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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh
Autoren: Ilaria Palomba
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Nummer, und wenn du Lust hast, rufst du mich an, ok?«
    Sie nickt.
    Klar, natürlich rufe ich dich an. Worauf du dich verlassen kannst.
    »Woher kommst du?«, fragt sie ihn.
    »Sarignano. Es ist spät geworden, schau«, sagt er mit einem Blick aus dem Fenster. Es dämmert.
    Er lässt das Auto an.
    Schweigen. Schweigen. Ein Blick.
    »Jetzt wirst du schlecht über mich denken.«
    Marco fährt langsamer. Sieht sie an. »Nein ...«
    »Das ist das erste Mal, dass mir so was passiert.«
    »Bei mir nicht, aber so war es noch nie.«
    Sie lächelt.
    »Und außerdem habe ich ihn noch nie betrogen. Wir sind jetzt zwei Jahre zusammen, und das ist mir noch nie passiert.«
    Marco schweigt. Er grinst dreckig, und das macht ihn noch attraktiver. Beim Zero sind die Rollläden schon unten, davor parkt kein einziges Auto mehr. Daffy Duck steht allein da, wartet, dass sein Kumpel ihm den Wagen zurückbringt. Marco hält neben ihm. Stella steigt aus. Jetzt, da sie darüber nachdenkt, weiß sie nicht, wie sie nach Hause kommen soll; außerdem hat sie ihre Jacke im Auto der Mädchen liegenlassen. Marco wirft die Fahrertür zu und kommt zu ihr.
    »Ein letzter Kuss.«
    Sie umarmen und küssen sich vor Daffy Duck. »Marco, verdammte Scheiße, lass uns endlich abhauen«, sagt er.
    Marco verabschiedet Stella, die ihn an der Schulter festhält. »Könntet ihr mich nicht ein Stück mitnehmen?«
    »Wo wohnst du?«, fragt Daffy.
    »Hier in der Nähe, hinter der Brücke, ist nicht weit.«
    Sie steigen wieder ein und fahren in Richtung von Stellas Wohnung. Im Auto reden die beiden Jungs über Musik, Partys und erwähnen die Namen von Mädchen. Ab und zu drehen sie sich zu Stella um und fragen nach dem Weg. Stellas Wohnung ist nah, sie kommen viel zu schnell an.
    Vielen Dank auch für eure Mühe.
    Sie steigt aus, öffnet das Tor, bleibt dahinter stehen und schaut dem Citroën hinterher, der langsam die Straße hinauf davonfährt. Noch spürt sie Wogen der Lust, überkommen sie Hitzewellen von demMDMA. Sie hat ein unendlich breites Lächeln im Gesicht und denkt nur an seine Telefonnummer. Sie starrt auf ihr Handy, sucht Marcos Nummer und klingelt ihn an. Er antwortet sofort.
    Ich will ihn ja gar nicht wiedersehen, ich will nur, dass er mich nicht so schnell vergisst.
    Stella öffnet die Haustür, steigt in den Aufzug und betrachtet sich dort im Spiegel: Mit den riesigen Augen und den stark erweiterten Pupillen sieht sie verdammt gut aus, findet sie.
    Sie betritt die Wohnung auf Zehenspitzen, um ihre Eltern nicht zu wecken. Zieht ihre Schuhe im Flur aus, geht in ihr Zimmer, lässt die Tür angelehnt, um keinen Lärm zu machen. Sie holt ihr Heft aus der Schublade und schreibt alles auf, alles, was ihr heute Nacht passiert ist, haarklein, bis ins letzte Detail.
    Sie hört Schritte im Nebenzimmer. Die Stimme ihres Vaters. Eine Tür wird zugeschlagen. Sie macht das Licht des Globus aus und schlüpft unter die Decke. Schläft nicht. Drückt das Heft an sich. Sie ist auf Reisen.
    Bald werden sie zur Arbeit gehen. Halt durch.
    Das Geräusch einer Schiebetür. Sie stellt sich schlafend. Ihre Mutter betritt das Zimmer. Sie schaut sie an. Kommt näher. Sie mustert Stella eingehend.
    Halt deine Augen geschlossen.
    Ihre Mutter ist so nah, dass Stella ihren schalen Frühmorgenatem riechen kann.
    Augen zu!
    Ihre Mutter legt Stella sorgfältig die Bettdecke über und geht hinaus. Wasserrauschen. Besteckgeklimper. Stühlerücken.
    Sie wartet auf das Geräusch der zuschlagenden Wohnungstür, ehe sie aus dem Bett steigt.
    Ein neuer Tag, ein neues Ich.

DER FREAK
    Die Tür des Badezimmers ist durchsichtig. Wie alle Türen bei Stella zu Hause. Um in jedem Fall ungestört zu sein, hat sie die Korridorund die Badezimmertür abgeschlossen. Das Wasser strömt über ihre Haut. Stella greift sich einen blauen Schwamm von der Duschablage. Sie will den Rasierer woanders hinlegen. Er rutscht ihr aus der Hand und schneidet ihr in die Fingerkuppe. Sie fährt sich mit dem Schwamm über die Schultern. Über den Bauch. Zwischen die Beine.
    Sie betrachtet sich. Streichelt sich. Misst ihre Taille mit den Händen. Schaut sich das dunkle Haarbüschel zwischen den Beinen an. Denkt an Marcos Finger, wie sie sich durch ihre Schamhaare schmuggeln. Sie verspürt Lust.
    Ich will ihn nicht wiedersehen. Er interessiert mich gar nicht.
    Sie hebt den Rasierer vom Boden der Dusche auf und fährt damit unter dem Bauchnabel entlang. Dann zwischen den Beinen.
    Aber, wenn es so weit kommen sollte ... dann
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