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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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philanthropisch veranlagter Idealist – dafür interessierte ihn die Menschheit, als Masse betrachtet, viel zu wenig. Auch an Gewinnen war er nicht interessiert, dafür hatte er in seinem Leben schon zu viele Gewinne erzielt. Für ihn war heute das Geschäft nur mehr ein Mittel zum Zweck. Und ein Träumer war er auch nicht.
    „Vielleicht“, sagte Keith schließlich, um das lange Schweigen zu brechen, „wollen Sie einfach den Menschen einen kleinen Schubs auf dem Weg zu den Sternen geben. Vielleicht glauben Sie an die Vorsehung.“
    Der alte Mann lachte dröhnend, wobei sich sein rotes Gesicht noch stärker rötete. „Vielleicht, Keith“, gluckste er. „Vielleicht.“
    Sie unterhielten sich noch weiter, aber ohne Ergebnis. Es dämmerte schon der Morgen, als Keith sich verabschiedete und in seinen Kopter stieg. Vor ihm leuchteten die Lichter von Los Angeles und ein roter Vollmond am Himmel. Hoch über ihm, in den Flugschneisen für den Frachtverkehr, wimmelte es von dunklen Schiffen.
    Das violette Transparent schwebte in der Luft: DON’T ROCK THE BOAT.
    Auf dem ganzen Heimweg dachte er an Old Vandervort, wie er allein in seiner Villa saß und immer wieder flüsterte er die ewige Frage vor sich hin. Warum?
    Zum Glück gab es Fragen, die sich leichter beantworten ließen.
    Keith Ortega hatte vor langer Zeit eine ganze Anzahl von ihnen zu seiner eigenen Zufriedenheit beantwortet. Er hatte ein Buch mit dem etwas melodramatischen Titel DAS NEUE ZEITALTER DER FINSTERNIS geschrieben, und dieses Buch war es in gewissem Sinne gewesen, das Vandervort zu der Idee des Venus-Projektes gebracht hatte. Das Buch erlebte eine ziemlich hohe Auflagezahl, wenn es auch niemand sonderlich ernst nahm – womit Keith übrigens gerechnet hatte.
    Das heißt – niemand außer Vandervort nahm es ernst.
    Es handelte von dem Planeten Erde.
    Die Geschichte der Erde war bekannt. Nach etwa einer Million Jahre des Sich-gegenseitig-die-Köpfe-Einschlagens war es dem Lebewesen Mensch endlich gelungen, auf seinem Planeten so etwas wie eine stabile, den ganzen Planeten umfassende Zivilisation zu schaffen. Die Notwendigkeit hatte ihn dazu gezwungen, wollte er nicht im Feuer einer nuklearen Katastrophe verglühen.
    Im Jahre 2050 war der Traum einer geeinten Welt kein Traum mehr.
    Das Lebewesen Mensch bewohnte diese geeinte Welt. In seiner verständlichen Hast hatte es nur leider einige grundlegende Punkte übersehen.
    An die Stelle einer Unzahl unterschiedlicher Zivilisationen war nun eine einzige getreten. Eine im Wesen westlich orientierte Kultur hatte infolge eines technologischen Vorsprungs sich über die ganze Welt verbreitet. Sie hatte Wurzeln geschlagen und war überall gediehen, wo sie mit frischem Nährboden in Berührung gekommen war. Auf diese Weise hatte sie jede andere Art zu leben ausgelöscht.
    Es gab eine geeinte Welt, und es herrschte Frieden.
    Eine standardisierte, gleichförmige, florierende, weltweite Zivilisation.
    Das Lebewesen Mensch begann freier zu atmen.
    Natürlich hatte die Sache auch ihren Haken, wenn es auch ziemlich lange dauerte, bis er offenbar wurde. Der Weltstaat bedeutete ein Kulturmuster. Die Entwicklung hatte nicht zu einem geordneten Zusammenspiel der Unterschiede, sondern zu einer beinahe völligen Beseitigung derselben geführt.
    Im großen und ganzen war es keine schlechte Kultur, und das Lebewesen Mensch hatte es besser als je zuvor in seiner Geschichte. Es war ein Leben des Überflusses, eine Kultur der unbeschränkten technischen Hilfsmittel, eine Philosophie, die auf der Würde des Menschen aufbaute. Die Erde wurde zum Paradies – ganz wörtlich genommen. Dschungel und Wüsten und die Ödländer der Arktis wurden in reiches grünes Land verwandelt. Die Energie der Sonne wurde nutzbar gemacht, und daher bezog Vandervort seinen Reichtum. Vandervort verdiente ein Vermögen an der Sonnenenergie – aber er lieferte sie in jedes Haus.
    Die Welten des Sonnensystems wurden erforscht, registriert, katalogisiert – und ignoriert. Im Gegensatz zu den Ansichten früherer Zeiten stellte sich heraus, daß sowohl Mars auch als Venus bewohnbar waren. Bewohnbar – aber kein angenehmer Aufenthalt. Mars war eine beinahe wasserlose Wüste und Venus eine seltsame Dschungelwelt, die nie das Licht der Sonne erblickte. Die Planeten waren also nicht wert, kolonisiert zu werden.
    Niemand verläßt gerne ein Paradies, um ein Leben voll Strapazen auf sich zu nehmen.
    Das Lebewesen Mensch blieb also zu Hause.
    Die Erde war ihm
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