Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh
Autoren: Ilaria Palomba
Vom Netzwerk:
süß, dieser Kuss. Süß und bitter gleichzeitig. Stella fühlt sich frei. Sie fühlt, dass sie all das machen kann, was sie ihr immer verboten haben. Sie fühlt eine ungeheure Lust, sich über alles, was man ihr gesagt hat, hinwegzusetzen, Lust nach mehr, viel mehr. Sie will den Geruch dieses Mannes auf ihrer Haut. Sie fühlt, wie ihr die Begierde die Eingeweide zusammenzieht. Sie küsst ihn erneut.
    Was ist das denn, das Paradies der Sinne?
    Der andere Kerl nähert sich ihr und versucht, sie ebenfalls zu küssen. Sie stößt ihn weg, zeigt mit dem Finger auf den Blonden und sagt: »Mir gefällt er.«
    Falls außer ihm jemand versucht, mich zu küssen, wird er dafür bezahlen.
    Der andere zieht beleidigt ab und lässt sie allein.
    Stella tut etwas, das sie irgendwann einmal in einem Film gesehen hat: Sie legt ihre Hand auf die Brust des Blonden, lässt sie unter sein Hemd wandern und presst sie dann auf seine Haut. Sie schließt die Augen. Er geht ihr mit der Hand in die Hose, unter den Slip, bis zu den Schamhaaren, lässt dort seine Finger kreisen.
    Du kommst aber schnell zur Sache.
    Sie tanzt weiter, seine Finger in ihrem Slip. Sie schiebt ihr Becken nach vorn. Die Zartheit, dieses Berühren und Nichtberühren, ein Kribbeln ergreift sie, sie ist schon feucht. Sie fühlt Liebe und Hass, Krieg und Frieden, Verlangen und Angst. Sie ist verloren. Sie liebt ihn. Obwohl sie nichts von ihm weiß. Sie begehrt ihn. Ihr gefällt dieser Blick eines Hurensohns auf ihrem Körper. Ihr gefällt der Geruch, der ihn umgibt, seine Art, ihr zwischen die Beine zu fassen, als ob er ihren Körper besser kennt als sie selbst.
    Und du bist ziemlich gut, verdammt!
    Sie taumelt. Verliert das Gleichgewicht. Hört keine Musik mehr. Sieht keine Lichtblitze mehr, die die Dunkelheit unterbrechen. Sie spürt nichts anderes als Lust. Sie keucht. Sie klammert sich an ihn. Sie stöhnt.
    Was ist mit mir los? Hör bloß nicht auf.
    »Ich krieg Lust, mit dir zu schlafen«, flüstert er, »komm, lass uns Liebe machen.«
    Liebe?
    Sie nickt.
    Der Blonde beugt sich zu seinem Freund. Er flüstert ihm etwas ins Ohr. Der andere händigt ihm gereizt die Schlüssel aus.
    Stella und der Blonde verlassen das Lokal. Sie weiß nicht, ob sie vor Kälte oder wegen der Drogen zittert oder weil sie gerade im Begriff ist, es mit einem Fremden zu machen. Er geht schnell, ohne auf sie zu warten. Dunkelheit. Stille. Kälte.
    Wenn du auf mich wartest, darfst du vielleicht ran.
    Bäume. Das Auto ist weit entfernt von den anderen geparkt. Stella friert. Schaudern. Schwindel.
    Was für ein Licht: als würden gleich Außerirdische landen.
    Der Blonde öffnet die Tür des Citroëns, steigt ein. Sie hinterher.
    »Wohin fahren wir?«, fragt er.
    »Keine Ahnung.«
    Ich bin zu fertig, um zu denken.
    Er lässt das Auto an. Biegt in einen Feldweg ein. Stella verschränkt die Arme vor der Brust. Schluckt den bitteren Geschmack des MDMA hinunter. Starrt auf die Straße.
    Der Blonde fährt an die Seite. »Ziehen wir eine Line?«
    Sie nickt.
    Er nimmt eine CD-Hülle, kippt das Tütchen darüber aus, zerdrücktmit einer Karte die Kristalle, rollt eine Banknote zusammen und steckt sie sich in die Nase. Dann hält er inne.
    »Ach, sorry«, er reicht sie Stella, »Ladies first.«
    Sie weiß nur zur Hälfte, was sie machen soll. Und auch das nur aus einem Film. Einen Augenblick lang fühlt sie sich wie eine Kriminelle. Und sie ist sich nicht sicher, ob ihr die Sache gefällt oder nicht. Aber aufregend ist es.
    Spiel jetzt nicht das unerfahrene, junge Ding, los, zieh dir das rein.
    Sie steckt sich die Banknote in die Nase und zieht so stark sie kann. Die Nasenflügel brennen. Sie macht die Augen zu. Atmet. Alles dreht sich. Sie will sich übergeben, unterdrückt es. Schluckt es runter. Seufzt.
    Bald werde ich mich nicht mehr erinnern, wer ich bin. Na toll.
    Der Blonde zieht seine Line und verstaut die Utensilien. Er beugt sich über sie, legt ihr die Hand in den Nacken und küsst sie. Warme Wogen durchströmen ihren Unterleib, und sie spürt ein starkes Verlangen zwischen den Beinen. Er streichelt sie dort, sie schiebt ihre Hand in seine Hose. Streift seine Leiste. Die Schamhaare. Das Glied. Sie packt es. Beginnt, die Hand auf und ab zu bewegen. Es reagiert nicht. Sie stoppt.
    Besser so. Ich war drauf und dran, Scheiße zu bauen.
    »Komm, macht nichts«, sagt sie.
    »Nein«, sagt er, die eisblauen Augen auf sie geheftet, »ich gehe hier nicht weg, bis wir miteinander geschlafen haben.«
    Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher