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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer
Autoren: Wilson Tucker
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entschieden?“
    „Jawohl, Captain.“
    „Werden Sie in der Stadt bleiben?“
    „Nein, Captain.“
    Zee versuchte, ihre Überraschung zu verbergen. Hatte sie sich in der Beurteilung des Leutnants getäuscht?
    Ungläubig fragte sie: „Sie kehren in die Kolonie zurück?“
    „Nein, Captain.“
    „Sie …“ Zee schwieg. Die Antwort verwirrte sie. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie leichte Unruhe bei den Soldaten. Scharf fragte sie: „Was wollen Sie also tun?“
    Leutnant Donn straffte die Schultern und grinste Zee an. Sie zeigte auf Wolf.
    „Ich habe ihn gewählt.“
    „Sie haben was ?“Es war ein neuer Schock für Zee. „Sie haben was getan?“
    Sie stakte durch den Sand.
    „Ich habe ihn gewählt“, wiederholte der Leutnant dickköpfig und erwartete den Captain. „Wo er hingeht, da gehe ich auch hin.“
    Zee stellte sich mit gespreizten Beinen vor sie hin und beugte sich vor. „Er gehört mir!“ sagte sie laut und deutlich.
    „Auf gar keinen Fall!“ schnappte Donn.
    Zee löste ihren Gürtel und ließ ihn fallen.
    „Mir!“ sagte sie noch einmal und schwang die geballte Faust.
    Wolf rannte über den Sand und erreichte sie, noch bevor ein halbes Dutzend Hiebe ausgeteilt werden konnte. Er hielt sie fest im Griff seiner kräftigen Hände und schüttelte sie rauh. „Halt!“ kommandierte er. „Halt, oder ich … ich …“ Er sah sich hilfesuchend nach der Ärztin um.
    „Oder ich schlage euch die Schädel zusammen“, half ihm Barra vergnügt weiter.
    „Oder ich schlage Schädel zusammen“, echote er.
    Die Soldaten sahen dem Kampf mit offensichtlichem Vergnügen zu. Sie waren enttäuscht, daß er so schnell zu Ende war.
    Donn versuchte, sich aus dem Griff zu befreien. „Aber ich habe doch dich gewählt!“ schrie sie protestierend.
    „Und ich bleibe hier“, gab Zee erregt zurück. „Ich gehe nicht ohne Truppe in die Kolonie zurück, und ich bleibe nicht in der Stadt, wenn er nicht bleiben kann. Ich bleibe bei ihm!“
    Barra lachte das Dreigespann an. „Mann, du hast Probleme!“
    „Ich entscheide“, antwortete Wolf und schüttelte die Mädchen noch einmal. „Nicht sie wählen. Ich entscheide.“

 
4.
     
    Wolf wartete allein am Ufer des imaginären Meeres.
    Die Sonne stand hoch und wärmte seine bloße Brust, und er wartete geduldig auf jemand, der aus der Stadt kommen würde.
    Er hatte alle Spuren, die die Truppe am Ufer hinterlassen hatte, sorgfältig verwischt, die Überreste des Feuers vergraben. Nun waren nur noch seine eigenen Fußabdrücke zu sehen, und auch die würden beseitigt, sobald sie fort waren.
    Die Spuren ihrer Reise würden nicht so schnell verschwinden, aber auch da würden mit der Zeit Wind und Wetter das ihrige tun. Nur etwas würde bleiben: Das Gespann, das sie den Geflügelten überlassen hatten.
    Wolf sprang auf, als der Captain aus dem Wasser auftauchte.
    „Gehen?“ fragte er.
    „Ich bin bereit.“ Zee lachte ihn an und reckte sich in der warmen Sonne. „Die Ärztin möchte Lebewohl sagen.“
    Zee hatte fast alle Kleidungsstücke abgelegt und trug nur noch einen knielangen Rock und ein kurzes Jäckchen. Ihre Füße steckten in Sandalen, weil ihre Haut noch zu empfindlich war. Aber sie hatte ihr Schwert, einen Bogen und einige Pfeile behalten. Sie stand neben Wolf am Strand.
    Die Ärztin erschien.
    „Wolf“, sagte sie lächelnd, „du bist mein Stolz und meine Freude. Vergiß nicht, daß ich dich zuerst sah – oder fast zuerst. Und vergiß das Wiederkommen nicht.“
    Er lachte zurück und schlug ihr auf die Schulter: „Werde kommen.“
    „Wohin geht ihr jetzt? Wie lange?“
    Er wies nach Nordwesten. „Weit.“
    „Weiter nach Westen? Ich würde gerne mitgehen, wenn mich nicht hier so interessante Dinge erwarteten. Wie lange bleibt ihr?“
    Er sah sie verständnislos an.
    „Ach, warum habt ihr nur keinen Kalender!“ Sie wandte sich wieder an Zee. „Sieh zu, daß ihr in einem Jahr zurückkommt, ja?“
    Der Captain grinste zustimmend. „In einem Jahr.“
    „Gehen?“ fragte Wolf sie eifrig.
    Zee nickte.
    Barra legte ihr die Hand auf die Schulter und schüttelte sie. „Keine langen Reden mehr, Zee, ich habe ja schon alles gesagt, was ich wollte. Kommt zurück!“
    „Wir kommen zurück, Barra.“
    „Also – auf Wiedersehen!“
    Sie blieb noch eine Weile stehen und beobachtete, wie sie der geschwungenen Kurve der Küste folgten, bis sie sich mit dem richtigen Meer vereinte. Sie folgte ihnen mit den Augen, bis sie fast im Dunst von Himmel und Wasser
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