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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord
Autoren: Roy Jensen
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eher zufällig in der Nähe stand, ließ sich weiter nichts anmerken. Joe, der die ältere Frau mochte, nicht zuletzt weil sie sich so vehement für ihre Mitgeschöpfe einsetzte, wusste, dass ihr sämtliche Äußerungen des Freizeitjägers quer runtergingen.
    Auch Joe gefielen die herbstlichen Ballereien auf den brachliegenden Feldern nicht, doch er wusste – anders als Erika Long – das blutige Geschäft als archaisches Überbleibsel einzuordnen, das eben einige Menschen partout nicht ablegen wollten oder einfach nicht das Vermögen dazu besaßen. Wenn das Bekehren unmöglich blieb – so einmal Erika Long abschließend zu Joe, müsste man die Täter wenigsten in ihre Schranken weisen. Ihre radikale Haltung gab Joe im weiteren Verlauf der Geschichte so einige Male zu denken.
    Es lag in der Natur der Sache, dass beide auf das ganze Ungemach gegenüber Fauna und Flora zu sprechen kamen. Obwohl sich Erika bitter beklagte, wusste Joe, dass diese kleine, wachsame Frau freiwillig nie aufhören würde zu kämpfen, und das imponierte ihm.
    Während Joes Blick über die anwesenden Gäste glitt, war das junge Gründerpaar zu ihm herangetreten. Eigentlich kannte man sich bisher nur von den flüchtigen Alltagsbegegnungen, die sich beim Vorbeifahren, an der Tankstelle oder an der Kasse des Frischemarktes zufällig ergeben hatten.
    »Na, da kann man Ihnen zu dem bisher Erreichten ja nur gratulieren«, eröffnete Joe den zu erwartenden Small Talk. »Und, soweit man es sehen kann, haben Sie ja wohl alles bestens im Griff«, er unterstrich seine Aussage mit einer ausholenden Bewegung seines rechten Armes.
    Ben und Nina schauten sich mit gegenseitigen Anflügen unverhohlenen Stolzes in die Augen, doch Erika, der ein sensibler Seismograf innewohnte, der nicht nur gegenüber ihren Tieren anschlug, bemerkte auch das unsichere Flackern in ihren Augen.
    »Ja, wir haben da schon was auf die Beine gebracht«, ließ sich Ben vernehmen, während sein Körper eine halbe, seitliche Wendung zum Hauptgebäude hin machte und Nina fügte hinzu, dass wohl tatsächlich ihr Traum in Erfüllung gegangen sei, aber Arbeit hätte es weiß Gott genug gekostet.
    »Ja, und mit diesen bis vor Kurzem nur gelegentlich auftretenden Erscheinungsformen«, Nina warf einen unwilligen Blick zur nahen Chaussee hin, wo gerade das ohrenbetäubende Aufheulen mehrerer Motorräder zu hören war, »haben wir uns, nachdem wir einige Sandwälle aufgeschüttet und anschließend dicht bepflanzt haben, bisher einigermaßen arrangiert.«
    Joe registrierte genau die Verharmlosung, die in Ninas letzten Worten zum Ausdruck kam. Denn sensibilisiert durch seinen Vater und der Tatsache, dass sie ebenfalls direkt an der Langballiger Straße wohnten, war ihm die verstärkte Präsenz des Biker-Aufkommens natürlich nicht entgangen. Dennoch zog er es vor, dieses wegen des Festes jetzt nicht zu thematisieren, obwohl es ihm auf den Nägeln brannte.
    Während Ben und Nina weiter ihre Runde machten, schienen sich die Menschen hinreichend beschnüffelt zu haben. Die illustre Gesellschaft verhielt sich, da sowohl für das leibliche als auch für das geistige Wohl gesorgt war, zunehmend lockerer und gelöster.
    Den Kindern wurde ausreichend Abwechslung geboten. Neben einer Hüpfburg, die einem mittelalterlichen Gebäude nachempfunden war und bei den kleinen Burgfräuleins und den tapferen Raubrittern auf regen Zuspruch traf, gab es die Möglichkeit Tischtennis, Federball oder Krocket zu spielen. Ein paar der kleineren Gäste fütterten die Ponys von der angrenzenden Weide mit Äpfeln oder waren auf ein adäquates Gegenüber gestoßen und in angeregtes Geschnatter vertieft. Zumeist wurde jedoch auf dem weitläufigen Grundstück Verstecken gespielt, während Raoul aus einem nostalgisch anmutenden Eiswagen leckere bunte Fruchtkugeln auf knusprigen Tütenwaffeln gratis feilbot.
    Ein Teil der erwachsenen Gäste war mittlerweile über das gesamte Anwesen verstreut. Andere hatten es sich auf den Gartenstühlen an der Tafel direkt vor dem Hauseingang bei einem zweiten Frühstück bequem gemacht. Mehrere Paare mit ihrem Nachwuchs waren um Erika Long geschart, die ungewohnt gelöst einige Fallgeschichten aus ihrer langjährigen ›Tierhelferei‹ zum Besten gab.
    Hinz Henningsen wusste sich vor seinem willigen Gefolge weiter in Szene zu setzen. Er schien allerdings einen ebenbürtigen Zotenreißer gefunden zu haben, wie sein ausnahmsweise andächtiges Lauschen und das gemeinsame finale Schenkelklopfen
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