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TTB 109: Unendlichkeit x 5

TTB 109: Unendlichkeit x 5

Titel: TTB 109: Unendlichkeit x 5
Autoren: Isaac Asimov
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allerdings keine Überraschung darstellt. Deshalb dürfen wir keine Fehler machen ... Vorläufig steht nur fest, daß unser Gefangener ein besonders intelligentes Exemplar seiner Gattung ist. Vermutlich nur ein Zufall, es sei denn ... es sei denn, er entspricht nur dem Durchschnitt.« Der Erz-Administrator schien diesen Gedanken nur ungern laut auszusprechen.
    Devi-en sagte: »Der Wilde hat diesen ... diesen entsetzlichen ... Vogel erwähnt, der ...«
    »Geier«, bestätigte der Erz-Administrator.
    »Diese Erwähnung hat unsere Bemühungen in völlig schiefes Licht gerückt. Seitdem kann ich kaum noch ruhig schlafen und noch weniger essen. Ich fürchte, daß ich um meine Ablösung bitten muß ...«
    »Erst nach Beendigung unserer Aufgabe«, stellte der Erz-Administrator fest. »Glauben Sie etwa, ich stelle mir gern diesen ... Aasfresser vor? Sie müssen noch mehr Informationen sammeln.«
    Devi-en nickte traurig. Selbstverständlich wußte er, was den anderen bewegte. Auch der Erz-Administrator wollte keinen nuklearen Krieg entfesseln, deshalb schob er den entscheidenden Augenblick so lange wie irgend möglich auf.
    Devi-en ergab sich also in sein Schicksal und unterhielt sich noch einmal mit dem Wilden. Das Gespräch verlief noch unerträglicher als die vorhergegangenen und blieb endgültig das letzte.
     
    *
     
    Der Wilde hatte ein blaues Auge, was bewies, daß er den Mauvs Widerstand geleistet haben mußte, wie er es schon so oft getan hatte. Die Mauvs gaben sich zwar alle erdenkliche Mühe, ihm nicht weh zu tun, aber gelegentlich trug ihm seine Gegenwehr doch einen blauen Flecken ein. Eigentlich hätte man erwarten können, daß der Wilde ihre Bemühungen anerkannt und sich dementsprechend benommen hätte. Statt dessen schien dieses Gefühl der Sicherheit ihn nur zu erhöhter Widerspenstigkeit anzustacheln.
    Über eine Stunde lang zog sich das Gespräch harmlos dahin, bis der Wilde sich plötzlich wütend erkundigte: »Wie lange beobachten Sie schon die Erde?«
    »Fünfzehn Jahre«, antwortete Devi-en.
    »Hm, das könnte stimmen. Die ersten fliegenden Untertassen sind damals aufgetaucht. Und wann soll der nukleare Krieg ausbrechen?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Devi-en wahrheitsgemäß und schwieg dann erschrocken.
    Der Wilde sah erstaunt auf. »Ich dachte, dieser Krieg sei unvermeidbar? Letztesmal haben Sie gesagt, Sie hätten schon zehn Jahre zu lange gewartet.«
    »Darüber darf ich nicht sprechen«, erklärte Devi-en.
    »Nein?« Der Wilde brüllte schon wieder. »Was haben Sie vor? Wie lange wollen Sie noch warten? Warum helfen Sie nicht ein bißchen nach? Wartet doch nicht nur, Geier! Fangt einen Krieg an!«
    Devi-en sprang auf. »Was haben Sie eben gesagt?«
    »Worauf wartet ihr denn noch? Wissen Sie, was die Geier tun, wenn ihr Opfer nicht sterben will? Sie stürzen sich auf das Tier oder den Menschen und hacken ihm die Augen aus. Sie warten, bis ihr Opfer hilflos ist, und helfen dann ein bißchen nach.«
    Devi-en ließ ihn hinausschaffen und zog sich einige Stunden lang in seine Schlafkabine zurück. Das Wort »Geier« gellte in seinen Ohren, und das scheußliche Bild tanzte vor seinen Augen auf und ab.
     
    *
     
    Devi-en sagte entschlossen: »Hoheit, ich kann nicht mehr mit dem Wilden sprechen. Ich kann Ihnen unmöglich weitere Informationen beschaffen.«
    Der Erz-Administrator nickte müde. »Ich weiß. Die Sache mit den Geiern ... Ausgesprochen schwierig. Aber Sie haben doch bemerkt, daß der Gedanke ihn kaum berührt hat. Diese Primaten sind unglaublich gefühllos und hartherzig. Das entspricht ihrer ganzen Lebensauffassung. Schrecklich.«
    »Ich kann den Auftrag nicht weiterführen.«
    »Schon gut. Ich verstehe ... Außerdem erhärtet jede weitere Information nur die ursprüngliche Antwort, die ich gern als provisorisch angesehen hätte.« Er verbarg den Kopf in den Armen. »Wir wissen jetzt, wie wir einen nuklearen Krieg auf der Erde beginnen können.«
    »Wirklich? Wodurch?«
    »Die Methode ist sehr einfach und einleuchtend. Aber weder Sie noch ich wären je darauf gekommen.«
    »Welche Methode meinen Sie, Hoheit?« Devi-en fürchtete sich bereits vor der Antwort.
    »Auf der Erde herrscht nur deshalb Frieden, weil zwei etwa gleich starke Seiten sich davor fürchten, die Verantwortung für den Ausbruch eines Krieges zu tragen. Sollte jedoch eine Seite damit beginnen, würde die andere sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren.«
    Devi-en nickte.
    Der Erz-Administrator fuhr fort:
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