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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später
Autoren: A. E. van Vogt
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jedoch nichts mehr in dieser Nacht. Es war einen Monat später, als er das lange Schweigen zwischen ihnen brach, indem er sagte:
    »Dieser alte Ptath, von dem du sprachst – wie war er? Und warum vermischte er sich mit der Menschheit? Der heutigen Situation nach zu schließen, war es der größte Fehler, den er machen konnte.«
    Die hagere Frau schüttelte den Kopf und entgegnete mit starker Stimme: »Sieh dich selbst an, Peter Holroyd. Du bist der Ptath, den ich kannte, der alte Ptath, der große, ernste, gewissenhafte Ptath. Sieh dich selbst an, sage ich, und du wirst Ptath so sehen, wie er war und« – fügte sie mit leiser Stimme hinzu – »wie er sein wird!«
    Bevor Holroyd sprechen konnte, fuhr sie etwas trauriger fort: »Was die Verschmelzung mit der Menschheitsrasse anbetrifft, so scheint es – von unserem Standpunkt aus betrachtet – tatsächlich katastrophale Folgen gehabt zu haben. Doch sagte er mir, daß er in sich finstere, fremdartige und unmenschliche Triebe und Ahnungen verspüren könnte, die er durch eine Rückkehr zum Urquell des Anständigen, der Lebenskraft des Volkes, vertreiben müßte. Wenn seine Befürchtungen zutreffen, wenn er tatsächlich zunehmend dem Bösen erlegen wäre, dann ist das, was wir jetzt sehen, keine Katastrophe, sondern eine Wiedergeburt der Hoffnung. Ich schwöre dir, daß ich alles, was Ptath zu erringen strebte, jetzt in dir verkörpert sehe – das unselbstsüchtige Wissen um das, was richtig ist, die Entschlossenheit, das Böse aus der Welt zu schaffen, die Fähigkeit, sich auf den Gegner einzustellen und ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, ohne dabei etwas von diesem Willen zum Guten zu verlieren oder sich selbst zu beflecken oder das Ehrbare seines Vorhabens herabzumindern.«
    Sie zögerte, fast atemlos vor Erregung; dann kam die alte Frage, die schon so oft zwischen ihnen gefallen war: »Ptath, fühlst du dich stärker? Fühlst du deine Kraft wachsen?«
    Und wie stets konnte Holroyd mit grimmiger Befriedigung antworten: »Ja ... ja, ich fühle es.«
    In der hundertzwölften Nacht bedeutete dies etwas Greifbares. Der alltägliche Versuch gelang. Er konnte zum erstenmal seinen Körper durch den Raum schicken. Und am hundertdreizehnten Morgen vermochte er L'Onee mitzunehmen, ohne den katalytischen Einfluß von Wasser zu benötigen. Danach standen sie voreinander und sahen sich mit leuchtenden, doch ernsten Augen an. Die Stunde des Handelns war gekommen.

 
26.
     
    Wie schemenhafte Nebelstreifen materialisierten sie in der Kerkerzelle, in der L'Onees wirklicher Körper angekettet lag.
    Es verschlang Zeit, das benötigte Material heranzutransportieren – die Steinesse, die Feuerung, die Werkzeuge, die man zur Zertrennung metallener Kettenglieder brauchte.
    Es verschlang Zeit, L'Onees Körper gegen den Leib einer toten Frau auszutauschen, den sie gefunden hatten, und der im düsteren Licht des Kerkers L'Onee ähnlich sah, und die Ketten derart anzuordnen, daß es so aussah, als wären sie unberührt.
    »Nicht, daß mein Körper so furchtbar wichtig wäre«, meinte L'Onee, »gegenüber den anderen Dingen, die getan werden müssen. Überdies glaube ich, daß du im Laufe der Zeit jeden anderen Körper, den ich besitze, zu einem Kraftpol machen könntest. Aber ich bin sicher, daß sie hierherkommen wird. Sobald sie herausfindet, daß du am Leben bist, wird sie hierhereilen, um mich zu vernichten.«
    »Sei nicht so tapfer und selbstaufopfernd«, schalt Holroyd. »Dein Körper ist wichtig, sonst würden wir nicht damit rechnen, daß sie unmittelbar nach unserem ersten Schritt gegen sie hierherkommen würde. Doch jetzt laß uns das Gerät und unsere Körper in einen Seitenraum schaffen. Wir werden sie brauchen, sobald sich die Falle geschlossen hat. Es ist zwar riskant, unsere leiblichen Hüllen herumliegen zu lassen, aber ...«
    Der nächste Schritt, dachte er, wäre der Körper eines hohen Beamten im Palast von Gadir, in Accadistran.
    Der Mann stand an einem Fenster, das den Blick über die mächtige Hauptstadt von Accadistran gestattete, als Holroyd in seinen Körper eindrang. Unter ihm breitete sich die Stadt aus. Für Holroyd, der zu viele Städte für zu kurze Zeit gesehen hatte, bildete sie nichts mehr als ein weiteres Bildwerk aus Stein und Marmor. Aus dem Augenwinkel sah er, daß eine der Frauen in dem Saal scheinbar gedankenverloren ihre Finger bewegte. Er wandte sich von der Terrasse ab und nahm sie genauer in Augenschein. Jetzt war es unverkennbar, was
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