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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh
Autoren: Ilaria Palomba
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Körper nicht mehr unterscheiden kann. Ihr wird heiß, sehr heiß, sie schwitzt, ihre Beine zittern. Ihre Lippen sind kalt, eiskalt, und sie schwitzt weiter.
    Was passiert?
    Vor ihr steht eine hässliche, magersüchtige Frau, bei der beim Tanzen die Knochen knirschen. Stella sieht, wie der Oberarmknochen aus der Schulter herausspringt. Dasselbe mit der Wirbelsäule – beim Hüpfen kann man sie durch das T-Shirt sehen, und es scheint, als würde sie aus dem Körper herausragen.
    Scheiße, was ist das für ein Ungeheuer?
    Die Frau dreht sich um, und Stella kann jetzt deutlich ihr Gesicht sehen. Ihre Mundwinkel hängen herab, wie ein Lächeln verkehrt herum. Sie trägt ein graues T-Shirt, aus dem die Rippenknochen durchblicken. Die Augen sind nach unten gewandt, und ihr Gesicht scheint das eines Aidskranken im Endstadium, fast ohne Haut, ein Bündel Muskeln und Knochen. An den Mundwinkeln brauner Schorf. Die Frau nähert sich ihr und redet in einem unverständlichen Kauderwelsch.
    Was willst du von mir?
    Stella fängt an, stark zu zittern. Die Frau ist so nah, dass sie die Spitzen der Knochen auf ihrer Haut spüren kann sowie den Kadavergeruch. Sie redet weiter auf sie ein, wiederholt die Wörter, aber Stella kann den Sinn nicht erkennen.
    Vielleicht ist sie der Tod. Er ist gekommen, um mich mitzunehmen.
    Stella zittert und schwitzt, ihre Lippen sind gefroren, sie hört auf zu tanzen. Der Schmerz in der Brust ist wie der Stich einer Nadel, er reicht hoch bis zur linken Schulter und strahlt bis in den Arm.
    Bin am Sterben.
    Sabino, der Fixer, sieht das Mädchen bleich werden und sich schütteln. Er nimmt sie und schleppt sie ins Auto, während sie weiter mit aufgerissenen Augen diese Frau anstarrt.
    »Stella, wie viele hast du davon genommen? Ich habe dir doch gesagt, du sollst vorsichtig damit sein, das war Amphetamin, verdammt!«
    Sabino legt Stella ins Auto.
    Sie schlottert und Schweiß fließt aus ihr, der ihr wie Blut vorkommt. Der Schmerz in der Brust kommt und geht, ein Arm scheint wie gelähmt.
    »Hilfe!« schreit sie zitternd, ohne zu wissen, wer neben ihr steht.
    Sabino, der Fixer, hebt etwas vom Boden auf.
    »In solchen Fällen kann man nur eins machen.«
    Er reicht ihr die Spritze, mit der er sich gerade selbst einen Schuss gesetzt hat, und streckt ihren Arm.
    »Bitte, sorg dafür, dass ich runterkomme!«, schreit Stella, die das Gefühl hat, dass ihr Herz kurz davor ist zu platzen.
    Sabino greift Stellas Arm, streift ein Haargummi von seinem Handgelenk und bindet damit ihren Unterarm ab. Dann, nach zwei gescheiterten Versuchen, steckt er ihr die Nadel in die Vene. Er drückt den Kolben, die Spritze entleert sich. Sie kommt langsam wieder zu sich.
    Gott, danke.
    Stella spürt ein angenehmes Gefühl, das sich vom Bauch wie einKitzeln im ganzen Körper ausbreitet. Sie ist müde und merkt, wie sie sich einem schwarzen Loch nähert, aber sie lässt sich in diesen Schlund hineinsinken, als fiele sie in eine weiche, unendliche Matratze.
    Ja, mir geht’s gut ...
    Sabino sieht, wie Stella die Augen aufreißt, Schaum aus ihrem Mund dringt. Er wird nervös.
    »Scheiße, sie hat eine Überdosis!«
    Ja, ich genieße ...
    Sabino fängt an, Stella zu ohrfeigen, die ihre Farbe verliert und auskühlt.
    »Komm schon, Stellina, komm, los jetzt ... Scheiße ... Mist ...«
    Wie schön ...
    Er greift Stellas kalte Wangen fest mit den Händen, drückt die Finger kräftig hinein, schaut in diese weit geöffneten starren Augen.
    »Komm schon, Stella, hey, komm zu dir!«
    Ich schwebe auf einer Wolke.
    Sabino schwitzt stark, ist in Panik vor Sorge. Er sieht aus dem Fenster, dann zu Stella, der Schaum aus dem Mund kriecht, die blau, eiskalt wird.
    »Verdammte Scheiße, Hiiiilfe!«
    Die Blumen im Himmel.
    Er legt das rechte Ohr an Stellas Herz. Hört nichts.
    »Sie kommt nicht wieder zu sich, diese Scheißtussi.«
    Mir geht’s gut, es kitzelt, wie schön.
    Er ohrfeigt sie nochmals, aber sie bleibt steif und still und furchtbar bläulich.
    »Scheiße noch mal, was mach’ ich jetzt?«
    Ich fliege.
    Stellas Lippen sind ganz blau.
    »Scheiße, die stirbt jetzt hier in meinem Auto!«
    Ohne weiter zu überlegen, macht er den Motor an, fährt zur Hauptstraße und legt Stellas Körper dort auf den Asphalt.
    Sie sieht ein blendendweißes Licht und fühlt sich leicht, leicht, körperlos, so leicht, dass sie fliegen kann.
    Ja, wie schön, ich fliege ...
    Ein dumpfes Geräusch. Ein Knall. Hände.
    »Sie kommt wieder zu sich«, sagt eine
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