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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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du bekümmert, daß ein paar hundert Menschen getötet worden sind, weil unsere Agenten eine Revolution unterstützt und gelenkt haben, die nicht ganz so reibungslos ablief, wie wir gehofft hatten? Ich kann dir versichern, mein Freund, daß diese Opfer nichts sind im Vergleich zu denen, die diese Menschen einander im Lauf der nächsten Jahrhunderte abverlangen würden, wenn wir es uns nicht zur Aufgabe gemacht hätten, das totale Elend dieser Rasse zu ändern und sie auf neue Wege zu führen.«
    »Natürlich. Ich sehe ein, daß ich mich von Emotionen habe lenken lassen. Es ist nicht immer leicht, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen.«
    »Du solltest dankbar sein, daß du auf eine so milde Weise mit den harten Notwendigkeiten des Plans bekannt gemacht wirst. Es wird noch schlimmer kommen.«
    »Das habe ich gehört.«
    »In der Abstraktion wissenschaftlicher Erörterung. Aber betrachte einmal die Realität. Eine Regierung, die sich das Ziel gesetzt hat, die alte Nation wiederherzustellen, muß notwendigerweise aggressiv handeln. Sie verwickelt sich also in längere Kriege mit ihren mächtigen Nachbarn. Direkt durch Kriegseinwirkungen und indirekt durch wirtschaftliche Entwicklungen, die sie nicht steuern können, werden die Aristokraten und Feudalherren in diesen Auseinandersetzungen untergehen. Ihr System wird vorübergehend durch demokratische Formen ersetzt werden, in denen ein korrupter Kapitalismus dominiert. Das alles wird von endlosen Unterdrückungen, Unruhen und Kriegen begleitet werden, bis endlich eine Gesellschaftsform entstehen kann, in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt, der Krieg abgeschafft und ein friedliches Zusammenleben auf dem ganzen Planeten gewährleistet ist. Wir können diesen voraussehbaren Prozeß abkürzen und beeinflussen, aber wir werden noch viele Antworten finden müssen, bevor wir am Ziel sind.«
    »Glaubst du, daß das endgültige Resultat uns rechtfertigen wird ... daß es das Blut von unseren Händen abwaschen wird?«
    »Nein. Wir müssen den höchsten Preis von allen bezahlen. Uns bleibt am Ende nur der Trost, durch unser Eingreifen Schlimmeres verhindert zu haben.«
     
    *
     
    Der Frühling im Hochgebirge ist kalt und naß. Die Schneemassen schmelzen nur langsam, lassen kahle Geröllfelder, schwammig aufgeweichten Waldboden und sumpfige Bergwiesen zurück, während Flüsse und Bäche anschwellen und das lehmige Schmelzwasser tosend und donnernd talwärts schießt. Der erste grüne Hauch in den Birken steht unvergleichlich zart gegen die schwarzen Mauern der Fichten. Eine Krähe zieht mit schleppendem Flügelschlag von Wald zu Wald, der Wind nimmt ihren einsamen Ruf mit sich, und man hört nur noch das unablässige Rieseln und Tropfen der schmelzenden Schneeflächen. Aber dann kommt man über die Baumgrenze hinaus, und die Welt wird zu einer blauen und grauen Unendlichkeit aus Fels und Himmel, die Sonne funkelt und glitzert auf Schneeresten, und der Wind bläst einem kalt um die Ohren.
    Captain Thomas Danielis lenkte sein Pferd an den Wegrand und wartete. Er war ein dunkelhaariger junger Mann mit schmalem und ernstem Gesicht. Hinter ihm mühte sich ein schlammbespritzter Trupp Soldaten unter Flüchen, einen steckengebliebenen Panzerwagen flottzumachen. Sein Alkoholmotor war zu schwach, um mehr als einige hilflose Umdrehungen der schlammüberzogenen Räder zu bewirken. Die Infanteriekolonne trottete vorbei, die Schultern gebeugt, von der Höhenluft, einem nassen Biwak und pfundschweren Lehmklumpen an den Stiefeln erschöpft. Ihre lang hingezogene Linie schlängelte sich die Windungen der Fahrstraße aufwärts und über den nächsten Kamm. Ein Windstoß brachte den Geruch von Schweiß und feuchten Kleidern zu Danielis.
    Aber sie waren gute Kerle, dachte er. Schmutzig, unausgeschlafen und abgekämpft, gaben sie doch ihr Bestes, ohne sich zu beklagen. Wenigstens seine eigene Kompanie sollte heute abend eine warme Mahlzeit bekommen, und wenn er den Quartiermeister kochen müßte.
    Die Pferdehufe klapperten über die Reste eines alten, fast ganz im Schlamm versunkenen Betonfundaments. Hinter diesem Gebirgszug hatte es einmal blühende Siedlungen und Städte gegeben. Jetzt war das Land fast menschenleer. Die »Heiligen«, eine nomadisierende Sekte, beanspruchten es als Eigentum, aber sie waren längst unterworfen und bildeten keine Gefahr mehr. Es hatte sich sogar eine Art Tauschhandel mit ihnen angebahnt. Aber auf der anderen Seite hatten diese
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