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Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)

Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)

Titel: Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)
Autoren: Robert Muchamore
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1.
    Milliarden von Insekten schwirrten in der Dämmerung. James und Bruce hatten längst aufgegeben, nach ihnen zu schlagen. Die Jungen waren zehn Kilometer weit einen gewundenen Kiespfad entlanggejoggt, der bergauf zu einer Villa führte. Zwei Achtjährige wurden dort als Geiseln gefangen gehalten.
    »Können wir eine Minute ausruhen?«, keuchte James und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. »Ich bin fix und fertig.«
    Aus seinem T-Shirt hätte er einen ganzen Becher Schweiß auswringen können.
    »Ich bin ein Jahr jünger als du«, erinnerte Bruce ihn ungeduldig. »Eigentlich solltest du mich antreiben. Das liegt nur an deinem Bauch!«
    James sah an sich herab. »Komm schon, ich bin ja wohl nicht fett!«
    »Aber auch nicht gerade schlank. Bei der nächsten Untersuchung nageln sie dich ans Kreuz. Sie werden dich auf Diät setzen und zusehen, wie du deine Wampe abtrainierst.«
    James richtete sich auf und trank etwas Wasser aus seinem Kanister. »Ich kann nichts dafür, Bruce, das ist Veranlagung. Du hättest sehen sollen, wie dick meine Mutter war, als sie starb.«
    Bruce lachte. »In unserem Mülleimer lagen gestern Abend die Verpackungen von drei Karamellriegeln und einem Snickers! Das hat nichts mit Veranlagung zu tun. Du bist einfach ein kleiner Fresssack!«
    »Nicht jeder kann so einen mickrigen, kleinen Stechmückenkörper haben wie du«, erwiderte James bissig. »Bist du so weit?«
    »Wenn wir schon halten, können wir auch gleich mal einen Blick auf die Karte werfen«, schlug Bruce vor. »Schau mal, wie weit es noch bis zum Haus ist.«
    James zog eine Karte aus seinem Rucksack. An Bruces Shorts war ein GPS befestigt, ein winziges Gerät, das einem seine Position auf der ganzen Welt auf wenige Meter genau anzeigen konnte. Bruce übertrug die Koordinaten auf die Karte und fuhr mit dem Finger den Kiespfad zum Haus nach.
    »Zeit, sich in die Büsche zu schlagen«, meinte er. »Es sind nur noch ein paar hundert Meter.«
    »Hier ist es sehr steil«, gab James zu bedenken, »und der Boden gibt nach. Das wird ein Albtraum!«
    »Falls du nicht vorhast, zum Vordereingang zu spazieren, zu klingeln und zu sagen: ›Könnten wir wohl bitte unsere Geiseln wiederhaben?‹, sollten wir trotzdem lieber hier den Pfad verlassen.«
    Bruce hatte Recht. James stopfte die Karte zurück in seinen Rucksack, und gemeinsam schlugen sie sich ins Unterholz, das trocken war wie Zunder und unter ihren Turnschuhen knackte. Es hatte auf der Insel seit zwei Monaten nicht mehr geregnet. Im Osten hatte es Buschfeuer gegeben. Bei klarer Sicht konnte man noch immer die Rauchwolken am Himmel sehen.
    Auf James’ feuchter Haut sammelte sich bald eine dicke Schmutzschicht. Er griff nach den Pflanzen, um sich bei dem Aufstieg an dem steilen Hang an ihnen festzuhalten. Man musste vorsichtig sein, denn einige Pflanzen hatten Dornen und andere lösten sich aus dem Boden, wenn man daran zog, sodass man nur noch eine Hand voll Gestrüpp in der Hand hielt und schnell nach etwas Festerem angeln musste, um nicht rückwärts umzufallen.
    Als sie den Drahtzaun erreichten, der die Villa umgab, zogen sie sich ein paar Meter zurück und legten sich flach auf den Boden. Bruce schaute jämmerlich auf seine Hand.
    »Was jaulst du denn?«, fragte James.
    Bruce zeigte ihm seine Handfläche. Selbst im Dämmerlicht konnte James das Blut sehen, das Bruces Arm herunterlief.
    »Wie ist denn das passiert?«
    Bruce zuckte die Achseln. »Irgendwie beim Heraufklettern. Ist mir nicht aufgefallen, bis wir angehalten haben.«
    »Ich sollte das lieber sauber machen.«
    James goss etwas Wasser aus seinem Kanister und wusch das Blut ab. Aus seinem Rucksack nahm er ein Erste-Hilfe-Set und klemmte sich eine kleine Taschenlampe zwischen die Zähne, damit er sehen konnte, was er tat, und die Hände frei hatte. Unterhalb von Bruces Mittelfinger steckte ein Dorn.
    »Sieht schlimm aus. Tut es weh?«
    »Was ist denn das für eine blöde Frage?«, schnappte Bruce. »Natürlich tut es weh!«
    »Soll ich ihn herausziehen?«, fragte James.
    »Ja«, gab Bruce müde zurück. »Hast du im Unterricht nie aufgepasst? Splitter immer entfernen, wenn es nicht übermäßig heftig blutet oder du vermutest, dass eine Vene oder Arterie verletzt ist. Dann desinfizieren und einen sauberen Verband anlegen oder ein Pflaster draufkleben.«
    »Du hörst dich an, als hättest du das Lehrbuch gefressen«, grinste James.
    »Ich war im selben Erste-Hilfe-Kurs wie du, James. Nur habe ich nicht die ganzen
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