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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima
Autoren: Clark Darlton
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ließe sich diese Entwicklung auf keinen Fall mehr, auch dann nicht, wenn die Bombenversuche ab sofort eingestellt würden. Eine Statistik würde Ihnen beweisen, daß es in knapp drei Generationen fünftausend Supermenschen gäbe. Das ist bei weitem genug, die Erde zu beherrschen.“
    „Aber es ist bis jetzt nicht erwiesen, daß Telekinese erblich ist“, widersprach Ann heftig.
    „Deine Eltern jedenfalls sind keine Wundermenschen“, sagte Bob Britten und lächelte etwas gezwungen. „Vielleicht machen wir uns unnötige Sorgen.“
    Lex sah Prexler an.
    „Was wird Ihrer Meinung nach geschehen, falls Telekinese eine vererbbare Mutation ist?“
    „Ich sagte es bereits. Aber gut, hier haben Sie ein Zukunftsbild, das der Wahrheit sehr nahekommen wird – wenn unsere Befürchtung sich verwirklichen sollte. Im Verlauf der kommenden Generation verdoppelt sich die Anzahl der heimlich unter uns lebenden neuen Rasse – nennen wir sie: homo superior. Einer von ihnen wird eines Tages entdecken, daß er bei gewisser Konzentration die Gedanken seiner Mitmenschen belauschen kann. Ein anderer denkt bei passender Gelegenheit an einen ganz bestimmten Ort – und findet sich plötzlich nach dort versetzt. Der Dritte erlebt genau das gleiche wie unsere verehrte Miß Britten. Aber es sind andere Menschen wie sie. Sie erfassen ihre großen Möglichkeiten und nutzen sie aus – die Welt wird sie entdecken. Damit aber entdecken sie sich selbst und gegenseitig.
    Die schlummernden Kräfte der anderen werden getestet – und gefunden. Man beginnt sie zu beherrschen. Und dann steht die Führernatur auf und sagt der alten Menschheit den Kampf an. Der Ausgang dieses Kampfes ist so gewiß wie das Amen in der Kirche. Nein, meine Freunde, ich glaube nicht, daß wir noch eine Chance haben, wenn das Kind von Miß Britten telekinetische Fähigkeiten besitzt.“
    „Ich bin völlig normal“, gab Lex zu bedenken.
    Oberhauser grinste, während Prexler ernst blieb und versicherte:
    „Das hat überhaupt nichts zu sagen, junger Mann. Die Erbeigenschaften Ihrer zukünftigen Frau dominieren in diesem Fall.“
    „Vielleicht sollten wir gar nicht heiraten“, sagte Lex, aber man fühlte, wie wenig ernst seine Frage klingen sollte. Doch Prexler schüttelte den Kopf.
    „Dann würden wir es niemals erfahren – wenigstens nicht eher, als bis es zu spät ist. Heiraten Sie ruhig, mein Freund, je früher, desto besser. – Aber wir sind vom Thema abgekommen, meine Herren. Was werden wir hinsichtlich der nun weitergeführten Versuche unternehmen? Soll Miß Britten ihr Talent verkümmern lassen?“
    Oberhauser warf Bob Britten einen schnellen Blick zu, ehe er die Schultern zuckte.
    „Sie meinen damit wahrscheinlich einen neuerlichen Versuch, die Regierungen der Welt von der bestehenden Gefahr zu überzeugen? Ehrlich gesagt, ich muß da mit meinem Kollegen Britten einer Meinung sein: es wäre denkbar, daß wir einen Weg fänden, die Starrköpfigkeit gewisser Herren zu brechen, aber es geschähe auf Kosten von Miß Britten. Sie hat sechs Jahre in der Einsamkeit Zeit gehabt darüber nachzudenken, was es bedeutet, ein Ausgestoßener zu sein. Man würde sich auf sie stürzen wie auf eine willkommene Beute und ihr Leben, seien wir ehrlich, wäre zu Ende gelebt. Es würde das eintreten, vor dem sie damals flüchtete. Ich könnte diese Verantwortung nicht tragen.“
    „Also – schweigen wir?“ fragte Prexler. Seinem Gesicht war nichts anzusehen.
    „Unter einer Bedingung“, schränkte Prexler seine Zustimmung ein. „Sobald Kindstaufe im Hause Harnahan ist, möchte ich eine Einladung erhalten. Das Baby muß ich mir ansehen.“
    Ann errötete.
    „Sie dürfen damit rechnen, Professor. Aber ich fürchte, Sie werden sich mit Geduld wappnen müssen. Wir haben es nicht so eilig. Warum wollen Sie übrigens das Kind sehen?“
    Prexler lächelte geheimnisvoll.
    „Um ihm eine Kugel vorzuhalten …“
    Marry Britten kam erstaunt aus der Küche; das allgemeine Gelächter hatte sie ins Wohnzimmer gelockt.
    „Darf ich erfahren, was so lustig ist?“ wollte sie wissen.
    Bob Britten nahm ihre Hand und zog sie zu sich heran. „Natürlich darfst du das – aber erst dann, wenn du Großmutter geworden bist …“

 
7.
     
    Der Schluß ist schnell erzählt, denn er ist heute allgemein bekannt. Aber da der gesamte Bericht in Form eines Romanes veröffentlicht wurde, soll das Ende keine Ausnahme bilden. Das Schicksal Ann Brittens ist das Schicksal unserer Rasse: homo
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