobbes.
    »Ja, Bernhard, finde ich auch«, bestätigte seine Frau. »Der hausgemachte Kuchen, die freundliche Bedienung, die idyllische Lage hier – einfach top.«
    »Und der Naturstrand ist noch nah genug, um unsere Fahrräder zu nehmen.«
    Herr Schneider, der es gerne ›süß‹ mochte, war gerade dabei, den Zuckerstreuer zu bemühen, als lautes Dröhnen, unterbrochen vom Aufheulen getretener Motoren von der Chaussee herüberdonnerte. Es war wohl eine größere Bikerkolonne, denn es dauerte einige Minuten, bis sich die rundum gequälten Mienen der Gäste vereinzelt wieder aufzuhellen begannen.
    Ehepaar Schneider, dem die Empörung noch ins Gesicht geschrieben stand, wandte sich an Raoul, der geflissentlich gerade den Nebentisch abdeckte.
    »Sagen Sie, kommt das hier öfter vor? Wir sind ganz aus Berlin angereist und wollten hier eigentlich unsere Ruhe haben.«
    »Also, dass hier hin und wieder mal was vorbeikommt, damit müssen Sie leider rechnen«, gab Raoul ehrlich zu, »aber so einen Auftritt haben wir bisher auch nicht gehabt. Ich kann es leider, leider nicht ändern«, Raoul zuckte mit den Achseln, aber in seinem Innern hatte bereits etwas zu Arbeiten begonnen.
    Mit den knappen Worten, ihre Kinder auflesen zu wollen, beendeten Schneiders das für sie unbefriedigend verlaufende Gespräch und machten sich dann auf zum Strand.
    Auf dem Weg nach Langballigau begegneten dem Ehepaar nicht nur hin und wieder weitere Bikergruppen, sondern das Aufkommen hatte sich durch die Nordstraße noch weiter verstärkt, da diese Flensburg und den Kappelner Raum direkt miteinander verband.
    Auch beim Restaurant ›Stranddistel‹ angelangt, war die Präsenz der rustikal in schwarzes Leder Gekleideten nicht zu übersehen, die sich in Richtung Hafenseite in Szene gesetzt hatten.
    Nach dem Gedrängel vor dem Kiosk und dem abenteuerlichen Erwerb von ein paar Krabbenbrötchen begnügte die Familie sich schließlich damit, diese statt wie geplant am Seglerhafen etwas abseits zu verzehren.

    Als am nächsten Tag, einem Sonntag, ab Mittag auf der Langballiger Straße das Getöse wieder losging und die Invasion der Biker auch in den nächsten Tagen nicht merklich nachließ, packten Schneiders entnervt ihre Koffer. Beim Abschied meinten sie noch zu Nina, dass sie unter diesen Umständen besser in Berlin bleiben könnten, denn in ihrer Straße wäre es da allemal ruhiger.
    Nina ging die Absage bis ins Mark, denn sie hatte den negativen Dämpfer für ihr Geschäft erst mal zu verdauen. Nachdem sie abends das Restaurant geschlossen und ihre Gäste soweit versorgt hatten, besprach sie sich mit ihrem Mann.
    »Vielleicht sollten wir ruhig noch Raoul mit dazu holen, denn der bekommt vieles gleich aus erster Hand mit.«
    »Es geht um das Wichtigste, was wir haben, unsere Gäste«, wendete sich Ben gleich ohne Umschweife an Raoul, als dieser Platz genommen hatte. »Leider waren einige mit uns unzufrieden, was wir uns überhaupt nicht leisten können.«
    Raoul nickte ernst und Nina schob nach: »Erzähl mal, lieber Raoul, was unsere Gäste zu den Ruhestörungen am letzten Wochenende meinten.«
    »Also außer Schneiders, die abgereist sind, haben auch noch andere gemeckert«, sprudelte es aus Raoul heraus, »einige wurden richtig bissig und meinten, dann könnten sie ja gleich ein ›Benzinesisches Gericht‹ bestellen, empfanden es als Frechheit, sie so mir nichts, dir nichts diesem Krach auszusetzen.«
    Raoul sah seinen Chef an, der seine Betroffenheit nicht verbergen konnte.
    »Und hast du vielleicht irgendeine Erklärung dafür, warum diese Biker hier sich plötzlich breitmachen?«
    »Könnte schon sein Chef«, murmelte Raoul. »Also, ich hab ja oft auch draußen
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