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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima
Autoren: Clark Darlton
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Geburt ihres ersten Kindes gut überstanden hatte – oder auch nicht.
    Oberhauser leitete das Projekt Manhattan. Hier in diesem Institut waren die ersten Versuche auf theoretischer Basis erfolgt. Draußen in der weiten Wüste Mexikos war dann diese Theorie zur grausigen Wirklichkeit geworden: die erste Atombombe war explodiert.
    Es hatte den Forscher Bob Britten niemals besonders berührt, an der Entwicklung einer Waffe mitzuarbeiten, wie sie furchtbarer nicht ausgedacht werden konnte. Er war Wissenschaftler und damit nur an der Beantwortung der Frage interessiert, ob Materie sich in Energie umwandeln ließ. Die Explosion dieser ersten Bombe hatte ihm diese Antwort im positiven Sinne gegeben und damit schien neuer Raum für weitere theoretische Spekulationen geschaffen. Mit einem nicht geringenEntsetzen jedoch mußte Bob Britten feststellen, daß niemand außer ihm mit dem praktischen Erfolg der bisherigen Forschungen zufrieden war. Im Gegenteil. Professor Oberhauser gab das Startzeichen zum Bau weiterer Atombomben. Und zwar im Auftrage der Regierung.
    Viele Monate stand Britten zwischen reiner Wissensfreude und Pflichtgefühl. Indem er sich für ersteres entschied, fügte er sich notgedrungen dem zweiten. Er blieb im Institut und half, Projekt Manhattan zu verwirklichen.
    Das Telefon schrillte.
    Aber es war nur Smith, sein Assistent, mußte Bob feststellen, als er den Hörer abnahm.
    „Der Alte ist in der Nebenabteilung“, berichtete er. „In fünf Minuten wird er in Ihrem Büro erscheinen, Boß. Ich wollte Sie nur warnen.“
    „Danke, Smith“, entgegnete Britten müde und enttäuscht. Er legte den Hörer schnell wieder auf die Gabel, als wolle er unter allen Umständen verhindern, daß jemand umsonst seine Rufnummer wählte. Das Krankenhaus zum Beispiel.
    Als Professor Oberhauser in Begleitung einiger Herren seine Abteilung aufsuchte, vergaß er für wenige Minuten seine innere Spannung. Die Persönlichkeit des großen Gelehrten verfehlte ihre Wirkung auf Britten nicht.
    „Ihre Frau erwartet ein Kind?“ wandte er sich an Bob und lächelte sanft. „Ihr Assistent Smith verriet es mir. Ich hoffe, es wird ein Junge.“
    „Danke, Professor“, stammelte Britten verwirrt. Er wunderte sich weniger über die Gratulation des Professors, als über die Tatsache, daß dieser den Namen des für ihn bedeutungslosen Assistenten behalten hatte. „Ich müßte die Nachricht eigentlich jeden Augenblick erhalten.“
    „Sie wird kommen, wenn es soweit ist“, erwiderte Oberhauser. Sein Gesicht wurde plötzlich ernst. „Der Geburtstag Ihres Kindes wird für spätere Generationen ein Datum sein, dessen Bedeutung sich unlöschbar in die Gehirne der Menschen einprägt. Niemand wird den heutigen Tag vergessen, Dr. Britten. Niemand!“
    Britten gab keine Antwort, da er beim besten Willen nicht wußte, was er sagen sollte. Der Professor mußte verrückt geworden sein, eine andere Erklärung gab es nicht. Heimlich schielte er zum Wandkalender. Er zeigte das Datum: 6. August 1945.
    Oberhauser war seinem Blick gefolgt. Er lächelte plötzlich wieder. Es war ein seltsam gezwungenes Lächeln.
    „Ganz richtig, Dr. Britten. Der 6. August! Ein Tag, der ein neues Zeitalter einleitet.“
    Endlich löste sich die gequälte Spannung in Britten.
    „Weil meine Frau ein Kind bekommt?“ stieß er heiser hervor. „Verzeihen Sie, Herr Professor, aber das glauben Sie doch wohl selbst nicht …“
    Oberhauser betrachtete die Regale mit den Tonbandkopien der einzelnen Versuchsreihen. Dann wanderten seine Augen zu den Filmspulen, von denen er wußte, daß ihre Vorführung im jetzigen Stadium eine Weltsensation bedeuten würde. Wer wußte schon um die pilzförmigen Raucherscheinungen, die nach einem grellen Aufblitzen hoch in die Stratosphäre kletterten? Niemand.
    Seine Augen lagen nun wieder auf Britten.
    „Ich sagte nicht, daß die Geburt Ihres Kindes diesen Tag zu dem machen wird, der er sein wird. Ich betonte lediglich die Gleichheit des Datums. Aber denken Sie nicht weiter darüber nach und …“
    Das Telefon schrillte.
    Britten ergriff den Hörer mit einer erstickten Entschuldigung und meldete sich. Sekundenlang lauschte er, dann veränderte sich sein Gesicht.
    „Ein Mädchen“, sagte er, als er den Hörer niederlegte. „Meine Frau hat soeben ein Mädchen bekommen, Herr Professor. Es ist gesund.“
    „Warum sollte es das nicht sein?“ wunderte sich Oberhauser. „Viel wichtiger scheint mir die Feststellung, daß die Mutter gesund
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