Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
ist phantastisch!“
    „Ich sagte ja, es wird dir nicht gefallen.“
    „Oh, aber Barra, das ist doch zu unglaubwürdig.“
    „Natürlich. Genau wie seine Größe, sein Körperbau, seine Fähigkeit, Karten zu lesen. Natürlich ist es phantastisch. Wenn es dich glücklich macht, nimm doch einfach an, er sei in deinem Alter. Aber ich bleibe bei meiner Vermutung. Über einhundert.“
    „Aber niemand kann so alt werden.“
    „Niemand von uns. Zee, als ich den Mann untersucht habe, stellte ich fest, daß sein Arm vor langer Zeit einmal gebrochen war. Das war mein erster Anhaltspunkt. Die Knochen waren ausgezeichnet gerichtet worden und gut verheilt; was mich stutzig machte, war, daß der Knochen vor etwa fünfundsiebzig Jahren gebrochen sein mußte.“ Sie nahm die Pfeife wieder auf und klopfte sie auf dem Fußboden aus. „Du erkennst immer noch nicht den faszinierenden Aspekt: Wenn er jetzt etwas weniger als zweihundert Jahre alt ist und im besten Mannesalter, was versteht man dann unter Alter?“
    „Aber wenn wir das wirklich annehmen, könnte er … könnte er …“
    Barra beendete den Satz für sie. „Könnte er fünfhundert Jahre alt werden. Oder tausend. Wer weiß?“ Sie steckte die Pfeife ein und erhob sich. „Bitte, such den Bericht und lies ihn gründlich. Ich gehe schlafen – es ist spät.“ Sie blieb an der Tür stehen und zog ihren noch immer feuchten Mantel an. Der Captain sah nachdenklich in die Luft.
    „Für den Fall“, sagte Barra gutgelaunt, „daß dir später ein Licht aufgeht, denk daran, daß er ein Mann ist … ein ganzer Mann.“ Sie öffnete die Tür und trat hinaus.
    Zee starrte hinter ihr her.
    Nach einer Weile stand sie auf und ging im Büro hin und her. Sie blieb vor der Karte stehen und betrachtete das westliche Meer, das er eingezeichnet hatte, dann die mysteriöse Küstenlinie, die nicht existierte, und dann wieder den winzigen Stern, der eine fremde Stadt darstellte. Ihr fiel plötzlich ein, daß man die Entfernungen nicht kannte – es gab nicht den kleinsten Anhaltspunkt dafür, wie weit das Meer und die Stadt entfernt waren. Es war jedenfalls nicht nah: Er hatte hinter den Bergen einen großen, leeren Raum gelassen. Aber es konnten Hunderte oder auch Tausende von Meilen dazwischen liegen. Eine Expedition würde auf gut Glück losmarschieren müssen, ohne zu wissen, wie weit die Reise gehen würde.
    Man müßte sich aus dem Land versorgen und könnte nur ein Minimum an Gepäck mitnehmen. Höchstens ein paar Wagen konnte man hier entbehren. Truppen? Sie studierte die Karte von West-Somerset.
    Es wäre unklug, sie alle aus einem Abschnitt zu nehmen.
    Ein paar aus dem Norden, die für wärmeres Klima fällig waren, ein paar aus den Küstenorten, wo man sie nicht vermissen würde, und ein paar von der Halbinsel …, die würden am besten dran sein, denn sie waren schon an die Hitze gewöhnt. Hinter den Bergen schien die Sonne ununterbrochen. Er hatte eine wunderbare Sonnenbräune. Und seine Augen!
    Seine Augen!
    Mit einer abrupten Bewegung nahm sie ihren Mantel vom Haken und warf ihn um die Schultern. Die verwunderte Wache draußen vollführte eine hastige Ehrenbezeugung, als sie vorbeirannte. Am Ende der Kompaniestraße sah sie Licht in dem Häuschen der Ärztin und rüttelte an der Tür.
    Barra rief: „Herein!“
    Zee stieß die Tür auf und stand im Türrahmen.
    „Barra, mir ist eingefallen, was es ist!“
    „Was was ist?“
    „Der Blick in seinen Augen. Jetzt habe ich es erkannt.“
    „Oh – das.“
    „Es ist Intelligenz. Barra. Dieser Mann besitzt regelrechte Intelligenz!“
    „Zee, warum liest du nicht meinen Bericht? Da steht’s doch drin!“

 
4.
     
    Als Zee am nächsten Morgen erwachte, galt ihr erster Gedanke dem Gefangenen. Warum nur?
    Während sie am Offizierstisch frühstückte, beobachtete sie die Leute in der Kantine. Sie waren recht aufgekratzt. Auch einige der Offiziere, bemerkte sie, zeigten ein neues, seltsames Gebaren. Sie fühlte, daß viele Augen sie beobachteten, wenn sie nicht hinsah. Erst später, auf dem Weg zu ihrem Büro, erriet sie den Grund.
    Es hatte sich schon herumgesprochen, daß eine Expedition über die Berge geschickt werden sollte.
    Wer hatte es nur weitererzählt? Sie hatte doch den Gedanken noch gar nicht ausgesprochen! Dr. Barra? Oder hatten die Truppen es mit einer Art sechstem Sinn erraten?
    Sie fand ihr Büro musterhaft sauber, alle Papiere säuberlich geordnet und den gesuchten Bericht oben auf dem Stoß von Papieren auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher