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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima
Autoren: Clark Darlton
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drastische Sprünge der Natur, aber selbst dann, wenn es so wäre, sähe ich darin keine weltweite Gefahr.“
    „Erstens: ich werde Ihnen diesen drastischen Sprung einer vergewaltigten Natur praktisch vorführen, hier in Ihrem Zimmer. Bleiben wir beim zweiten Punkt: keine Gefahr! Da muß ich Ihnen widersprechen. Zugegeben, eines Tages wird die Menschheit sich selbst überlegen sein, so wie der heutige Mensch dem der Steinzeit ebenfalls überlegen ist. Was aber wäre geschehen, wenn durch eine Laune der Natur vor dreißigtausend Jahren zehn blutdürstige Banditen mit modernster Bewaffnung aufgestanden wären, um ihre Umwelt zu vernichten? Es wäre ihnen zweifellos gelungen, darüber darf kein Zweifel bestehen. Und die Folge? Sie und ich, Herr Präsident, würden ebensowenig existieren wie die gesamte Menschheit. Sie hätte sich bereits damals ausgerottet.“
    „Bitte, werden Sie deutlicher, Professor Oberhauser.“
    „Sofort, Herr Präsident. Die von uns hervorgerufene Strahlung läßt menschliche Gehirne mutieren und erzeugt mentale Monster, Übermenschen, Vorboten einer neuen Rasse, für die unsere Welt erst in Tausenden von Jahren reif ist. Die Folge? Die Superrasse betrachtet uns als rückständig und wird uns verdrängen, wenn nicht gar vernichten. Es ist lediglich eine Parallele zu dem von mir angeführten Beispiel.“
    „Hm – eine gewagte Spekulation. Vielleicht hätten Sie recht, wenn Ihre erste Behauptung sich bewahrheitet. Aber vorerst gibt es keine Supermenschen. Die in der Luft vorhandene Strahlung liegt unter dem kritischen Punkt.“
    „Auf die Dauer nicht mehr.“
    „Vielleicht wird Ihr Problem erst in hundert Jahren eines sein.“
    „Aber nicht, wenn weiter experimentiert wird. Der kurze Stop vor zehn oder fünfzehn Jahren hat kaum etwas zu sagen.“
    Der Präsident hob beide Hände.
    „Bitte, Herr Professor, ich achte Ihren Standpunkt und werde mir den schriftlichen Bericht Ihrer Forschergruppe aufmerksam durchsehen, aber verlangen Sie nicht von mir, daß ich Ihnen das Entstehen einer neuen Menschenrasse glaube. So etwas geschieht langsam, über Jahrtausende hinweg.“
    „Aber nicht dann, wenn die Natur Sprünge macht und wir ihr noch dazu verhelfen – mit Gewalt. Ich sprach von einem Beweis. Gut, Sie sollen ihn haben. Darf ich das Telefon benutzen?“
    Der Präsident nickte erstaunt und zeigte auf den weißen Apparat, der ihn mit jedem Punkt seines Landes und der Welt verband.
    „Wen möchten Sie anrufen?“
    „Den ersten Superman, wenn Sie wollen. Oder soll ich sagen: das erste Supermädchen? Um sie vor Entdeckung zu bewahren, verbarg ich sie in New York. Sie erwartet dort meinen Anruf. In einem Hotel – Nachforschungen sind vergebens, Herr Präsident. Bis Ihre Leute dort sind, ist sie längst wieder verschwunden.“
    „Und was soll das Ganze?“
    „Das werden Sie sofort sehen. Ich will Ihnen beweisen, welche Gefahr für unsere Zivilisation die teilweise Weiteraktivierung unseres Gehirns bedeutet.“
    Oberhauser hielt die Hand so, daß der Präsident nicht sehen konnte, welche Nummer gewählt wurde. Eine ferne Stimme meldete sich.
    „Bitte, Zimmer 327.“
    Pause.
    „Hallo, Miß Smith – ja, ich bin es, Oberhauser. Ich bin beim Präsidenten. Ein großes Zimmer mit einem breiten Schreibtisch. – Wie? – Ja, er sitzt mir gegenüber. Was vor ihm auf der Tischplatte liegt? Hm – allerhand. Ein Briefbeschwerer vielleicht, aus Metall. Sieht aus wie ein Denkmalssockel. – Wie? Ein Safe? Es steht einer in der Ecke, aber er wiegt mindestens seine zehn Zentner. – Gut, dann beginnen Sie. Und verlassen Sie danach sofort Ihr Hotel. Zwei Minuten genügen.“
    Der Präsident hatte zugehört, ohne sich von seinem Platz zu bewegen. In seinen Augen war ein verhaltenes Glimmen, das erwartungsvolle Spannung und Mißtrauen zugleich ausdrückte.
    Oberhauser legte den Hörer auf die Gabel.
    „Wir sind von meiner Versuchsperson etwa dreihundertfünfzig Kilometer entfernt. Ich habe ihr in knappen Umrissen dieses Zimmer hier geschildert. Nun passen Sie auf, Herr Präsident, mit welchen geistigen Mitteln der Mensch von morgen zu kämpfen versteht.“
    Sie saßen schweigend und warteten.
    Oberhauser wußte, daß Ann Britten nun in ihrem Hotelzimmer weilte und versuchte, sich diesen Raum hier in Washington vorzustellen. Es würde nicht leicht sein, aber …
    Der kupferne Briefbeschwerer hob sich langsam von der Tischplatte ab und schwebte aufwärts. Der Präsident hatte eine unwillkürliche Bewegung
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