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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer
Autoren: Wilson Tucker
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mehr.“
    „Weißt du denn gar nichts mehr darüber?“
    „Nein, kann nicht“, antwortete er. „Sie … ändert sich.“
    „Sie ändert sich? Was meinst du damit?“
    „Weiß nicht. Ändert sich. Meine Mutter erklärt dir.“
    „Danke.“ Zee versuchte, uninteressiert zu scheinen. „Ich werde sie nächstens einmal fragen. Sie … Wer?“
    „Mutter.“ Er beobachtete sie genau.
    Zee griff seinen Arm, daß er stehenbleiben mußte. Ein Blick zurück zeigte ihr, daß die Karawane über den Hügel kam.
    „Sie ist deine Mutter?“ fragte Zee. „Diese Frau?“
    Er grinste sie an. „Ja.“
    Völlig perplex konnte sie ihn nur anstarren, ohne voll und ganz die Bedeutung seiner Worte zu erfassen.
    „Aber warum hast du es mir nicht schon vorher gesagt?“
    „Nicht gefragt.“
    Zee sah zu der Frau hinüber, die neben Barra ging und wandte sich wieder um, um den Marsch fortzusetzen. Unfähig, ihre chaotischen Gedanken zu ordnen oder dieses seltsame, neue Gefühl zu verstehen, das sie aus dem Gleichgewicht brachte, stapfte sie hölzern neben dem Mann her und merkte erst geraume Zeit später, daß sie immer noch seinen Arm hielt.
    Sie hakte die Daumen beider Hände in ihren Gürtel.
    In dieser Nacht waren die Sterne größer, als sie sie je gesehen hatte, und viele tausend mehr als sonst standen am Himmel.
    Sie breitete ihren Schlafsack abseits vom Feuer und den Wagen aus, wo die Lagerfeuergespräche nur noch wie ein undeutliches Gemurmel zu hören waren. In der Ferne konnte sie die Silhouette der Wache erkennen. Zee lag auf dem Rücken und hatte die Hände unter dem Kopf verschränkt.
    Die Sterne leuchteten, die Luft war frisch und klar. Der Tag, der so wenig schön begonnen hatte, endete in sanfter Klarheit.
    Und übermorgen – Wolfs Stadt.

 
3.
     
    Zee sah enttäuscht auf die Wasserfläche.
    Am Tag zuvor hatte sie den Marsch beschleunigt und die Gespanne so schnell wie möglich vorangetrieben, bis der Doktor das Tempo mit Gewalt mindern ließ, da ja immer noch Verwundete in den Wagen lagen. Zee schritt wie gewöhnlich der Truppe weit voraus und wartete ungeduldig auf den ersten Blick aufs Wasser. Immerwieder mußte sie stehenbleiben und warten, bis die Kolonne sie eingeholt hatte. In der Nacht warf sie sich unruhig herum und konnte ihre Gedanken nicht vom morgigen Tag losreißen.
    Sie war schon vor Sonnenaufgang auf den Beinen und ließ das Lager ungewöhnlich früh abbrechen. Sie suchte Wolf und seine Mutter und fragte sie, ob sie heute die Stadt erreichen würden. Wolf nickte, während die Frau sie nur mit ruhiger Neugier betrachtete. Dann mahnte Zee die Soldaten, wachsam zu sein und sich der Stadt wie jedem anderen fremden und womöglich feindlichen Objekt zu nähern.
    Und dann marschierte sie unermüdlich weiter.
    Am frühen Vormittag entdeckte Zee die Wasserfläche und lief darauf zu. Sie rannte bergab, über kahlen Boden und kam am sandigen Ufer des Meeres zum stehen, eines riesigen Meeres, das seltsamerweise weder Wellen noch andere Bewegung zeigte. Sie suchte nach einer Stadt, die nicht da war.
    Ihre Enttäuschung grenzte fast an Zorn.
    Weit hinten quietschten die Wagen, und die Soldaten auf der Flanke erhöhten ihr Tempo und bildeten einen Halbkreis, dessen Enden bis zum Meer hinunterreichten, während die Mitte sich öffnete, um die Wagen einzulassen und sich hinter ihnen wieder schloß. Die Nachhut postierte sich auf dem Hügel über dem Wasser und beobachtete das Binnenmeer und die Ebene auf der anderen Seite des Hügels.
    Barra betrachtete das Meer und schwieg.
    „Nun?“ wandte sich Zee an Wolf und baute sich angriffslustig vor ihm auf.
    Er schien amüsiert. „Hier“, sagte er.
    „Wo? Unter Wasser? Oder auf einer Insel?“
    „Hier“, wiederholte er und zeigte auf das Wasser zu seinen Füßen.
    Sie sah hinunter und dann zu ihm auf.
    „Wo ist sie?“
    Der Mann sah sich nach seiner Mutter um und schien von ihr unausgesprochenen Zuspruch zu bekommen. Er ergriff Zees Hand und führte sie ein paar Schritte ins Wasser hinein.
    „Hier“, sagte er nochmals. „Sieh hinunter.“
    Sie gehorchte ungeduldig und sah, wie das Wasser ihre Knöchel umspülte. Bevor sie protestieren konnte, hatte sich Wolf rasch gebückt und spritzte eine Handvoll Wasser auf ihre Uniform. Sie fuhr mit einem ärgerlichen Ausruf zurück und versuchte, das Wasser von ihren Kleidern zu schütteln. Aber ihre Hand fühlte keine Feuchtigkeit. Erstaunt sah sie auf ihre Kleider, dann in das Wasser und tauchte schließlich ihre Hand
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