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TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine

TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine

Titel: TTB 111: Im Banne der Zeitmaschine
Autoren: Keith Laumer
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aussahen. Als die Männer auf der Jagd waren, machte ich mich an die Arbeit und verbrannte das ganze Zeug, mit dem sie vollgestopft waren. Die Leute waren ziemlich wütend, aber ich machte ihnen klar, daß ich den Befehl dazu von dem Großen Geist bekommen hätte. Nur der Zauberdoktor war nicht damit zufrieden, sondern besaß sogar die Unverschämtheit, mich öffentlich einen Lügner zu nennen. Stellt euch das vor!«
    »Wirklich unerhört, nachdem du doch angeblich nur auf höheren Befehl gehandelt hattest«, stimmte Chester zu.
    »Na, das Problem war schnell gelöst. Nachdem ich den Kerl zum See geschleppt und ihn hineingeworfen hatte, beschwerte sich niemand mehr.«
    »Dann hast du aber Glück gehabt. Soviel ich weiß, können diese Schamanen gefährliche Gegner sein.«
    »Oh, ich hatte noch niemand Schwimmunterricht erteilt.«
    »Soll das heißen, daß der arme Kerl ertrunken ist? War das nicht ein bißchen zu drastisch, Case?«
    »Vielleicht. Aber ich überlegte mir, daß man mit halben Maßnahmen nicht weit kommt. Schließlich hatte ich doch recht – warum sollte ich mich also von dem kleinen Affen herumschubsen lassen? Ein erfolgreicher Diktator darf kein Schwächling sein, wenn er auf Widerstand stößt. In gewisser Beziehung habe ich nur meine dem Allgemeinwohl dienenden Reformen verteidigt.«
    »Hübsch gesagt«, meinte Chester beifällig.
    »Ich will ganz ehrlich sein – das Allgemeinwohl war mir ziemlich gleichgültig. Ich wollte nur dafür sorgen, daß ich gemütlich leben konnte. Ich mag keine schmutzigen Leute – deshalb mußten sie sich waschen. Ich wollte ihren Lebensstandard heben, damit sie Zeit für die Dinge hatten, die ich ihnen beibrachte – und die mir indirekt wieder zugute kamen.
    Seit dem Tag, an dem ich den Zauberdoktor in den See geworfen habe, ließ ich den Großen Geist allmählich immer mehr aus dem Spiel. Die Jüngeren brauchen keinen Ansporn mehr; sie arbeiten aus eigenem Interesse. Sie lernen rasch. Ich wäre keineswegs erstaunt, wenn einer von ihnen demnächst die Chemie erfindet – oder eine Dampfmaschine oder die Medizin.«
    »Aber ein Tyrann ...«
    »Jeder Tyrann, der sich hier etablieren will, muß sich sehr in acht nehmen, damit er keine unpopulären Maßnahmen trifft«, sagte Case. »Die Leute hier sind mit mir zufrieden, weil sie von mir lernen können. Im Grunde genommen sind sie nämlich genauso egoistisch wie ich. Der nächste Boß hält sich hoffentlich an diese Regeln – sonst leistet er bald dem Zauberdoktor Gesellschaft.«
    »Die Sache scheint gut zu funktionieren«, meinte Chester nachdenklich. »Aber ich habe trotzdem das Gefühl, ein bißchen mehr Idealismus könnte nicht schaden. Was passiert, wenn einmal schlechte Zeiten kommen – ein Waldbrand, eine Seuche oder sogar eine Klimaveränderung?«
    »Was du unter Idealismus verstehst, ist hier nicht zu gebrauchen. Die Leute wissen alle genau, was sie zu tun haben und was sie wert sind. Mit dieser Einstellung fahren sie besser als mit schönen Sprüchen, die doch keine praktische Hilfe bedeuten.«
    »Wie steht es mit der Kunst? In dieser materialistischen Atmosphäre ...«
    »Alle ganzen und singen. Einige malen, andere töpfern, und der Rest schnitzt. Einzelne sind besser als die anderen, aber alle betätigen sich – und das ist entscheidend.«
    »Hier wohnen anscheinend nicht viele Menschen«, stellte Genie fest. »Wahrscheinlich nicht mehr als dreihundert.«
    »Zu viele Menschen bedeuten zu viele Probleme. Wir haben ein Dutzend andere Dörfer im Umkreis von fünfzig Kilometern gegründet – aber keines hat mehr als dreihundert Einwohner. Jede Familie hat beliebig viele Kinder, aber wenn die eben erwähnte Zahl überschritten wird, müssen die Betreffenden ein neues Dorf gründen. Dazu finden sich allerdings immer genügend Freiwillige, die gern in eine neue Gegend ziehen. Die Dörfer bleiben jedoch untereinander in freundschaftlicher Verbindung und treiben regen Handel miteinander.«
    »Von diesem Standpunkt aus scheint das Finanzamt sehr weit entfernt«, sagte Chester. »Warum machen wir uns eigentlich das Leben unnötig schwer?«
    »Chester, hier kann man sehr behaglich leben. Weshalb bleibst du nicht einfach hier und vergißt den ganzen Blödsinn?«
    Chester schüttelte den Kopf. »Ich wollte mich vor dem Finanzamt drücken, indem ich einem Schwindelunternehmen zustimmte. Als ich dich damit glücklich in Schwierigkeiten gebracht hatte, ließ ich dich in der Patsche sitzen.«
    »Aber wir sind uns doch
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