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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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können. Die Feudalherren und die autonomen Stämme hatten die Waffen erhoben, weil sie um ihre örtlichen Privilegien und Pfründen fürchteten. Ihre bäuerlichen Untertanen kämpften für sie, weil sie nie etwas anderes gelernt hatten, als für ihren Patron zu arbeiten und – wenn er es so wollte – auch zu sterben. Westkanada unterstützte die Rebellen aus Furcht vor einem starken Nachbarn in einer Weise, die schon nicht mehr heimlich genannt werden konnte.
    Trotzdem war die Nationalarmee stärker. Sie verfügte über mehr Material, eine bessere Organisation und vor allem über ein Zukunftsideal, das ihr einen überlegenen Kampfgeist sicherte. General O'Donnell hatte eine Strategie entwickelt, die bereits Erfolge gezeitigt hatte. Die Regierung kontrollierte die gesamte Küste; ihre Marineeinheiten konnten den kanadischen Hafen Vancouver beobachten und die wichtigen Handelsrouten nach Hawaii überwachen; ihre Truppen beherrschten die nördliche Hälfte von Washington fast bis zur Grenze von Idaho, das Tal des Columbia-River und den größten Teil von Kalifornien. Die übriggebliebenen Rebellenstützpunkte und Städte wurden nacheinander eingeschlossen und kapitulierten. Eine Feudalherrschaft nach der anderen fiel, während die Nationalarmee vorwärtsdrängte, den Feind zurückwarf, in offener Schlacht vernichtete oder zersprengte. Die einzige wirkliche Sorge stellte General Cruikshanks Sierrakommando dar. Seine Division bestand aus regulären Truppen und nicht aus zwangsrekrutierten Stadtmilizionären und Bauern. Sie war gut ausgerüstet, straff organisiert und wurde von ausgezeichneten Offizieren geführt. Diese Expedition gegen Fort Nakamura war nur ein kleiner Teil dessen, was nach einem langwierigen Feldzug ausgesehen hatte.
    Aber jetzt hatte die Garnison das Fort kampflos aufgegeben.
    Was bedeutete, daß die Berglöwen auch ihre anderen Stützpunkte geräumt hatten. Aber man gibt keinen Anker auf, an dem man sich festzuhalten trachtet. Also?
    »Sie gehen in die Täler«, sagte Danielis. »Sie handeln nach der Devise: Angriff ist die beste Verteidigung.«
    Major Jacobsen grunzte. »Nein, das können sie nicht. Wir hätten es gemerkt.«
    »Es gibt eine Menge Wege durch den Urwald«, beharrte Danielis. »Sie sind für Infanterie und Kavallerie gangbar, wenn die Truppe solches Gelände gewöhnt ist. Fuhrwerke, Motorfahrzeuge und Geschütze, das ist natürlich schwieriger. Aber sie brauchen nur unsere Flanke zu umgehen und uns in den Rücken zu kommen, dann haben sie uns von unseren Versorgungslinien abgeschnitten. Ich fürchte, sie stehen in diesem Augenblick schon westlich von uns.«
    »Die Osthänge ...« sagte Jacobsen hilflos.
    »Wozu? Wollen Sie einen Haufen Ödland besetzen, wo es nur Salbeisträucher gibt? Bis wir hier wieder herauskommen, werden sie sich zum Angriff auf das Flachland formiert haben.« Danielis umklammerte den Sattelknopf, daß seine Knöchel weiß wurden. »Es würde mich sehr wundern, wenn das nicht Colonel Mackenzies Idee wäre. Sein Stil ist es jedenfalls.«
    »Aber dann sind sie zwischen uns und San Francisco! Und wir haben den größten Teil unserer Truppen im Norden!«
    Zwischen mir und Laura, dachte Danielis. Laut sagte er: »Ich schlage vor, Major, daß wir sofort den Divisionsgefechtsstand benachrichtigen. Und dann sollten wir das Hauptquartier verständigen.« Er hob seinen Kopf; der Wind zerrte an seiner Uniform. »Das braucht noch lange nicht die Katastrophe zu bedeuten. Ich bin sogar der Meinung, daß sie draußen im offenen Land leichter zu schlagen sind.«
     
    *
     
    Die Regenfälle, aus denen in den Tälern Kaliforniens ein guter Teil des Winters besteht, hatten fast aufgehört. Auf einer gepflasterten Straße ritt Colonel Mackenzie durch ein Meer von Grün nach Norden. Eukalyptusbäume und Pappeln längs der Straße schienen mit frischen Blättern zu explodieren. Hinter den Baumreihen erstreckte sich zu beiden Seiten das Schachbrettmuster der Felder und Weingärten bis zu den fernen Hügeln im Osten und den höheren und näheren Bergen im Westen. Die Bauernhöfe, die bis vor einigen Meilen noch verstreut im Tal zu sehen gewesen waren, fehlten jetzt. Dieses Ende des Napatals gehörte der Espergemeinschaft von St. Helena. Vor den Bergwänden im Westen hingen weiße Wolkenbänke. Der Wind brachte den frischen Geschmack von umgepflügter Erde und Vegetation.
    Hinter Mackenzie klapperten unzählige Pferdehufe über das Pflaster. Auf die Kavallerie folgte die lange Kolonne
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