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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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noch roter anlief. „So“, sagte er. „Nun, lassen wir das. Trinken Sie einen Brandy.“ Seine Stimme klang erstaunlich laut, als sei er gewöhnt, mit Schwerhörigen zu sprechen.
    Ortega nahm den Brandy in Empfang, den der Alte ihm persönlich eingegossen hatte und wischte sich die schweißfeuchte Stirn. Seiner Schätzung nach betrug die Temperatur im Raum mindestens dreißig Grad – und das mußte er mindestens eine Stunde ertragen.
    Der Alte begann, wie es seine Art war, zuerst auf den Busch zu klopfen. „Wie geht das Geschäft?“ erkundigte er sich. „Wie viele haben wir schon für diesen Transport?“
    Ortega sank in einen tiefen Sessel. „Heute ging’s etwas langsam, Van. Aber fünfundsechzig haben wir schon. Alle gesund – sie brüllen den ganzen Tag, als ob sie am Spieße steckten.“
    „Mhm. Und die Aufteilung?“
    „Vierunddreißig für die Stiftung. Die restlichen sind schon auf dem Schiff.“
    „Gut. Ausgezeichnet. Irgendwelche Schwierigkeiten?“
    „Nichts Nennenswertes. Ich mache mir nur Sorge, weil wir dieses Schiff einfach in Arizona abgestellt haben. Wenn jemand darüber stolpert, und die Regierung …“
    Vandervort lachte und schlug die Hände zusammen. „Die Regierung! Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen, Keith – ich komme schon mit der Regierung zurecht. Noch einen Brandy?“
    Ortega hätte in dieser Treibhaushitze gerne verzichtet, aber das gehörte mit zum Ritual. Man mußte einfach warten, bis der Alte soweit war. Wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte, würde er das zu guter Letzt auch sagen. Wenn nicht – nun, Van war mächtig genug, um sich Extravaganzen leisten zu können.
    Vandervort redete noch volle zwanzig Minuten darüber, wie wenig Angst er vor der Regierung hätte. Er wies wieder darauf hin – als ob Keith Ortega das nicht schon wüßte –, wie viele Senatoren er ‚besaß’, und daß das, was sie taten, nicht illegal war – höchstens extralegal. Endlich, nach langem Herumreden, kam der Alte wieder auf das Hauptthema zurück.
    „Was ist mit unseren Kolonien?“ wollte Vandervort nach einem langen Zug aus seinem Brandyglas wissen. „Und die Roboter?“
    Keith zuckte die Achseln. „Okay, soweit ich informiert bin“, sagte er. „Sie wissen darüber genausoviel wie ich. Es ist noch viel zu früh, um endgültige Resultate zu bekommen. Kultur A ist schließlich nur sechs Jahre alt, und das ist die älteste, die wir haben.“
    Vandervort trommelte mit den Fingern auf der Armlehne seines Sessels. „Mit anderen Worten, Sie wissen es nicht; Sie, der es wissen müßte.“ Er war aufgestanden und watschelte jetzt auf seinen kurzen Beinen herum. „Ich will Ihnen sagen, was Sie tun sollten – wir arbeiten jetzt zehn Jahre miteinander, und als Sie die Kolonien aufbauten, haben wir vereinbart, daß Sie persönlich sich um den Fortgang des Projektes kümmern sollten. Ich glaube, daß jetzt die Zeit gekommen ist, daß Sie das tun. und ich denke. Sie sollten mindestens ein Jahr bleiben. Was meinen Sie?“
    „Es ist nicht nötig …“
    „Ich glaube schon, daß es nötig ist. Dort draußen darf nichts schiefgehen, verstehen Sie? Nichts! Hier haben Sie genug den großen Boß gespielt, darum meine ich, daß Sie und Caroline mit dem nächsten Schiff hinauffliegen sollten – ich würde das höchst ungern als direkte Anweisung formulieren, Keith.“
    Keith lächelte. „Setzen Sie sich nur hin. Van. Ihnen platzt noch einmal eine Ader, wenn Sie sich so aufregen. Und keine Drohungen bitte – ich bin nicht Ihr Sklave.“
    Der Alte runzelte die Stirn, überlegte und setzte sich dann wieder. „Und ich hatte gedacht, Sie würden gerne gehen. Keith.“
    „Ich will es mir überlegen.“
    „Schon gut. Tut mir leid. Es ist nur … nein, schon gut. Sie können gehen, Keith.“
    „Danke. Ich rufe Sie an.“
    Er verließ den Saal, froh, der Hitze zu entrinnen. Der Butler wartete auf ihn und führte ihn zu seiner Maschine zurück. Es regnete immer noch.

 
2.
     
    Sie aßen echte Steaks zum Abendessen, die ihnen ausgezeichnet schmeckten, und anschließend begaben sie sich in ihr Wohnzimmer. Ihr Wohnzimmer – nicht das sterile, atmosphärelose Gebilde aus Glas und Stahl, in dem sie sich aufhielten, wenn sie Gäste hatten, sondern jenes gemütliche Mansardenzimmer mit seinen Büchern, halbfertigen Gemälden, alten Möbelstücken und der kleinen Bar, das sie als ihr eigentliches Zuhause betrachteten.
    Carrie war eine kleine Blondine, etwa einen Meter fünfundfünfzig groß und
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