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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne
Autoren: Poul Anderson
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mit Skiern und Schneeschuhen ausgerüstet sind, mit den anderen Einheiten Kontakt behalten und etwas organisieren können. Bis zum Frühling – wir werden sehen, was bis dahin geschieht.«
    »Danke, Jimbo«, murmelte Speyer. Der Wind übertönte seine Worte.
    »Ich – ich sollte zu Laura gehen und es ihr sagen.«
    »Ja.« Speyer drückte die Hand des Colonels. Er hatte Tränen in den Augen.
    Mackenzie ging mit schnellen, exakt abgemessenen Schritten hinaus, durch den Korridor, eine Treppe hinunter und an bewachten Türen vorbei, wo er Ehrenbezeigungen erwiderte, ohne es zu merken, bis er endlich zu seinen Wohnräumen im Südflügel gelangte.
    Seine Tochter hatte sich bereits schlafen gelegt. Er nahm eine Laterne vom Haken und betrat ihr Zimmer. Sie war hierher zurückgekommen, während sich ihr Mann in San Francisco aufhielt.
    Für einen Augenblick konnte sich Mackenzie nicht erinnern, warum er Tom dorthin geschickt hatte. Er strich sich mit der Hand über den Kopf, als wollte er etwas aus ihm herauspressen ... oh, ja, vorgeblich, um die Lieferung neuer Uniformen vorzubereiten. In Wahrheit aber, um den Jungen aus dem Wege zu haben, bis die politische Krise vorüber wäre. Tom war ehrlicher und aufrichtiger, als gut für ihn war, ein Bewunderer von Fallon und der Espergemeinschaft und ihren Zielen. Seine Offenheit hatte zu Spannungen mit seinen Offizierskameraden geführt. Sie kamen vorwiegend aus Feudalkreisen oder aus den wohlhabenden Familien der Oberschicht. Aber Tom Danielis begann als einfacher Fischerjunge in einem von Armut und Not bedrückten Fischernest an der Mendocinoküste. In seiner Freizeit hatte er von einem Esper Unterricht im Lesen und Schreiben bekommen und war dann als junger Mann in die Armee eingetreten, wo er sich mit Zähigkeit und Intelligenz emporgearbeitet hatte. Er hatte nie vergessen, daß die Esper den Armen halfen und daß Fallon versprochen hatte, die Esper und ihre Ziele zu unterstützen. Dann waren die Ideale hinzugekommen: Wiedervereinigung, Sozialismus, Demokratie ...
    Lauras Zimmer war kaum verändert, seit sie es vor einem Jahr verlassen hatte, um zu heiraten. Und sie war damals erst achtzehn gewesen. In diesem Zimmer überlebten Gegenstände, die einmal zu einer kleinen Person mit Zöpfen und gestärkten Schürzenkleidchen gehört hatten – ein formloser Teddybär, ein Puppenhaus, das ihr Vater gebaut hatte, das Bild ihrer Mutter, von einem Korporal gezeichnet, der am Salt Lake gefallen war. Mein Gott, wie sehr ähnelte sie jetzt ihrer Mutter.
    Dunkles Haar lag verwuschelt auf dem Kopfkissen. Mackenzie brauchte eine Weile, bis er imstande war, an ihre Schulter zu rühren. Sie erwachte sofort, und er sah Angst und Erschrecken in ihren Augen.
    »Papa! Ist etwas mit Tom?«
    »Ihm fehlt nichts.« Mackenzie stellte die Laterne auf den Boden und setzte sich auf die Bettkante. Sie faßte seine Hand.
    »Das stimmt nicht«, sagte sie. »Ich kenne dich zu gut.«
    »Er ist nicht verletzt. Ich hoffe, daß es nicht dazu kommen wird.«
    Mackenzie holte Luft. Weil sie die Tochter eines Soldaten, war, sagte er ihr mit wenigen Worten die Wahrheit; aber er war nicht stark genug, sie dabei anzusehen. Als er geendet hatte, blieb er schweigend sitzen und lauschte auf den Regen.
    »Du willst revoltieren?« flüsterte sie.
    »Ich werde mit dem Divisionshauptquartier sprechen und mich nach den Befehlen meines Vorgesetzten richten«, sagte Mackenzie unbehaglich.
    »Du weißt, wie diese Befehle aussehen werden – wenn er weiß, daß er deiner Unterstützung sicher ist.«
    Mackenzie zuckte die Achseln. Sein Kopf begann zu schmerzen. Sollte das schon der Kater sein? Um schlafen zu können, würde er noch mehr Alkohol nötig haben. Nein, zum Schlafen war keine Zeit – oder doch. Ja, es würde genügen, wenn er das Regiment morgen auf dem Kasernenhof versammelte. – Er überraschte sich bei der unmotivierten Erinnerung an eine Ruderpartie auf dem Lake Tahoe, die er mit Nora und seiner Tochter unternommen hatte. Das Wasser hatte die Farbe von Noras Augen gehabt, grün und blau, und das Sonnenlicht flimmerte auf der Oberfläche, und es war so klar gewesen, daß man die Felsblöcke am Grund sehen konnte. Und Laura hatte ihr kleines Hinterteil in die Luft gereckt, während sie ihre Hände in die Strömung hinter dem Boot gehalten hatte.
    Sie schwieg gedankenverloren, bevor sie endlich sagte: »Ich denke, es hat wohl keinen Zweck, wenn ich versuche, dich umzustimmen?« Er schüttelte den Kopf, und sie fuhr
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