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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise
Autoren: H. G. Ewers
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Das Ende der Zeitreise
     
    „Wer, sagten Sie, wartet noch draußen?“ fragte Chester Snake die wasserstoffblonde Sekretärin. Ich glaube, zu Snakes Person genügt die Angabe, daß er der mächtigste Mann des ENRO-Konzerns ist. Über die wirtschaftliche Bedeutung seines Unternehmens brauche ich ebenfalls kein Wort zu verlieren, denn „alle kennen ENRO“, wie es in einem Werbeslogan so sinnig heißt. Also, ebendieser Chester Snake lag in seinem weichen Sessel und sog mürrisch an einer Zigarre.
    „Professor Murwich und ein Mister Liverick“, wiederholte die Sekretärin geduldig. „Sie ließen ausrichten, es wäre sehr dringend.“
    „Also brauchen sie Geld!“ Grimmig lächelnd beugte Chester Snake sich vor. „Schön, führen Sie die beiden herein. Miß Drive. Sie sollen bekommen, was sie verdienen, die Gauner!“
    Die Sekretärin verschwand lautlos. Nach einer Weile schoben sich zwei Männer in das Heiligtum des Gewaltigen herein. Der eine hing wie eine staubtrockene Mumie in seinem fleckigen, schlotternden Mantel – es war Professor Murwich. Der massige Körper des anderen dagegen quoll fast aus den Nähten seines schmutziggrauen Anzuges – das war Slan Liverick, Assistent und Faktotum des alten Wissenschaftlers. Beim Gehen schnaubte und prustete er wie ein asthmatisches Nilpferd; und sein Gesicht sah ewig danach aus, als sollte ihn jeden Augenblick der Schlag treffen. Die beiden Männer unterschieden sich nicht nur durch ihre äußere Erscheinung voneinander, sondern auch in Intelligenz und Charakter; trotzdem mochte keiner den anderen entbehren, denn sie ergänzten sich gegenseitig zu einem idealen Team.
    Chester Snake bot seinen Besuchern keinen Platz an. Statt dessen paffte er schweigsam blauen Dunst, an dem Liverick fast erstickte. Erst nach einigen Minuten räusperte er sich. „Soso, Murwich, auch wieder mal im Lande.“ Der Professor zuckte indigniert zusammen, weil Snake, wie üblich, seinen Titel weggelassen hatte. Doch er schwieg mit unerschütterlicher Duldermiene.
    „Sie haben sich gedacht“, fuhr Snake fort, „ich gehe wieder mal zum alten Chester Snake, der wird mir schon aus der Patsche helfen, wie? Aber da haben Sie sich verrechnet!“ Snake donnerte mit der Faust auf den Tisch. „Ich habe Ihren faulen Zauber gründlich satt. Was hat mir meine großzügige Hilfe denn bisher eingebracht? Keinen einzigen Dollar. Nein, Murwich, suchen Sie sich einen anderen Dummkopf, der sein sauer verdientes Geld zum Fenster hinauswirft! Ich bin kein Wohltätigkeitsverein.“ Chester Snake schwieg und beobachtete mit schadenfrohem Grinsen, wie Liverick nach Luft rang. Aber nun hielt Professor Murwich seinen Augenblick für gekommen. So würdevoll es ging, verbeugte er sich.
    „Leider irren Sie sich in einem Punkt, Mister Snake. Wir verlangen von Ihnen nicht, daß Sie Ihr Geld zum Fenster hinauswerfen, im Gegenteil. Heute kann ich Ihnen meinen ersten großen Erfolg melden. Hier …“, er zog eine Papprolle aus der Innentasche seines Jacketts, „… da drin ist der Plan für die umwälzendste Erfindung, die je von einem Menschen gemacht wurde – der Plan der ersten Zeitmaschine!“
    Chester Snake wedelte mit der Hand den Rauchvorhang etwas beiseite. Seine Augen musterten kritisch das Gesicht des Professors. Dann schüttelte er den Kopf. „Wie oft haben Sie mir schon Versprechungen gemacht, Murwich. Nein, einmal muß Schluß sein – und zwar heute.“
    Murwichs Augen verdunkelten sich. „Gut!“ seufzte er. „Ich wollte sie nur Ihnen zuerst zeigen, da Sie uns bisher ja so … ähem … großzügig unterstützt haben. Aber wenn Sie kein …“
    „Halt!“ fuhr Snakes fette Stimme dazwischen. „Wer sagt, daß ich kein Interesse daran habe? Ich kann ja die Pläne wenigstens nachprüfen.“
    Über Murwichs zerknittertes Gesicht huschte ein befriedigtes Schmunzeln. Liverick dagegen grunzte erleichtert und zwängte seine massige Gestalt ächzend in den breitesten Sessel.
    „Zeigen Sie schon her!“ forderte Snake ungeduldig.
    Professor Murwich öffnete die Papprolle; und wenige Augenblicke später beugten sich er und Chester Snake über die Konstruktionspläne. Murwich erklärte eifrig, obwohl er genau wußte, daß Chester Snake so gut wie nichts davon verstehen würde. Das war in der Tat der Fall, und Snake wußte das auch. Deshalb unterbrach er den Professor nach einigen Minuten und fragte sachlich: „Wieviel brauchen Sie?“
    „Dreitausend, Mister Snake.“
    „Drei …“ Snake schnappte nach
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