Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
bewußt zu bestimmen.“
    „Was? Wollen Sie sagen, daß Sie an ihrem Geist herumdoktern?“
    „Nein, mein guter Doktor, nein. Wir fügen weder ihrem Geist noch ihrem Körper Böses zu. Aber wir geben ihnen die Geisteskräfte, die sie brauchen, um unsere Probleme klar zu verstehen und zu begreifen, was wir von ihnen erwarten, und zwar ohne Angst vor Strafe, ohne Bindung an Pflicht und Drill. Sie werden vielleicht zum erstenmal in ihrem Leben wirklich frei wählen können.“
    „Hmmm. Und die, die nicht bleiben wollen?“
    „Die werden alles zurückbekommen, was wir zeitweise aus ihrem Geist entfernt hatten: Pflichtbewußtsein, Treue, Drill, und sie werden wieder dieselben Personen sein wie vorher.“
    „Wenn Sie das fertigbringen, finde ich das herrlich“, kommentierte Barra.
    „Wir können es wirklich, Doktor. Sie können gar nicht ahnen, was wir alles fertigbringen.“
    „Nein, aber ich werde es hoffentlich bald herausfinden.“ Sie zögerte. „Ich möchte nur wissen, wie viele Soldaten zurückkehren werden.“
    Wolf grinste.
    Seine Mutter antwortete: „Sie werden sehr überrascht sein.“
    „Nun erzählen Sie mir aber nicht, daß Sie die Zukunft voraussehen können!“
    „Nicht, wie Sie es meinen. Aber mit einem so großen Wissen ist es nicht schwer, ins Morgen zu blicken.“
    „Ich liebe Überraschungen“, sagte Barra nach einer Weile.
     
    Ein kurzer, scharfer Pfiff weckte Captain Zee.
    Schnell sprang sie auf und sah erstaunt die ganze Truppe am Ufer des nichtexistierenden Meeres in drei Reihen vor Leutnant Donn aufgebaut. Selbst die Wachen waren da.
    Ärgerlich rannte sie auf die Truppe zu und nur langsam wurde ihr klar, was diese Morgenparade bedeutete.
    Es war die Entscheidung. Der Wendepunkt. Hier und jetzt war das Ende ihrer militärischen Laufbahn gekommen, ein Ende, das sie sich nicht hätte träumen lassen, als sie so optimistisch aus der Kolonie aufgebrochen war.
    Sie ging langsam um die Dreierreihe herum und auf den Leutnant zu.
    Donn salutierte.
    „Truppe vollzählig angetreten, Captain.“
    „Danke, Leutnant“, antwortete sie trocken. „Machen Sie weiter.“
    „Ich, Captain?“ Donn sah ihr in das maskenhafte Gesicht.
    „Sie, Leutnant. Finden Sie heraus, was wir beide wissen wollen.“
    „Jawohl, Captain.“
    Wolf und seine Mutter standen in der Nähe. Unbemerkt tauchte Barra aus der Stadt auf und trat zu ihnen. Auch Zee kam heran. Sie sagte nichts, beobachtete nur die Truppen.
    Leutnant Donn begann mit lauter Stimme zu sprechen.
    „Achtung!“ Sie zögerte einen Augenblick. „Ihr habt jetzt alle verstanden, worum es hier geht. Jede von euch hat Zeit gehabt, ihre Entscheidung zu treffen.“ Ihre Augen wanderten die Reihen entlang. „Diejenigen von euch, die hierbleiben wollen, bleiben im Glied. Die anderen bilden eine neue Reihe hinter dem Captain.“ Wieder zögerte sie. „Marsch!“
    Der Leutnant trat zurück und wartete.
    Zee schloß die Augen. Nun geschah es also. Sie öffnete sie wieder, um der Entscheidung ins Auge zu blicken.
    Vier Soldaten traten aus dem Glied und gingen zu Zee hinüber. Vier!
    Sie waren genauso erstaunt wie Zee, als sie ihre eigene, kleine Zahl erkannten. Unruhig starrten sie sich gegenseitig an.
    Diese vier machten Zee schockartig klar, wie wenig Befehlsgewalt ihr geblieben war. Die Hälfte hatte sie in ihren dunkelsten Augenblicken erwartet, aber vier! Sie versuchte, ein möglichst gleichgültiges Gesicht zu machen, als sie sich an Wolf und seine Mutter wandte.
    „Sie haben gewonnen“, sagte sie dumpf.
    „Warten Sie“, warnte die andere, „es ist noch nicht zu Ende.“
    „Was soll denn noch kommen?“ fragte Zee mutlos. Sie sah, daß der Leutnant abseits stand und sich keiner Gruppe anschloß.
    „Warten Sie.“
    Die vier Soldaten hinter ihrem Rücken flüsterten miteinander, gestikulierten und schienen zu einem Entschluß zu kommen. Ein Sprecher wurde von den drei anderen nach vorne geschoben und fing verlegen an zu sprechen.
    „Captain?“
    „Ja?“
    „Tut mir leid, Captain … wir haben unseren Entschluß geändert. Wir glauben nicht, daß wir zu viert den Rückmarsch überstehen. Wir … möchten gerne hierbleiben, mit den anderen.“
    „Also gut.“ Zee hielt ihre Stimme kühl. Jetzt war sie allein. Sie hob den Kopf und erwiderte den Gruß des Mädchens. „Gehen Sie zurück in das Glied.“
    „Danke, Captain.“
    Schnell traten sie ins Glied zurück. Zee sah ihren Offizier an.
    „Nun, Leutnant, haben Sie sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher