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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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blickte auf seine Finger, die eine Zigarette drehten. Er stieß seine Worte schnell und abgehackt heraus.
    »Ich kann mir vorstellen, was geschehen ist. Die Kriegspartei hat nach Amtsenthebung gerufen, seit Brodsky den Grenzkompromiß mit Westkanada getroffen hat. Und Fallon – ja, der hat eigene Ambitionen. Aber seine Partisanen sind eine Minderheit, und das weiß er. Seine Ernennung zum stellvertretenden Richter hat die Kriegspartei ein wenig besänftigt, aber er wäre trotzdem nie auf reguläre Weise Richter geworden, weil Brodsky nicht eher als er an Altersschwäche sterben wird, und weil der Senat zu mehr als fünfzig Prozent aus nüchtern denkenden, selbstzufriedenen Feudalherren besteht, die keineswegs der Ansicht sind, daß die PSA einen göttlichen Auftrag haben, den Kontinent der Wiedervereinigung zuzuführen. Ich verstehe nicht, wie ein vollständig und unbehindert zusammengetretener Senat Brodskys Amtsenthebung beschlossen haben könnte. Ich hätte es für wahrscheinlicher gehalten, daß sie Fallon absetzen würden.«
    »Aber der Senat ist einberufen worden«, sagte Mackenzie. »Wir haben es in den Radionachrichten gehört.«
    »Gewiß. Gestern sollte in einer Sitzung der Vertrag mit Westkanada ratifiziert werden. Aber die Feudalherren oder Oberhäupter, wie man sie nennen will, sind über das ganze Land verstreut, jeder in seinem Bezirk. Sie müssen nach San Francisco kommen. Ein paar einkalkulierte Verzögerungen – zum Teufel, es braucht bloß eine Brücke der Eisenbahnstrecke nach Boise zufällig in die Luft fliegen, und ein rundes Dutzend von Brodskys treuesten Gefolgsleuten kann nicht rechtzeitig zur Stelle sein! Aber dafür hat Fallon seine Anhänger vollzählig beisammen, und weil so viele von den anderen fehlen, hat die Kriegspartei eine klare Mehrheit. Dann kommen sie noch an einem Feiertag zusammen, wo kein Bürger sich um die Vorgänge im Senat kümmert. Die Folge? Brodsky wird seines Amtes enthoben und angeklagt – und wir haben einen neuen Richter!« Speyer steckte seine Zigarette in den Mund und fummelte in seinen Taschen nach einem Zündholz. Seine Kiefermuskeln zuckten.
    »Bist du sicher, daß es so gewesen ist?« murmelte Mackenzie. Er dachte flüchtig an eine Segelpartie, die er einmal im Puget Sund unternommen hatte. Eine Nebelbank hatte sich vor die Küste geschoben, und plötzlich war alles kalt und undurchsichtig gewesen. Es gab nichts, was man mit den Händen hätte greifen können. Genauso war es jetzt.
    »Natürlich bin ich nicht sicher!« knurrte Speyer. »Niemand wird es genau wissen, bis es für Gegenaktionen zu spät ist.« Er schwenkte die Streichholzschachtel in einer wilden Geste.
    »Sie haben auch einen neuen Mann im Hauptquartier, wie man sieht.«
    »Klar. Sie müssen jeden, dem sie nicht voll vertrauen können, so schnell wie möglich ablösen, und De Barros war Boskys Mann.« Ein Zündholz flammte auf. Speyer inhalierte den Rauch. »Du und ich, wir gehören natürlich auch zu den unsicheren Kantonisten. Das Regiment soll entwaffnet werden, damit keiner auf die Idee kommt, Widerstand zu leisten, wenn der neue Colonel eintrifft. Du siehst, daß er trotzdem ein Bataillon mitbringt, nur für den Fall. Wenn es nicht so wäre, hätte er ein Flugzeug nehmen und morgen hier sein können.«
    »Warum nicht die Eisenbahn?«
    »Wahrscheinlich wird alles rollende Material im Norden gebraucht, um Truppen hinzubringen, falls die dortigen Feudalherren revoltieren. Die Täler sind ihnen ziemlich sicher, mit friedlichen Bauern und den Niederlassungen der Esper. Keiner von ihnen wird Fallons Soldaten Widerstand leisten, wenn sie durchmarschieren, um die nördlichen Garnisonen zu besetzen.« Speyers Stimme bebte vor Zorn.
    »Und was wollen wir unternehmen?«
    »Vermutlich hat sich Fallon bei seiner Machtübernahme an die gesetzmäßigen Formen gehalten und den Senat abstimmen lassen«, sagte Speyer. »Man wird nicht leicht nachprüfen können, ob wirklich alles verfassungsgemäß in Ordnung war. Ich habe dieses verdammte Telegramm wieder und wieder gelesen, seit Irwin es entschlüsselt hat. Man kann eine Menge zwischen den Zeilen lesen. Zum Beispiel glaube ich, daß Brodsky in Freiheit ist. Wenn er verhaftet wäre, würde es erwähnt sein, und man würde sich nicht so viele Gedanken über eine Rebellion machen. Vielleicht haben ihm ergebene Truppenteile rechtzeitig zur Flucht verholfen; er verfügt ja wie die anderen Feudalherren über seine kleine Privatarmee. Aber man wird ihn
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