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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer
Autoren: Wilson Tucker
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Immerzu.“
    Schließlich sah Captain Zee dem Mann in die Augen. Die Schocks, die sie erhielt, jagten einander so, daß es fast wie ein einziger schien. Er senkte weder den Blick noch wich er dem ihren aus, wie die Eingeborenen; er hielt ihren Blicken stand, suchte, ja erzwang ihre Aufmerksamkeit. Und erschreckte sie mit einer intensiven – ja, was war es eigentlich? – Kraft vielleicht, Lebendigkeit oder eine innere Spannung, die sich in seinen Augen offenbarte. Er starrte zurück, ruhig, anmaßend und aufmerksam.
    Was hatte Barra über ihn gesagt? Daß der Mann gesund und – vital sei. Ja, das war’s. Vitalität. Wie er so dastand, ruhig und unbewegt, schien sich seine Vitalität in seinen Augen konzentriert zu haben und sie wie die unwiderstehliche Kraft eines Magneten anzuziehen. Und noch etwas war da, etwas, das sie nicht gleich definieren konnte, etwas, das einem Mann nicht anstand.
    Seine Augen hatten einen Ausdruck, der sie an etwas erinnerte, das lange her und weit fort war.
    Er zuckte mit den Wimpern, und sie trat zurück. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich jetzt auf andere Dinge als nur seine Augen, und sie bemerkte, daß er am ganzen Körper naß war. Sie wandte sich an den Korporal.
    „Warum hast du ihm keinen Mantel gegeben?“
    „Hab ich versucht, Captain. Er weigerte sich, ihn anzuziehen, Captain.“
    „Er weigerte sich?“
    „Ja, Captain. Die Wachen haben mir erzählt, er weigert sich auch, nur ein Stück von den Kleidern anzuziehen, die man ihm angeboten hat, Captain.“
    Barra unterbrach sie. „Er will es so, Zee. Ich glaube nicht, daß er Kleidung braucht.“
    „Aber das ist doch Wahnsinn! Er wird sich eine Lungenentzündung holen!“
    Die Ärztin blickte zu dem Mann hinüber. „Ich glaube kaum“, stellte sie fest, „daß er so lange hierbleiben wird.“
    „Er wird bleiben, bis ich ihn entlasse“, schnappte Zee.
    Barra antwortete nicht. Sie beobachtete den Mann.
    Schließlich fragte Zee: „Hat er etwas gegessen?“
    „Nur etwas Obst, Captain. Sonst nichts.“
    „Nun, wir kommen also wenigstens etwas voran. Das zeigt, Doktor, daß er entweder Obst kennt und es gerne ißt, oder daß es ihm völlig fremd ist und er es daher probiert hat.“
    „Offensichtlich“, kommentierte Barra. „Eins oder das andere.“
    Der Captain runzelte die Stirn. Wollte sich die Ärztin über sie lustig machen? Was sollte sie nur mit ihm anfangen? Wenn er hierblieb, mußte er mehr Kleidung tragen, und wenn er sich weigerte, mußte man ihn in die Berge zurückschicken. Oder ihn ständig im Wachgebäude halten.
    Dr. Barra, die anscheinend Gedanken lesen konnte, sagte: „Ich finde, er würde ein guter Führer für unsere Expedition sein.“
    Sie erhob sich von ihrem Stuhl, ging an die Wandkarte und nahm sie herunter. Der Fremde folgte ihr mit den Blicken. Nachdem sie die Karte auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte, zeigte sie auf einen kleinen Punkt auf der Karte, der die Ansiedlung darstellte. Er sah aufmerksam zu. Mit ihrem Finger wies sie auf die Küstenstadt und dann auf sich selber. Der Mann wartete.
    Dann lud Barra ihn mit einer Handbewegung ein, sich selbst auf der Karte zu identifizieren.
    Ohne zu zögern trat er näher heran, legte seine Hand flach auf die Bergkette und wischte mit der Hand nach Westen über die unbekannten Gebiete hinweg bis an die Holzleiste am Rand der Karte.
    „Nun, das sind Neuigkeiten“, sagte Dr. Barra.
    „Wirklich, Doktor? Er hat nur bestätigt, was wir uns schon gedacht haben. Daß er irgendwo hinter den Bergen lebt.“
    „Wir haben auch erfahren“, bedeutete die Ärztin, „daß er Karten lesen kann. Sag mal, Zee, wann hast du je einen Eingeborenen Karten lesen sehen?“
    Zee wandte sich um und betrachtete den Mann genau.
    Dr. Barra lehnte sich über den Schreibtisch und nahm einen Griffel auf. Während der Fremde aufmerksam zusah, machte sie ein paar Striche auf der Karte, um ihm zu zeigen, wozu das Instrument diente und reichte es ihm. Er nahm es zwischen Daumen und Zeigefinger, was sie mit Vergnügen beobachtete und ihr eine andere Folgerung, die sie bis jetzt für sich behalten hatte, bestätigte.
    Er zögerte einen Augenblick und setzte dann den Griffel etwa einen Zoll östlich der Küste im Meer auf. Er zeichnete rasch eine neue Küstenlinie, die nahe bei der jetzigen Nordspitze des Schneelandes begann und südlich bis hinunter zur Halbinsel führte. Als er die Halbinsel erreichte, zögerte er einen Moment und zeichnete dann eine neue, die größer und
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