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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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sich wieder ab, sichtlich bewegt von der Erinnerung, die er mit seinen Worten heraufbeschworen hatte.
    »Es gibt auch noch anderswo Öl«, beharrte Danielis. »Und Kohlen, Eisenerz, Uran – alles was wir brauchen. Aber die Menschheit hat nicht die Organisation und die Kräfte, um diese Schätze in nennenswertem Umfang auszubeuten. Also bebauen wir riesige Landflächen mit Pflanzen, aus denen Alkohol gewonnen werden kann, mit dem wir ein paar Motoren antreiben können. Und wir importieren kleine Mengen anderer Sachen über eine unglaublich lange Kette von Mittelsmännern. Und fast alles davon dient der Aufrechterhaltung von Armeen.« Er machte eine ärgerliche Kopfbewegung zu dem Teil des Himmels, den das primitive Flugzeug durchquert hatte. »Das ist nur ein Grund dafür, daß wir die Wiedervereinigung brauchen. Damit wir in größerem Maßstab planen und aufbauen können.«
    »Und der andere Grund?« fragte Woodworth ruhig.
    »Volksherrschaft – Abstimmungen – Beseitigung der Ungleichheit ...« Danielis schluckte. »Und damit Söhne nicht mehr gegen ihre Väter kämpfen müssen.«
    »Das sind bessere Gründe«, sagte Woodworth. »Gründe, die wir Esper unterstützen. Aber was diese ganze Zivilisationsmaschinerie betrifft, die Sie wollen«, er schüttelte seinen Kopf, »nein, da irren Sie sich. Das ist nicht die richtige Lebensweise für den Menschen.«
    »Vielleicht nicht«, erwiderte Danielis. »Obwohl mein eigener Vater nicht vorzeitig durch Überarbeitung zum Krüppel geworden wäre, wenn er Maschinen gehabt hätte ... Aber das lag vielleicht auch an der Ausbeutung, ich weiß es nicht. Zuerst müssen wir jedenfalls diesen unseligen Krieg zu einem Ende bringen. Entschuldigen Sie mich jetzt, Philosoph, ich muß mich um den Kundschafter kümmern.«
    Der Esper hob seine Hand in einer Friedensgeste, und Danielis ritt davon. Nachdem er einige hundert Meter die schlammige Straße entlang geritten war, sah er den Mann bei Major Jacobsen halten. Der Kundschafter war ein Klamath-Indianer, der einen langen Bogen auf dem Rücken trug. Viele Männer aus den nördlichen Distrikten hielten nicht viel von Gewehren und bevorzugten Pfeil und Bogen. Pfeile waren billiger als Kugeln, machten kein Geräusch und hatten bei allerdings geringerer Reichweite annähernd dieselbe Durchschlagskraft. Bogenschützen hatten in früheren Kriegen mehr als eine Schlacht entschieden.
    »Ah, Captain Danielis«, grüßte Jacobsen. »Sie kommen gerade rechtzeitig. Leutnant Smith wollte gerade melden, was er mit seinem Spähtrupp herausgefunden hat.«
    »Und das Flugzeug«, sagte Smith gelassen. »Was uns der Pilot über Sprechfunk erzählt hat, gab uns erst den Mut, weiterzureiten und selbst nachzusehen.«
    »Und was haben Sie gesehen?«
    »Es ist niemand da.«
    »Was?«
    »Das Fort ist evakuiert. Auch die Siedlung. Wir haben keine Seele entdeckt.«
    »Aber – aber ...« Jacobsen faßte sich. »Erzählen Sie weiter.«
    »Nun, wir haben alle Anzeichen studiert, so gut es eben möglich war. Die Zivilisten und nichtkämpfenden Teile der Garnison scheinen das Fort schon vor einiger Zeit verlassen zu haben. Mit Schlitten und Skiern, würde ich sagen, vielleicht nach Norden zu irgendeinem festen Platz. Dabei muß auch ein Teil des Materials abtransportiert worden sein. Das Regiment selbst ist erst vor drei oder vier Tagen abmarschiert. Sie haben die volle Ausrüstung mitgenommen, sogar die Feldgeschütze, denn der Boden ist vollständig zerwühlt. Soweit wir aus den Spuren ersehen konnten, sind sie talwärts gezogen, Richtung Westnordwest.«
    Jacobsen lockerte seinen Kragen. »Mit welchem Ziel?«
    Ein Windstoß fuhr Danielis ins Gesicht und bewegte die Mähnen der Pferde. Hinter seinem Rücken hörte er das Platschen der Stiefel, das Knarren der Räder, die Schreie und das Peitschenknallen der Maultiertreiber. Vereinzelte Motoren knatterten und spuckten asthmatisch, Ketten rasselten, und das Holz der Fuhrwerke ächzte.
    Aber Danielis nahm das alles nur undeutlich wahr. Vor seinen Augen entstand eine Landkarte.
    Die Armee der Loyalisten hatte den ganzen Winter hindurch heftige Kämpfe zu bestehen gehabt, vom Küstengebirge bis hinauf zum Puget Sund. Es war Brodsky gelungen, in die Gegend des Mount Rainier zu entkommen, wo er den Schutz und die Unterstützung des dortigen Feudalherrn gefunden hatte. Der Sender auf dem Mount Rainier stand ihm zur Verfügung, und die Stützpunkte im Norden waren zu gut befestigt, um im ersten Ansturm erobert werden zu
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