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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer
Autoren: Wilson Tucker
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hinein. Es schien naß zu sein. Sie zog die Hand heraus und starrte verwundert auf die trockene Haut.
    „Wolf – was ist das?“
    „Fühl“, belehrte er sie. „Fühl den Grund.“
    Zee bückte sich und legte beide Hände auf den Meeresboden.
    „Schließ die Augen“, sagte er dann.
    Sie gehorchte verwundert.
    „Was fühlst du?“ fragte er.
    „Nun, Schlamm natürlich …“
    „Was fühlst du?“ fragte er noch einmal.
    Sie zögerte, bewegte ihre Finger, grub ihre Hände hinein.
    „Bei allen Heiligen!“ rief sie aus. „Staub!“
    Neben ihr stapfte Barra ins Wasser.
    „Staub?“
    „Staub, Barra, Staub! Steck deine Hände ins Wasser und mach die Augen zu. Verlaß dich nur auf dein Gefühl!“
    „Ja, es ist Staub“, echote Barra. „Was für ein Trick ist das?“
    „Straße“, sagte Wolf.
    „Dies ist eine … Wir stehen auf einer Straße?“
    „Straße.“ Er machte einen großen Bogen mit seinem Arm. „Stadt hier.“
    „Aber was ist dieses Wasser?“ wollte die Ärztin wissen. „Oder das, was Wasser zu sein scheint?“
    „Kein Wasser“, antwortete er und schwieg, weil ihm die Ausdrücke fehlten, um es zu beschreiben.
    Barra wandte sich an seine Mutter. „Dies“, sagte sie laut, weil Zee daneben stand, „ist die Verteidigungsmethode, von der Sie gesprochen haben, nicht?“
    „Das ist richtig.“ Zee und die Ärztin konnten beide die Antwort vernehmen, obwohl die Frau ihre Stimme nicht gebrauchte. „Aber was Sie hier zu sehen glauben, ist nur ein Teil der uns zur Verfügung stehenden Waffen. Dies ist kein Wasser, obwohl es allen, die sich nähern, so scheint; dies ist kein Meer, obwohl es sich weiter draußen mit dem richtigen Meer vereint. Es könnte genauso gut Feuer sein, wenn wir es wollten, oder Sand, oder Schlamm, oder ein Berg. Dies ist nur eine von den Methoden, durch die wir die Stadt vor denen, die sie nicht finden sollen, verstecken.“ Als sie endete, blickte sie Zee an.
    Zee beobachtete sie neugierig.
    „Eine Fata Morgana?“ fragte Barra.
    „Ja. Sie stehen in einer Fata Morgana, nicht in Wasser, aber Sie werden glauben, daß es Wasser ist, bis man Sie vom Gegenteil überzeugt, wie mein Sohn es eben getan hat. In Wirklichkeit stehen Sie auf einer Straße der Stadt.“
    „Hmmm. Wir sind also mitten drin?“
    Die hochgewachsene Frau lächelte und blickte hinaus auf das Wasser.
    „Ungefähr zwanzig Fuß hinter Ihnen steht ein Mann und beobachtet uns; er ist es, der die Fata Morgana erzeugt. Hinter ihm betrachtet uns eine kleine Gruppe von Menschen und wieder andere schauen von ihren Hausdächern herab. Wir haben lange auf Sie gewartet, und die halbe Bevölkerung sieht uns zu.“
    Zee und die Ärztin drehten sich suchend um.
    „Sehr geschickt“, sagte Barra erstaunt. „Wirklich sehr geschickt.“
    Wolf griff nach Zees Hand.
    „Komm mit.“
    Er führte sie vorwärts. Das Wasser schien an ihr hochzusteigen, bis es ihren Gürtel erreichte. Ihre Haut blieb trocken. Als sie etwa zwanzig Fuß weit im Wasser waren, blieb Wolf stehen und hob ihren Arm in die Luft. Ein Unsichtbarer nahm vorsichtig ihre Hand und zog sie langsam weiter.
    „Was ist das?“ wollte Zee wissen.
    „Wache“, sagte Wolf und trat zurück. „Geh hinein.“
    Sie ließ sich weiterziehen. Plötzlich war sie verschwunden.
    „Was …?“ rief Barra.
    „Sie ist jetzt hinter der Wache, und wir können sie nicht mehr sehen. Aber sie kann jetzt die Stadt sehen und dreht sich um, um zu uns herüberzublicken. Jetzt schaut sie wieder auf meine Leute und die Stadt. Sie traut uns nicht recht.“ Die Frau sah die Ärztin an. „Möchten Sie auch gerne hineingehen?“
    „Mein Gott, ja!“
    Wolf führte die Ärztin ins Wasser und hielt ihre Hand in die Luft. Sie wurde von der unsichtbaren Wache ergriffen, und sanft wurde Barra über die unsichtbare Schwelle gezogen.
    Leutnant Donn wartete mit den Soldaten am Strand. Sie war genauso wachsam und auf Sicherheit bedacht wie der Captain, aber sie hatte mehr Vertrauen in Wolf und die Frau als Zee.
    Zee tauchte plötzlich wieder auf, bis zur Hüfte im Wasser. Sie hielt sich an etwas Unsichtbarem fest, um nicht den Weg zu verlieren. Wolf wartete in einiger Entfernung.
    „Ich möchte die Soldaten hereinholen.“
    Wolf sagte: „Ja.“
    „Wieviele?“
    Wolf wandte sich an seine Mutter, die am Ufer stand.
    „Soviel Sie wollen. Wir möchten Sie vor allem von unserer Aufrichtigkeit überzeugen. Sie können kommen und gehen, wie und wann Sie wollen. Niemand wird Sie halten.“
    Zee
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