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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer
Autoren: Wilson Tucker
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in die Kolonie zurückkehrte. Dann würde die Kolonie den Paß schließen und die Expedition abschreiben. Die frühe Rückkehr des Korporals würde nicht zählen, wenn nach einem Jahr oder mehr weder der Captain noch seine Soldaten auftauchten, und die Sache wäre erledigt. Dann konnte sie ungestraft bleiben.
    Und Wolf würde ihr gehören.
    Das heißt – wenn das Problem dieser anderen Frau gelöst war.
    Donn merkte nicht, daß sie immer mehr zurückblieb, bis ihr die Nachhut fast auf die Fersen trat. Ohne Zusammenhang bemerkte sie: „Ein ziemliches Problem, wie?“
    „Ich habe die Sache gründlich durchdacht.“
    „Jawohl, Leutnant.“
    „Ich glaube“, sagte sie langsam, um ihren Worten mehr Gewicht zu geben, „daß die Truppe, die in die Kolonie zurückkehrt, nicht die volle Stärke haben wird.“
    „Jawohl, Leutnant.“
    „Sie werden Schwierigkeiten haben, Angreifer abzuwehren.“
    Eine der Wachen sah sie an. „Jawohl, Leutnant.“
    Donn nickte noch einmal langsam, wie gelähmt von der Schwere des Problems, und setzte sich in Trab, um die quietschenden Wagen einzuholen. Die Soldaten beobachteten sie, bis sie außer Hörweite war.
    „Was habe ich gesagt?“
    „Verwundet oder nicht, ein paar von den Küken haben auf sie gewettet. Sie glauben, sie kann den Captain unterkriegen.“
    „Aber woher denn! Der Captain ist doch stark!“
    „Ich möchte dabei sein, das ist alles. Ich will dabei sein.“
    „Wirst es schon nicht verpassen, Küken. Der Leutnant, der bleibt hier. Und wenn der Captain ihr befiehlt, kehrtzumachen und Richtung Heimat zu marschieren – dann könnt ihr was erleben!“
    „Und wenn der Captain nicht zurückgeht?“
    „Paß nur auf diesen Wolf auf, dann merkt ihr schon, woher der Wind weht.“
    „Und wenn sie unbedingt zurück will?“
    „Und wenn er sie einfach unter den Arm nimmt und wegträgt?“
    „Was mich betrifft, mir paßt die Aussicht, diese kleinen Männer mit ihren Feuerwaffen wiederzutreffen, gar nicht.“
    „Du weißt doch, was du dagegen tun kannst, nicht, Küken?“
     
    Captain Zee hielt ihre Augen fest auf den fernen Horizont gerichtet und suchte eifrig nach dem ersten Glitzern von Wasser. Sie fühlte, daß sie sich dem Ziel näherten.
    Bald war der Zweck ihrer Expedition erreicht, obwohl auf ganz andere Weise, als sie es sich erträumt hatte.
    „Captain?“
    Sie fuhr herum und fand Wolf neben sich. Sie hatte ihn nicht herankommen hören.
    „Ja?“
    „Wir müssen hier eine Wendung machen.“ Er deutete jetzt mehr nach Norden.
    Ohne Zögern rief sie der Vorhut ihre Befehle zu, und langsam zog die Karawane in die gewiesene Richtung. Die Pfadfinder waren nicht mehr so aufmerksam wie zu Beginn und verließen sich darauf, daß der Mann sie rechtzeitig auf eine herannahende Gefahr hinweisen würde. Auch sie spürten, daß der Marsch seinem Ende zuging.
    „Wo ist deine Stadt?“ fragte Zee.
    Er hob den Arm. „Bald.“
    Während sie nebeneinander hergingen, suchte sie wieder den Horizont ab. „Werden wir sie morgen erreichen?“
    „Nein.“
    „Übermorgen?“
    „Ich glaube, ja.“
    Wieder schwiegen sie. Zee betrachtete den Boden, stieß mit dem Fuß nach Grasbüscheln und sagte schließlich: „Ich habe nicht vor, lange zu bleiben. Nur bis sich die Pferde und Truppen ausgeruht haben und Lebensmittel und Wasservorräte aufgefüllt sind. Können wir von euch Vorräte bekommen?“
    „Ja“, antwortete er. „Ich möchte, daß du …“
    „Du möchtest was?“ fragte sie und merkte zu spät, daß sie ihn unterbrochen hatte. „Ja?“
    „Ich möchte, daß du bleibst. Wünsche mir.“
    „Danke“, sagte sie steif. „Ich kann nicht bleiben.“ Und wieder marschierten sie schweigend weiter. Die Vorhut erreichte einen Hügel, kletterte hinauf und verschwand über die Kuppe. Als auch sie oben angekommen waren, sahen sie die Vorhut schon die nächste Erhebung erklettern. Für eine kurze Weile waren sie ganz allein, als die Vorhut wieder verschwunden war und die Truppen den Hügel hinter ihnen noch nicht überschritten hatten.
    „Ich möchte“, sagte der Mann wieder.
    „Warum?“ fragte sie scharf.
    „Mag dich“, sagte er.
    Zee wiederholte: „Danke“, aber ihre Stimme hatte die Steifheit verloren. „Wie sieht eure Stadt aus?“
    Er sah sie neugierig an. „Weiß nicht.“
    „Das weißt du nicht? Aber wieso denn nicht?“
    „Ich bleibe draußen.“
    „Aber du hast sie doch als Kind gesehen. Du mußt doch irgendwann einmal darin gelebt haben?“
    „Weiß nicht
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