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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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wirkte auch heute – nach zwanzig Jahren Ehe – noch hübsch. Keith hatte sich immer gut mit ihr verstanden, sie hatten eine gute Ehe geführt – und doch fehlte irgend etwas.
    Sie hatten sich beide Kinder gewünscht – aber vergeblich. Manchmal hatten sie mit dem Gedanken gespielt, eines zu adoptieren, aber irgendwelche konkreten Schritte in dieser Richtung hatten sie nie getan.
    „Ich war heute bei Van, Carrie“, sagte er schließlich und legte sein Buch weg.
    „Oh?“ Das war ihre ganze Reaktion. „Lebt er immer noch?“
    „Der lebt ewig. Ich wollte, ich wüßte, was er eigentlich von mir wollte.“
    Carrie blickte auf. „Nun, wir wissen es eben nicht.“
    „Das ist eine seltsame Geschichte, Carrie. Ich habe diese ganze Sache mit seinem Geld aufgebaut, zehn Jahre meines Lebens hineingehängt, und dabei weiß ich immer noch nicht, weshalb er das eigentlich tut.“
    „Du kannst ja aufhören. Keith. Wir könnten das alte Segelboot wieder herausholen.“ Das war eine Anspielung auf eine Reise um die Welt, die sie nach ihrer Hochzeit mit einem kleinen Segelboot gemacht hatten.
    „Nein, Liebste, das kann ich diesmal nicht.“ Er zögerte. „Carrie, Van möchte, daß wir ein Jahr zur Venus gehen, um zu sehen, wie die Dinge sich dort entwickeln.“
    Carrie hob die Brauen und drehte sich um. „Du meinst – hinfliegen?“ Sie kauerte sich neben ihn auf den Boden und schwieg. Nach einer Weile zündete sie ihm eine Zigarette an und sah sich um – musterte die Bücher, die Teppiche, die Bilder. „Wann reisen wir ab. Liebster?“
    „Du willst also? Du weißt, wie es auf der Venus sein wird. Von Gott und der Welt verlassen, keine Freunde, nichts …“
    „Vielleicht wird es uns ganz guttun, Keith“, sagte sie langsam. Sie fuhr sich durch das blonde Haar. „Ich möchte gerne.“
     
    *
     
    Die nächsten paar Monate vergingen wie im Fluge. Carrie war die ganze Zeit mit ihrer Vorbereitung auf das Halaja Kulturmuster beschäftigt, aber Keith Ortega hatte zuviel Zeit. Nachdem er zum hundertsten Male den gleichen müßigen Gedanken nachgehangen hatte, ging er zu Vandervort zurück.
    Der Alte, der wie ein rotgesichtiger, weißbärtiger Gnom aussah, schien erfreut, ihn zu sehen, war jedoch etwas argwöhnisch. „Was bringt mir die Ehre dieses unerwarteten Besuches, Keith?“ polterte er mit seiner überlauten Stimme. „Sie haben es sich doch nicht anders überlegt?“
    „Nein, Van. Es bleibt dabei.“
    „Ausgezeichnet.“ Vandervort stand auf. holte die Brandyflasche aus dem Schrank, nahm eine Pille aus einer Schachtel und spülte sie mit einem kräftigen Schluck hinunter. „Was ist es dann? Haben Sie Sorgen?“
    Keith holte seine Pfeife heraus und entzündete sie. Der blaue Rauch ringelte sich gemächlich hoch und blieb unter der Decke hängen. „Um Sie mache ich mir Sorgen“, sagte er.
    „Ah“, nickte Vandervort. „Sie fürchten, ich könnte sterben und Sie in einer … äh … unangenehmen Lage zurücklassen? Ist es das?“
    „Nein. Ihre Absichten sind es, die mir Sorge machen. Van.“
    Vandervort zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Die gehen Sie nichts an. Keith.“
    „Ich finde, es ist mein Recht, das zu wissen.“
    Der Alte schien in seinem Sessel förmlich zusammenzuschrumpfen und sah jetzt kleiner denn je aus. Es schien, als hätte er Angst. Aber wovor sollte James Murray Vandervort sich fürchten? „Ihr Gehalt ist großzügig“, sagte er. Diesmal klang seine Stimme nicht ganz so laut wie sonst.
    „Ich hatte schon Geld, ehe ich Sie kennenlernte. Das Geld ist zweitrangig.“
    Die blaßblauen Augen öffneten sich. „Warum haben Sie denn den Posten übernommen. Keith?“
    Keith Ortega zögerte. Wußte er das eigentlich? „Es war meine Idee“, sagte er und suchte nach Worten. „Ich dachte, es würde interessant sein. Ich glaube, ich habe mich damals gelangweilt.“ Er lächelte. „Vielleicht wollte ich einfach eine Veränderung.“
    „Nun gut. Haben Sie sich schon einmal überlegt, daß ich vielleicht einfach sehen wollte, was geschehen würde? Vielleicht langweile ich mich. Schließlich bleibt man Mensch mit allen Fehlern und Neigungen – auch mit ein paar Milliarden Dollar.“
    „Das stelle ich nicht in Frage“, erwiderte Keith. „Nur die Geschichte mit der Neugierde kaufe ich Ihnen nicht ab. Hier geht es für Sie um mehr, Van, das weiß ich.“
    Damit übertrieb Keith nicht. Er kannte den alten Knaben wirklich recht gut. Keineswegs war Vandervort einfach ein
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