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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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fort: »Nun, kann ich dann morgen früh abreisen?«
    »Ja. Ich werde dir einen Wagen besorgen.«
    »Ich – ich brauche keinen. Ich kann reiten.«
    »Einverstanden. Aber ich lasse dich von ein paar Männern begleiten.« Mackenzie atmete tief ein. »Vielleicht kannst du Tom überreden ...«
    »Nein, das kann ich nicht. Bitte verlange das nicht von mir, Papa.«
    Er lächelte. »Ich möchte dich nicht hier zurückhalten. Du hast deine eigenen Pflichten. Sag Tom, ich denke immer noch, daß er der richtige Mann für dich ist. Gute Nacht, Kleines.« Es kam zu schnell heraus, aber er war voll Unruhe. Als sie zu weinen begann, mußte er ihre Arme von seinem Hals lösen.
     
    *
     
    »Aber ich hatte nicht mit so vielen Opfern gerechnet!«
    »Ich auch nicht – jedenfalls nicht in diesem Stadium. Ich fürchte jedoch, daß es noch mehr geben wird, bevor das eigentliche Ziel erreicht ist.«
    »Du hast mir gesagt ...«
    »Ich habe dir von unseren Hoffnungen erzählt, Mwyr. Du weißt so gut wie ich, daß die Große Wissenschaft nur dann richtig gesehen wird, wenn man sie vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung betrachtet. Einzelne Ergebnisse sind – für sich genommen – eher geeignet, das Bild zu verwirren.«
    »Eine bequeme Art und Weise, zu erklären, daß empfindende Wesen elend umkommen.«
    »Du bist neu hier. Theorie ist eine Sache, die Anpassung an praktische Notwendigkeiten eine andere. Glaubst du etwa, es schmerzt mich nicht, wenn ich mitansehe, wie Dinge geschehen, die in dieser Form nicht geplant waren?«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber das macht es mir nicht leichter, mit meiner Schuld zu leben.«
    »Mit deiner Verantwortung, wolltest du sagen.«
    »Das ist deine Redensart.«
    »Nein. Hier geht es nicht um semantische Spielereien. Du hast Meldungen gelesen und Filme gesehen, aber ich bin mit der ersten Expedition hierher gekommen. Und hier lebe ich nun schon seit mehr als zweihundert Jahren. Die Agonie dieser Erdenbewohner ist für mich kein abstrakter Begriff.«
    »Aber es war anders, als wir sie zuerst entdeckten. Die Nachwirkungen ihrer nuklearen Kriege waren noch überall gegenwärtig. Damals brauchten sie uns, diese armen, verhungernden Anarchisten. Und wir – wir haben nichts getan als beobachtet und registriert.«
    »Jetzt wirst du hysterisch. Hätten wir blindlings eingreifen sollen, ohne auch nur das Geringste über sie zu wissen? Nein, damit hätten wir das Chaos nur noch vergrößert. Es wäre geradezu kriminell gewesen, einem Chirurgen vergleichbar, der sofort zu operieren beginnt, wenn er seinen Patienten vor sich hat, ohne sich überhaupt über den Fall zu informieren. Wir mußten sie ihren eigenen Weg gehen lassen, während wir unbemerkt lernten und studierten. Du hast keine Ahnung, wie hart wir arbeiteten, Informationen sammelten und um Verständnis warben. Erst vor siebzig Jahren fühlten wir uns ausreichend vorbereitet, um den ersten neuen Faktor in diese eine, für den Versuch ausgewählte Gesellschaft einzuführen. Ständig bemühen wir uns, den Plan unseren neugewonnenen Erkenntnissen anzupassen. Es mag gut und gern tausend Jahre dauern, bis wir unsere Mission erfüllt haben werden.«
    »Aber inzwischen werden sie sich aus den Trümmern erhoben haben. Sie werden eigene Antworten auf ihre Probleme finden. Welches Recht haben wir ...«
    »Ich beginne mich zu wundern, Mwyr, mit welchem Recht du den Titel eines Assistenten der Psychodynamik trägst. Überlege doch einmal, was ihre ›eigenen Antworten‹ in Wirklichkeit bedeuten. Der größte Teil des Planeten befindet sich noch immer im Zustand finsterster Barbarei. Dieses Land gehört zu den am meisten fortgeschrittenen, weil technische Fertigkeiten und Mittel vor der Zerstörung weite Verbreitung gefunden hatten. Aber was für eine Sozialstruktur hat sich entwickelt? Ein Haufen streitsüchtiger Nachfolgestaaten. Ein Feudalsystem, bei dem die politische, militärische und wirtschaftliche Macht in den Händen einer kleinen Minderheit liegt, einer Räuberaristokratie, um genauer zu sein. In diesen archaischen Gemeinwesen entwickeln sich verschiedene Sprachen, Religionen und primitive Unterkulturen nach ihren eigenen unberechenbaren Gesetzen. Blinder Fortschrittsglaube und eine krankhafte Anbetung der Technologie, die sie von ihren Vorfahren ererbt haben, werden sie schließlich zu einer Maschinenzivilisation zurückführen, die genauso teuflisch und unmenschlich sein wird wie jene, die sich vor drei Jahrhunderten selbst zerstört hat. Bist
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