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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später
Autoren: A. E. van Vogt
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Hinrichtung auf sechs Monate später ansetzte – wovon schon einige Zeit verstrichen war –, durfte es nicht länger als fünf Monate dauern. Schon der Gedanke daran allein verursachte ihm Übelkeit. Innerhalb von fünf Monaten würden die Kampfskreers des Zard das nördliche Gonwonlane restlos verwüsten. Hunderte von Millionen von Männern, Frauen und Kindern würden umkommen. Riesenstädte würden den Eroberern zum Opfer fallen, inmitten von Szenen des Grauens, die einem Ende der Welt unvorstellbaren Ausmaßes gleichkommen würden.
    Holroyd löste sein Bewußtsein von dem entsetzlichen Bild. Er sagte rasch: »Ich treffe dich am Delta und erkläre dort alles weitere. Lebe wohl bis dahin.«
    Bereits zehn Minuten, nachdem er zu seinem eigenen Körper zurückgekehrt war, sah er das silberne Glitzern der drei Flüsse, die L'Onee beschrieben hatte. Zwei Tage vergingen, bevor sich L'Onee dort zu ihm gesellte.

 
25.
     
    Die Insel war eine grüne, idyllische Welt. Ihre Hügel und Lichtungen wimmelten von kleinem Wild, und der Dschungel enthielt eine Unzahl von Obstbäumen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. In diesem zeitlosen Paradies der Insel verbargen die beiden Menschen, die hagere, sonnengebräunte Frau und der große, schwarzhaarige Mann, ihre Körper. Und sie warteten darauf, daß der Strom der Kraft zu Holroyd kam – der Strom, der bedeuten würde, daß Frauen wieder für Ptath beteten, und daß ein Sieg noch möglich war. Die Tage und Wochen vergingen.
    Doch die Zeit verstrich nicht ungenützt. Sie projizierten sich abwechselnd in menschliche Körper in jedem Teil des Landes, wobei sie vorwiegend Personen in wichtigen Stellungen auswählten. Es war ein aufreibendes, mühsames Unternehmen. Der Kontinent war einfach zu riesenhaft, und es gab zu viele Menschen mit stumpfen Hirnen und in Konservatismus verwurzelten Lebensweisen. In den fernen Städten lebten zu viele Menschen, die mit schlauer Miene fragten:
    »Aber die Göttin hat nichts über einen Krieg mit Accadistran verlauten lassen. Wo sind die kaiserlichen Verkündungsrollen? Ihr sagt uns nicht die Wahrheit.«
    »Die Göttin hat uns nicht benachrichtigt!« Das hatte sie auch nicht. Gerüchte breiteten sich wie eine Seuche aus; Kaufleute, deren interstädtische Grimb- und Skreertransporte unerklärlicherweise ausblieben, schlossen besorgt ihre Läden und zogen sich auf ihre Landsitze zurück, wie typischer Mittelstand zuallererst an Selbsterhaltung denkend. Flüchtlinge strömten südwärts und trugen das Entsetzen mit sich. Doch die Göttin hüllte sich in Schweigen. Holroyd konnte sie förmlich vor sich sehen, wie sie in kalter Berechnung irgendwo saß und ihr klingendes Hohngelächter von sich gab.
    Holroyd und L'Onee befanden sich in Ptath in jener Nacht, als die Stadt ein Opfer der Eroberer wurde. Die beiden standen auf einem Hügel, von wo aus man das Meer und die Stadt überblicken konnte, in den Körpern eines Ehepaares, und lasen das Plakat, das Holroyd früher am Tag gesehen hatte:
     
    (E) Heute nacht darf kein Licht den fliegenden Skreers des Zard die heilige Stadt verraten. Das Elend, das unser Land befallen hat, ist auf die abtrünnigen Rebellen zurückzuführen, die in ihrem Wahnsinn einen Krieg gegen Nushirvan gefordert haben. Habt Vertrauen in die Göttin!
     
    Habt Vertrauen in die Göttin! Oh, Kolla! Oh, Ptath! Holroyd sagte bitter: »Es ist ein Wunder, daß sie nicht schon früher erkannt hat, daß eine Verdunkelung den Eroberern helfen und die Verteidiger behindern wird. Wir werden von nun an eine Menge solcher Plakate sehen – jeweils vor einem Angriff.«
    L'Onee wich tiefer in den Schatten eines Torbogens zurück, sagte jedoch nichts. Die Dunkelheit vertiefte sich; Wolken jagten über einen mondlosen Himmel. Die dunklen Umrisse der ersten Gebäudereihen verschmolzen rasch mit der undurchdringlichen Nacht. Doch die Stadt existierte nach wie vor, unsichtbar, doch erahnbar. Ptath, die Ewige. Die Stadt des Lichts, altehrwürdige Residenz des Glänzenden, des Gottkönigs der Jahrtausende. Zum erstenmal in ihrer ganzen unglaublichen Geschichte zeigte sich kein Licht in ihr. Ptath war mit der Nacht eins geworden – formlos, wie die Hügel im Westen.
    Langsam trat L'Onee aus dem tieferen Schatten des Torbogens. Sie flüsterte:
    »Können wir gar nichts unternehmen? Müssen wir wie Zuschauer hier stehen? Ptath, die neun goldenen Städte des Westens sind gefallen. Im Osten liegen die Trümmer von Lira, Galee, Ristern, Tanis und den
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