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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh
Autoren: Ilaria Palomba
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sieht der Silhouette seiner Freundin nach, die langsam ausfranst, im Dunkel der Bäume. Sabino, der Fixer, ein ausgemergelter Kerl mit Lippenpiercing und einer Mütze voller Anstecker, klopft ihm auf die Schulter und lallt etwas wie: »Nur nicht darüber nachdenken.« Stella ist hinter dem Tor verschwunden.
    Der Blonde mit dem Blick eines Hurensohns fordert die Mädchen auf, näher zu kommen. »Ich hab’ was für euch.«
    Seine Stimme ist ganz anders als die seines Entenkumpels. Es ist die Stimme eines Jünglings, süß und sinnlich. Er fummelt mit der Hand in der rechten Jeanstasche und zieht ein weißes Tütchen heraus. Er öffnet es, hält ihnen die offene Hand hin, fixiert Stella und sagt: »Bedient euch.«
    Sie zuckt vor Schreck zusammen. Unter seinem eisigen Blick fühlt sie sich nackt. Carla tupft mit dem Finger in die weiß-rosa Kristalle und steckt ihn dann in den Mund.
    »Was ist das?«, fragt sie.
    »Warst du schon mal in Berlin?« Der Blonde guckt Stella an, als wolle er sie zum Duell herausfordern.
    »Nein, warum?« Sie erwidert seinen Blick.
    »Das ist dein Flugticket«, sagt er.
    Ohne die Augen zu senken, steckt sie den Zeigefinger in die Tüte. Sie spürt die Körner an der Fingerkuppe, sammelt sie auf. Leckt sich den Finger. Lutscht ihn ab. Der Blonde lächelt. Sie schluckt den bitteren Geschmack herunter und unterdrückt die Übelkeit.
    Kompliment, Stella, das ist der erste Trip deines Lebens .
    »Fährst du mit uns?«, fragt er sie.
    »Nein«, antwortet ihm Carla verärgert, »sie fährt bei uns mit. Außerdem ist sie ver-ge-ben!«
    Der Blonde und Daffy Duck steigen in einen grünen Citroën. Stella folgt den Mädchen zu einem grauen Fiat Uno. Sie setzt sich nach hinten. Das Mädchen, das am Steuer sitzt, tastet nach Carlas Kinn, zieht sie zu sich und küsst sie.
    Und ich?
    »Stört dich das?«, will Carla wissen.
    Die andere lässt das Auto an. Stella betrachtet Carla eingehend: die ultrakurzen Haare, das Piercing unterhalb ihres Mundes und die blauen Augen. Sie betrachtet sie eingehend und denkt, dass die Frau ziemlich cool ist. Eine, die weiß, was sie will. Eine mit Arsch in der Hose.
    »Nee, gar nicht ...«, antwortet Stella.
    »Die Sache ist, dass wir richtig enge Freundinnen sind, verstehst du?«, sagt Carla mit einem Lächeln. »Wir mögen uns sehr.«
    »J-ja, klar, verstehe ...«
    Das Auto lässt das Industriegebiet hinter sich, durchquert den Olivenhain und hält auf einem freien Platz, wo auch andere Autos stehen. Carla fragt Stella nach ihrer Handynummer, nur so, für den Fall, dass sie sich in der Menge verlieren.
    »Wir sind da. Lasst eure Jacken hier, drinnen werden sie geklaut«, sagt sie.
    Sie lassen die Jacken im Auto. Steigen aus. Gesellen sich wieder zu den Typen. Die Musik hämmert von innen gegen die Wände des rosa Gebäudes, und vor der Tür wartet eine lange Schlange.
    Das Mädchen, das am Steuer saß, zieht ein paar Kärtchen hervor und bedeutet den anderen, ihr zu folgen. Sie zeigt den Gorillas am Eingang die Karten, und die winken sie durch. Stella hat den Eindruck, an eine Gruppe von VIPs geraten zu sein.
    Das Lokal ist überfüllt. Die Musik ohrenbetäubend. Weiße Lichtblitze zerreißen die Dunkelheit.
    Stella kann kaum die Gesichter der Leute erkennen. Sie sind bloß verworrene Umrisse. Und sie selbst hat Bauchschmerzen. Es sind keine richtigen Bauchschmerzen, eher ein Ziehen, das immer dann auftritt, wenn man in Situationen kommt, die man nicht kennt. Ein Schmerz in den Gedärmen, so plötzlich wie eine Kolitisattacke.
    »Suchen wir etwas?«, schreit sie.
    »Was willst du denn suchen«, schreit Carla.
    »Ich weiß nicht, irgendetwas. MDMA ...«
    »Vielleicht hat Marco noch ein bisschen.«
    Sie drängt sich zwischen den Silhouetten nach vorn. Erreicht das Mischpult. Die Boxen vibrieren. Die Leute toben. Sie schließt die Augen. Vor ihr – der Blonde. Er verströmt einen ganz eigenen Geruch: Es ist nicht nur Aftershave, eher wie der Geruch von Haut, die nach anderer Haut verlangt. Ein Geruch nach Sex. Er drückt sein Becken gegen das von Stella, und sie spürt die Kraft der Berührung.
    »Ich habe Lust«, flüstert sie ihm ins Ohr, »auf Drogen.«
    »Ich habe alles, was du willst«, antwortet der Blonde und holt das Tütchen raus.
    Er steckt den Finger hinein und legt ihn sich dann auf die Zunge.Stella schließt die Augen. Ihre Lippen streifen sich. Der Geschmack seines Mundes mischt sich mit dem von Stella. Sie saugt die Droge von der Zunge des Blonden. Er ist
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