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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh
Autoren: Ilaria Palomba
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Stimme.
    »Ich bin gestern hergekommen, um den Stoff abzuholen, aber dann bin ich im Auto eingeschlafen.«
    Stella senkt die Augen, um ihre Bestürzung zu verbergen.
    Der dreckige Bastard verkauft also sogar Heroin.
    »Ich hab’ diese Party gesucht, hier in der Nähe, ich wollte eigentlich gestern Nacht dahin gehen, aber dann ...«
    Ich nehme an, du warst so dicht, dass du mit der Spritze im Arm eingepennt bist, nicht wahr, Sabino?
    »Verstehe,« sagt sie, »und was hast du jetzt vor?«
    »Dann gehe ich eben jetzt auf die Party, wen juckt’s, die geht sowieso drei Tage, willst du mit?«
    Klar, so, wie ich aussehe, kann ich nirgends hin.
    »Keine Ahnung.«
    »Ich leihe dir meine Jeans und ein frisches T-Shirt.«
    Frisch ist ein großes Wort, fehlt nur noch, dass ich die Sachen von Sabino, dem Fixer, anziehe.
    Stella schaut an sich hinab: alles Dreck. Sie schaut hinauf zum Himmel, zieht ein bisschen Nasenschleim hoch.
    Was soll mir noch passieren?
    »Sabino, weißt du was? Ich komm mit auf die Party.«
    Stella steigt ein, schiebt mit dem Fuß eine gebrauchte Spritzebeiseite, Sabino gibt ihr eine breite, am Knie zerrissene Jeans, ein kurzärmeliges T-Shirt mit dem Logo der Exploited (ein Schädel mit Irokese) darauf. Er wartet, bis sie fertig ist, dann steigt er ein und fährt los.
    Das Auto ist abgesoffen.
    Das kann ja heiter werden!
    »Keine Sorge, die Kiste braucht immer ein bisschen Zeit, um loszufahren, aber dann geht sie ab wie eine Rakete.«
    Wenn du das sagst.
    Sie nutzt die Gelegenheit, um das Make-up aufzufrischen und die Haare etwas zurechtzumachen. Sie betrachtet ihre Kleidung.
    Von der Nutte zur Punkabbestia, was für eine Wende.
    Endlich fährt das Auto los, ruckt vor und zurück, schüttelt sie durch. Stella beobachtet Sabinos Augen, die sich, wenn er drauf ist, unabhängig voneinander bewegen.
    Er ist drauf.
    Von irgendwoher kommt dieser ranzige Mozzarellageruch, aber sie weiß nicht, ob es vom Auto oder von seinen Klamotten herrührt.
    »Wolltest du allein auf die Party gehen?«, fragt sie und blickt in die Weingärten, die gerade am Fenster vorbeischießen. Sie schluckt den Kotzgeschmack herunter, der ihr noch immer im Mund liegt.
    »Bin immer allein.«
    »Und deine Freunde von der Piazza Umberto?«
    »Was für Freunde? Die würden dir sogar die Unterhose klauen, um eine Dosis zu kaufen.«
    Warum? Du nicht?
    »Scheißleute mit verbranntem Gehirn«, sagt er. Stella schluckt.
    Du dagegen bist ein echter Gentleman.
    »Sabino, an meinen Geburtstag hattest du mir was versprochen, erinnerst du dich?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Du hast mir gesagt, du würdest auf die Party gehen, um deine Deals zu erledigen, und ich bekäme alles umsonst, alles, was ich will, das hast du gesagt ...«
    Er betastet sich die Jeans, holt ein weißes Tütchen und reicht es Stella.
    »Such mal eine CD-Hülle und leg zwei Lines.«
    »Was ist das?«
    »Nexus, neues Zeug.«
    Aber ja, mir ist sowieso alles komplett scheißegal, was soll mir noch passieren?
    Stella legt die Lines, Sabino zeigt mit dem Finger auf das Röhrchen. Sie zieht zuerst, dann er, beim Fahren.
    Sie erreichen den Ort, der eine Art verfallener Turm mitten auf dem platten Land ist. Eine Mauer aus Boxen, drei Meter hoch, eine Gruppe Technoraver direkt an den Boxen und ein ausgeflippter DJ, der lauter Knaller spielt: Speed Kore, French Kore, Industrial Techno. Heavy stuff.
    Sabino reicht Stella ein Tütchen grüner Pillen.
    »Für dich, Blondie, aber sei vorsichtig, die sind heftig.«
    Das von dir zu hören, ist doch lächerlich.
    Sie wirft gleich zwei ein und spült sie mit einem warmen, schalen Bier herunter. Sie steigen aus dem Auto und steuern auf die Soundmauer zu. Der Fixer bleibt stehen, schaut Stella an, barfuß und in seiner Kleidung.
    »So gefällst du mir wirklich, kleine Punkerin.«
    Sie lächelt.
    Klar, ab morgen ziehe ich mich nur noch wie eine Punkabbestia an, um sicherzugehen, dass mich niemand mehr anfasst.
    Sie stürzt sich in die Menge und beginnt zu tanzen. Die Schmerzensind verschwunden. Die Bässe in den Ohren, elektrische Entladungen in den Eingeweiden, dieses Gefühl von Leichtigkeit und Benommenheit, das alles, nur um an nichts zu denken.
    Nichts kann mich zerstören.
    Stella nimmt noch zwei Pillen aus dem Tütchen und steckt sie sich in den Mund. Sie klaut einem an die Box geklebten Raver die Flasche Bier. Trinkt. Schluckt das Zeug runter.
    So macht sie weiter, schluckt immer zwei Pillen auf einmal, bis sie die Gesichter, Töne und
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