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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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natürlich wie ein Kaninchen jagen.« Mackenzie zog seine Pfeife aus der Tasche, vergaß jedoch, sie anzuzünden. »Tom kommt mit unserer Ablösung«, sagte er unsicher.
    »Ja. Dein Schwiegersohn. Ein geschickter Schachzug, nicht? Eine Art Geisel, damit du dich gut benimmst, aber auch eine Versprechung hinter vorgehaltener Hand, daß du und die Deinen nichts zu befürchten haben, wenn du dich wie befohlen zurückmeldest. Tom ist ein guter Kerl. Um ihn brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Das hier ist auch sein Regiment«, sagte Mackenzie. Er nahm seine Schultern zurück. »Er wollte gegen Westkanada kämpfen, natürlich. Jung und abenteuerlustig – und in den Gefechten um den Nordzipfel von Idaho sind schließlich viele unserer Leute umgekommen, auch Frauen und Kinder.«
    »Nun«, sagte Speyer, »du bist der Colonel, Jimbo. Was sollen wir tun?«
    »Ich weiß es nicht, bei Gott. Ich bin Soldat, sonst nichts.« Der Pfeifenstiel zerbrach in Mackenzies Fingern. »Aber wir hier sind nicht die Miliz irgendeines Feudalherrn. Wir haben unseren Eid auf die Verfassung abgelegt.«
    »Ich sehe nicht ein, warum Brodskys Kompromißbereitschaft und sein Nachgeben in Idaho ein Grund sein sollten, ihn abzusetzen. Nach meiner Ansicht hat er richtig gehandelt.«
    »Aber ...«
    »Wenn ein anderer als Fallon den Staatsstreich unternommen hätte, würde es genauso stinken. Du hast die politische Entwicklung vielleicht nicht so genau verfolgt, Jimbo, aber du weißt so gut wie ich, was es bedeutet, wenn Fallon Richter ist. Krieg mit Westkanada ist beinahe noch das wenigste. Fallon ist für eine starke Zentralregierung. Er wird Mittel und Wege finden, die alten Familien der herrschenden Feudalclique zu entmachten. Viele von ihnen werden im Kampf um die Behauptung ihrer Positionen fallen. Andere wird man anklagen, mit Brodsky kollaboriert zu haben, und sie durch Geldstrafen und Enteignungen brechen. Die Espergemeinschaften werden große Ländereien bekommen, damit ihre wirtschaftliche Konkurrenz weitere private Gutsherrschaften ruiniert. Spätere Kriege werden die Feudalherren zu jahrelanger Abwesenheit zwingen und daran hindern, ihre eigenen Geschäfte zu beaufsichtigen, die daher früher oder später zum Teufel gehen werden. Und auf diesem Wege marschieren wir dem glorreichen Ziel der Wiedervereinigung entgegen.«
    »Wenn die Esperzentrale Fallon unterstützt, können wir nichts gegen ihn unternehmen. Ich habe genug über diese Psi-Stöße gehört. Ich kann von meinen Männern nicht verlangen, daß sie sich dem aussetzen.«
    »Du könntest von deinen Männern verlangen, daß sie sich der Höllenbombe aussetzen, und sie würden es tun, Jimbo. Seit fünfzig Jahren werden die Rolling Stones von einem Mackenzie kommandiert.«
    »Ja. Ich dachte, Tom würde eines Tages ...«
    »Wir haben schon lange beobachtet, wie sich das zusammengebraut hat. Erinnerst du dich an unser Gespräch letzte Woche?«
    Mackenzie nickte.
    »Ich könnte dich außerdem daran erinnern, daß die Verfassung ausdrücklich das Ziel hat, ›die verschiedenen Regionen in ihren alten Freiheiten zu bewahren und zu schützen‹.«
    »Laß mich in Ruhe!« rief Mackenzie ärgerlich. »Ich weiß nicht, was richtig und was falsch ist, ich habe es dir schon gesagt! Laß mich also in Frieden!«
    Speyer schwieg und betrachtete den Colonel durch eine übelriechende Rauchwolke. Mackenzie schritt eine Weile auf und ab; seine Stiefel schlugen auf den Boden wie Trommelstöcke. Zuletzt warf er die zerbrochene Pfeife in eine Ecke und fuhr herum.
    »Okay. Irwin ist ein guter Mann, der zu schweigen versteht.« Die Spannung in ihm war so groß, daß er die Worte einzeln hervorstieß. »Schick ihn hinaus, er soll die Telegraphendrähte ein paar Meilen weiter unten durchschneiden. Es muß so aussehen, als habe der Sturm sie zerrissen. Das passiert oft genug, der Himmel weiß es. Offiziell haben wir das Telegramm vom Hauptquartier nicht bekommen. Das gibt uns ein paar Tage Zeit, um uns mit dem Oberkommando Ost in Verbindung zu setzen. Ich werde nicht gegen General Cruikshank ziehen – aber ich bin ziemlich sicher, welchen Weg er gehen wird, wenn er eine Chance sieht. Morgen werden wir das Fort in Alarmzustand versetzen. Es wird kein Problem sein, Hollis' Bataillon zurückzuschlagen, und sie werden dann eine Weile brauchen, bevor sie mit größeren Kräften gegen uns vorgehen können. Bis dahin wird der erste Schnee kommen und uns für den Winter von der Außenwelt abschneiden. Nur, daß wir
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