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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später
Autoren: A. E. van Vogt
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mochte Wasser nicht.
    Die Straße versetzte ihn in Erstaunen, als er bei ihr anlangte. Sie erstreckte sich in nahezu schnurgerader Linie zum westlichen Horizont, und ihre schiere Einförmigkeit verlieh ihr Charakter. Es war offensichtlich, daß sie – gleich ihm – einem Zweck diente und einem Ziel zustrebte, obgleich sie sich nicht von der Stelle rührte. Er versuchte, sie sich als Fluß vorzustellen, der in Unbeweglichkeit erstarrt war, doch fühlte er weder Abscheu noch Widerwillen. Und als er auf sie hinaustrat, sank er nicht in ihr ein.
    Ein Geräusch weckte ihn aus seinem gedanklichen Kampf. Es kam aus dem Norden, wo die Straße hinter einem baumbestandenen Hügel hervor ins Sichtfeld kam. Zunächst konnte er nichts erkennen; dann erspähte er das Ding. Ein Teil des Gebildes sah ähnlich aus wie er. Es hatte Arme, Beine, Rumpf und Kopf, fast genauso wie er selbst. Sein Gesicht war weiß, aber der Rest schien vorwiegend von dunkler Farbe zu sein. Und damit hörte auch schon alle Ähnlichkeit mit ihm selbst auf. Unter dem kuriosen Abbild seines Selbsts befand sich ein hölzerner Gegenstand mit Rädern, und davor bewegte sich ein geschmeidiges, purpurrotes Wesen mit vier Beinen und einem Horn, das aus der Mitte seiner Stirn hervorragte.
    Ptath eilte geradewegs auf das Tier zu, während er mit weit aufgerissenen Augen Detail um Detail in seinem Bewußtsein verarbeitete. Er hörte, wie ihn der obere Teil des Dinges anschrie, und dann stieß die lange Nase mit dem Horn darauf gegen seine Brust. Das Tier blieb stehen.
    Ptath erhob sich ärgerlich vom Boden. Der menschliche Teil des Dinges schrie ihm noch immer Worte zu, die er jetzt verstehen konnte. Das Erstaunliche jedoch war, daß das menschenähnliche Gebilde aufgestanden war und mit den Armen wedelte. Demnach war es nicht fest mit dem Gegenstand verbunden! Wie er selbst, war es selbständig, etwas Besonderes. Er hörte es sagen:
    »Was ist denn mit dir los, einfach in mein Dottel hineinzulaufen? Bist du krank? Und was soll der Unsinn, völlig nackt herumzumarschieren? Was, wenn dich die Soldaten der Göttin sehen?«
    Es waren zu viele verschiedene Bedeutungen, zu viele Worte, die sich da aufeinandertürmten. Sein Ärger verging vor dem Bemühen, aus all den Worten ein Ganzes zu bilden.
    »Los?« wiederholte er schließlich. »Krank?«
    Der Mann fixierte ihn verwundert. »Kein Zweifel«, sagte er langsam, »du bist krank. Du kletterst besser hier zu mir herauf und ich werde dich zum Tempel in Linn bringen. Es ist nur fünf Kanbs weit, und man wird dir dort ärztliche Hilfe und Essen geben. Hier, ich werde absteigen und dir hinaufhelfen.«
    Später, als sich das Dottel in Bewegung setzte, fragte der Mann: »Was ist denn mit deinen Kleidern passiert?«
    »Kleidern?« entgegnete Ptath verwundert.
    »Sicher.« Der Mann starrte ihn an. »Beim Zard von Accadistran! Soll das etwa heißen, du weißt nicht, daß du nackt bist? Sieht mir mehr und mehr nach Amnesie aus.«
    Ptath rückte unruhig zur Seite. Der Bursche hatte einen Tonfall in seiner Stimme, der ihm nicht gefiel, als ob der Mann glaubte, daß etwas mit ihm, Ptath, nicht stimmte. Er richtete sich in erwachendem Zorn auf und sagte laut:
    »Nackt! Kleider!«
    »Reg' dich nicht auf.« Der Mann schien erschrocken zu sein. Er fügte hastig hinzu: »Schau – Kleider – wie diese!«
    Seine Finger griffen nach seinem rauhen Umhang und hielten eine Ecke davon empor. Ptaths Wut verrauchte augenblicklich. Er blickte den Mann an, als es allmählich in ihm dämmerte, daß der Bursche nicht wirklich von dunkler Farbe war, sondern daß ihn etwas Dunkles bedeckte. Er faßte nach dem Umhang, um ihn näher zu untersuchen. Ein Geräusch von zerreißendem Stoff – ein großes Stück löste sich von dem Umhang und blieb in seinen Fingern!
    Der Mann schrie wütend auf: »He, was zum ...«
    Ptath schenkte ihm einen verwunderten Blick. Es kam ihm plötzlich der Gedanke, daß dieses Wesen, das so viel Geräusch erzeugte, ihn davon abbringen wollte, den Umhang zu betrachten.
    Die Augen des Mannes hatten sich zusammengekniffen, und sein Mund war verzerrt, als er sagte:
    »Du hast diesen Stoff zerrissen, als ob er Papier wäre. Du bist nicht krank. Du bist ...«
    Plötzliche Entschlossenheit verdunkelte seine Züge. Seine Hände und Arme fuhren in die Höhe, stießen blindwütig zu. Eine Handlung, deren Bedeutung erst klar wurde, als sie vorüber war, konnte keine Gegenwehr erzeugen. Ptath schlug jäh auf dem Boden auf. Er war zu
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