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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer
Autoren: Wilson Tucker
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ihrem Schreibtisch. Der Korporal war ungewöhnlich beschäftigt und widmete seinen Berichten eine noch nie dagewesene Aufmerksamkeit. Zee sagte ihr guten Morgen und setzte sich. Der Korporal wollte also auch die Berge stürmen.
    „Avon“, sagte sie, „bringen Sie mir die Personalakten. Ich brauche ausgesuchte Truppen.“
    „Jawohl, Captain.“ Der Korporal schoß quer durch das Zimmer zu den Aktenschränken.
    „Und schicken Sie mir den Versorgungsoffizier und den Transportsergeanten. Oh, ja – wenn Sie Dr. Barra sehen, bitten Sie sie, zu mir zu kommen, wenn sie Zeit hat.“
    „Jawohl, Captain!“
    Der Transportsergeant lehnte am Rad eines Wagens und grinste.
    „Drei, nur drei, hat sie gesagt! Wißt ihr, was das heißt, ihr Küken? Nur drei Wagen! Das heißt, wir werden schnell und weit marschieren. Wir werden auf der Erde schlafen und uns zu essen holen, was wir finden. Wir nehmen nur soviel mit, daß wir für den Notfall gerüstet sind, alles andere müssen wir schießen. Wir nehmen nur zwei Tanks voll Trinkwasser mit; wenn die leer sind, müssen wir aus Flüssen trinken. Wie findet ihr das? Na, auf dieser Reise gibt’s keine unerfahrenen Küken!“
    Der Sergeant, eine stramme Frau in den mittleren Jahren, amüsierte sich anscheinend königlich.
    „Drei Wagen?“ wiederholte jemand aus der Menge, die sie umstand. „Und die Maschinen? Wie sollen wir im Dschungel Holzkohle machen?“
    „Maschinen? Pustekuchen! Auf dieser Reise gibt’s keine Kohlenbrenner. Ich sagte ja, wir reisen schnell und weit. Drei der besten Gespanne, das hat sie gesagt, drei Gespanne und eins in Reserve.
    Und außerdem“, fügte der Sergeant verächtlich hinzu, „gibt es keinen Dschungel da drüben. Wir werden ganz gewöhnlichen, ebenen Boden unter den Füßen haben. Ich habe es auf der Karte gesehen. Und dahinter ist noch ein großes Meer. Das ist unser Ziel.“
    „Wann marschieren wir los, Sergeant?“
    „Wir? Dir geht’s wohl nicht gut. Ich nehme fünf mit – ich und fünf andere. Nicht mehr als zwei Fahrer für jeden Wagen, lautet der Befehl. Die zähesten, die ich habe – Frauen, die die ganze Nacht hindurch sich um die Pferde kümmern und dann den ganzen Tag kämpfen können, wenn es sein muß. Ich kann keine Küken gebrauchen.“
    Der Versorgungsoffizier war offensichtlich wenig enthusiastisch. Sie saß auf ihrer Koje und bürstete sich die Haare. Ihre Stubenkameradin sah zu.
    „Ich würde ja lieber hierbleiben“, sagte der Versorgungsoffizier noch einmal. „Ich habe nicht das geringste Interesse an dem, was sich vielleicht auf der anderen Seite der Berge befindet. Vermutlich Hunderte von Barbaren. Schmutzige Leute. Und stell dir vor, man mutet uns zu, daß wir uns aus dem Land versorgen! Weißt du, was das heißt? Jeden Tag irgendein wildes Tier säubern und kochen, wenn die Leute das Glück haben, eins zu erwischen. Scheußliches Leben!“
    „Donnie“, sagte ihre Stubenkameradin plötzlich, „ich will nicht, daß du gehst.“
    Donnie lächelte sie an. „Mach dir keine Sorgen, Kind. Ich gehe nicht – nicht, solange ich noch meine fünf Sinne beisammen habe. In der Nacht, bevor wir abmarschieren, meldest du mich dem Doktor.“
    „Oh, Donnie, bitte geh nicht!“
    „Reg dich nicht auf, ich gehe ja nicht. Du hättest es hören sollen, sie nimmt drei Wagen mit. Kannst du dir das vorstellen? Nur drei! In einem Lebensmittel und Wasser, im zweiten Schlafsäcke und im dritten Waffen. Nicht einen einzigen Luxusgegenstand, keinen Faden persönlichen Eigentums außer, was wir auf dem Rücken tragen. Widerlich! Sie erwartet, daß wir alle auf der Erde schlafen. In einer Woche werden wir alle Barbaren geworden sein.“
    „Donnie, wenn du nicht gehst, wer geht dann?“
    Der Versorgungsoffizier zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht, und offen gestanden ist es mir auch egal. Das laß nur ihre Sorge sein. Wie kann ein intelligenter Mensch auf so etwas hereinfallen! Ein Meer und eine Stadt! Aber ich werde mir mal den Stromer ansehen. Ich möchte doch wissen, was den Captain um den Verstand gebracht hat.“
     
    Im Laufschritt erreichte Dr. Barra das Büro des Kommandanten. Die Wache öffnete rasch die Tür, und die Ärztin stürzte hinein.
    „Essig!“ rief sie. „Tonnenweise. Allen Essig im Dorf!“
    Zee blickte ärgerlich auf.
    „Wovon redest du? Und bitte, beruhige dich erst einmal.“
    „Ich spreche von Essig – ich brauche Essig, soviel Essig, wie ich bekommen kann. Wir müssen jedes Gramm beschlagnahmen, das wir
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