Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
spärlichen Kontakte der Regierung niemals Anlaß gegeben, die alten Gebirgsstraßen instandzusetzen oder gar zu pflastern, und die Eisenbahn endete bereits in Hangtown. Daher mußte sich die Truppe durch Wildnis, Urwald und eisiges Hochland vorwärtskämpfen.
    Danielis gab seinem Pferd die Sporen und ritt im Trab die letzten Meter zum Kamm hinauf. Der schwere Säbel an seiner Seite schlug gegen sein Bein.
    Angekommen, zügelte er das Reittier und zog seinen Feldstecher aus dem Futteral. Von diesem Aussichtspunkt konnte er ein weites Areal des wild zerklüfteten Berglandes überblicken. Wolken segelten über den stürmischen blauen Himmel, und ihre Schatten glitten über Berghänge, Schneefelder und tief eingeschnittene Täler. Vor ihm lagen braune Grasflächen, die der Schnee erst vor kurzem, freigegeben hatte. Irgendwo im Gewirr der Blöcke pfiff ein frühzeitig vom Winterschlaf erwachtes Murmeltier. Danielis konnte das Fort immer noch nicht ausmachen. Aber eigentlich hatte er nichts anderes erwartet. Er kannte dieses Land ... wie gut kannte er es!
    Immerhin könnte es möglich sein, feindliche Bewegungen zu beobachten. Es war etwas unheimlich gewesen, so weit durch das Land zu marschieren, ohne ein Zeichen vom Feind oder irgendeinem anderen Menschen zu sehen; Patrouillen zur Feststellung von Rebelleneinheiten auszusenden, die sich nirgendwo blicken ließen; mit gespannten Schultern zu reiten und auf den Pfeil eines Heckenschützen zu warten, der nie kam. Und doch war der alte Jimbo Mackenzie nicht der Mann, der untätig hinter den dicken Mauern von Fort Nakamura sitzenbleiben würde.
    Wenn Jimbo überhaupt noch am Leben ist. Woher soll ich wissen, was inzwischen geschehen ist? Der Geier, der dort drüben seine Kreise zieht, ist vielleicht derselbe, der ihm die Augen ausgehackt hat.
    Danielis biß sich auf die Lippen und begann, das Land systematisch durch das Glas abzusuchen. Nicht an Mackenzie denken, wie er dich im Brüllen, Trinken und Lachen übertraf, was dir nie etwas ausmachte. Wie er über dem Schachbrett grübelte, wo du ihn jederzeit mattsetzen konntest, was ihm nie etwas ausmachte. Wie stolz und glücklich er bei der Hochzeit gewesen war ... Es war auch nicht gut, an Laura zu denken, die vor dir zu verheimlichen suchte, daß sie nachts oft weinte, die jetzt ein Kind unter dem Herzen trug und allein in ihrem armseligen Quartier in San Francisco aus den schlimmen Träumen der Schwangerschaft erwachte ... Jeder von diesen armen Teufeln, die da auf ein Fort zustapften, an dem bisher noch jede Armee zugrundegegangen war – jeder einzelne von ihnen hat jemanden zu Haus und macht sich Sorgen. Besser, man läßt es damit bewenden.
    Danielis wurde plötzlich steif. Ein Reiter! Er drehte an der Einstellschraube. Einer von unseren eigenen Leuten, ein Kundschafter auf dem Rückweg. Fallons Armee hatte der Uniform eine blaue Armbinde hinzugefügt. Er spürte, wie es seinen Rücken überlief. Er beschloß, sich erst die Meldung des Kundschafters anzuhören, bevor er eine Entscheidung traf. Aber der Mann war noch eine gute Meile entfernt und wurde durch das unebene, von Blöcken übersäte Terrain behindert. Danielis fuhr in seiner Beobachtung fort.
    Ein Aufklärungsflugzeug erschien am Himmel, eine unbeholfene Libelle, deren Propellerscheibe in der Sonne schimmerte. Sein Dröhnen hing über den zerrissenen Gebirgsketten. Später könnte man die Maschine als Artilleriebeobachter einsetzen. Es hatte keinen Sinn, einen Bomber daraus zu machen; Fort Nakamura war unverwundbar gegen alles, was die schwächlichen Flugzeuge der Gegenwart abwerfen konnten, und es konnte dieses Ding sehr leicht abschießen.
    Schritte knirschten hinter Danielis. Er fuhr mit gezogener Pistole herum, senkte die Waffe sofort und lächelte verlegen. »Entschuldigen Sie, Philosoph.«
    Der Mann im blauen Umhang nickte, und ein Lächeln machte sein ernstes Gesicht plötzlich weich. Er mußte etwa sechzig Jahre alt sein, hatte weiße Haare und ein zerfurchtes Gesicht, bewegte sich aber in dieser Höhe wie eine Bergziege. Das Yin-Yang-Symbol leuchtete golden auf seiner Brust.
    »Ihre Nervosität ist unnötig, mein Sohn«, sagte er. Die Spur eines texanischen Akzents dehnte seine Worte. Die Esper gehorchten den Gesetzen, wo immer sie lebten, aber sie erkannten kein Land als das ihre an. Nichtsdestoweniger hatten die Pazifischen Staaten gewaltig an Prestige und Einfluß gewonnen, als die unbetretbare Zentrale dieses Ordens beim Wiederaufbau der Stadt in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher