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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer
Autoren: Wilson Tucker
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lang habe ich mich gefragt, was wohl hinter den Bergen liegt! Und jetzt, nach acht Jahren, werde ich es endlich herausfinden!“
    „Vielleicht“, meinte Barra.
    „Was meinst du damit?“
    „Ich habe doch gesagt, der Mann kann nicht sprechen.“
    „Schwindel.“
    Barra lächelte entwaffnend. „Es gibt einen anderen Weg.“
    „Und der wäre …?“
    „Wir haben einen Führer. Schick eine Expedition aus.“
    Vor Schreck über die Waghalsigkeit dieses Vorschlags fiel Zee in ihren Stuhl zurück. Sie machte den Mund auf, um die Ärztin einenDummkopf zu schimpfen und schloß ihn wieder, ohne etwas zu sagen.
    „Das … das wäre leichtsinnig“, sagte sie schließlich.
    „Zee, sieh mal auf die Karte.“ Dr. Barra drehte sich in ihrem Stuhl um und zeigte auf die Wand. „Sieh mal: Da ist ein langer Streifen Land, das wir kennen. Nicht ganz zweitausend Meilen vom Land des ewigen Schnees bis zu der tropischen Halbinsel – das ist die Kronkolonie West-Somerset. Zweitausend Meilen …“ Sie sprang auf und trat an die Karte. Ihr Finger zeigte auf das nördliche Ende.
    „Hier gibt es nichts als ein paar armselige Eingeborene, die im Sommer kärglich leben und im Winter hungern und frieren. Hier unten finden wir schon etwas mehr; hier bearbeiten wir Metalle für den Export und bauen Korn an. Und hier bauen wir Äpfel und Trauben an, hier Tabak, hier Baumwolle und schließlich hier unten im Süden Früchte, die es zu Hause nicht gibt. Zee, das ist die ganze Länge dieses Landes, und wir kennen sie. Was wissen wir aber von seiner Breite?“
    Barra fuhr mit dem Finger von der Küste zu den Bergen. „Wir kennen nur ein paar hundert erbärmliche Meilen. Denk doch, Zee, nur ein paar hundert Meilen, und dann halten uns die Berge auf. Und was ist dahinter? Was zeigt die Karte? Ein großes, weißes, leeres Gebiet, bezeichnet ‚unbekannt’. Zee, siehst du die Möglichkeiten?“
    „Ich sehe nur einen großen weißen Fleck.“
    „Aber so ist es doch nicht in Wirklichkeit! Denk an die Geschichte! Denk an die Karten vor hundert Jahren. Wie sahen die aus? Da gab es die Inseln und einen engen Kanal, der uns vom Großen Kontinent trennte, und auf der anderen Seite des Kanals lagen die Kronkolonien. Und hinter den Kolonien? Wieder große weiße Flächen mit der Bezeichnung ,unbekannt’. Der ganze Große Kontinent ,unbekannt’, Zee, und noch heute ist nicht alles erforscht! Denk doch daran, was die Expeditionen alles fanden! Denk an den unendlichen Reichtum, den sie entdeckten und immer noch entdecken! Besieh dir die Karten der bekannten Welt heute … Da sind die Inseln, der Kanal, die Kolonien, aber hinter den Kolonien, wo die unbekannten Flächen waren, sind heute ganze Länder verzeichnet und stehen uns offen. Da hast du deine Antwort, Zee.“
    „Aber da ist ein Unterschied zwischen West-Somerset und dem Großen Kontinent.“
    „Aber nur in einer Hinsicht – es gab keine Bergkette hinter dem Kanal und den Kolonien. Hier haben wir die Berge. Hinter den Bergen liegen weite Ebenen – die Eingeborenen haben oft davon gesprochen.“
    „Die Eingeborenen erzählen auch von Barbaren, die mit dem Blitz spielen und Fleisch essen“, erinnerte sie der Captain.
    „Dummer Aberglaube! Was weiß dieses Küstenvolk vom Innern des Landes! Sie sind nie über die Berge hinausgekommen. Sie erfinden Geschichten, um die Jungen zu erschrecken und die Alten zu amüsieren.“
    „Vielleicht, Barra, vielleicht. Aber aus welchem Grund glaubst du, daß es dort ein Paradies gibt?“
    Barra schüttelte ungeduldig den Kopf. „Ich glaube nicht, daß es dort ein Paradies gibt, Zee. Ich fasse nur die Möglichkeiten ins Auge, gemessen an dem, was wir auf dem Großen Kontinent gefunden haben. Ja, steckt denn kein Fünkchen Abenteuerlust in dir, Zee?“
    „Nein.“
    „Zee, ich bin Ärztin. Ich habe den menschlichen Körper länger studiert, als ich zugeben möchte. Ich habe den Mann, den die Streife brachte, untersucht, wie es Vorschrift ist. Sein Körper ist gesund, kräftig, vital. Nein – ich sagte nicht, daß auf der anderen Seite der Berge ein Paradies liegt, aber ich erkläre hiermit, daß es dort ein Land gibt, dessen Klima viel gesünder ist als das, in dem wir hier leben. Warte nur, bis du den Mann siehst.“
    „Doktor, dein Benehmen ist befremdend. Ich habe dich noch nie so sprechen hören.“ Zee starrte die Ältere an.
    „Es ist mein gutes Recht, mich befremdend zu benehmen – ich bin plötzlich vom Ehrgeiz gepackt, Zee. Ich muß sehen,
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