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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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der hagerer und widerstandsfähiger aussah als damals vor drei Jahren, als er die Erde verlassen hatte. „Wir würden uns gerne draußen umsehen“, meinte er schließlich.
    „Wir haben zuerst noch Arbeit“, erklärte Mark. „Wir warten also besser bis morgen. Das wäre in etwa elf Erd-Tagen.“
    „Gib’ nicht so an. alter Junge“, grinste Keith. „Wir wissen selbst, wie lang die Tage hier sind.“
    „Das bildet ihr euch wenigstens ein“, erklärte Mark. „Der Uhr nach wißt ihr es vielleicht, aber lebt erst einmal nach dieser verrückten Zeit.“
    Als sie die erste Venusnacht hinter sich hatten, und das Grau des Tages wieder den Himmel beherrschte, war Keith bereit zuzugeben, daß Mark recht gehabt hatte.
    Untertags regnete es etwa die Hälfte der Zeit – ein kräftiger Regen, der unablässig auf den Dschungel heruntertrommelte. Die Wolken schimmerten mit einer schwachen Phosphoreszenz – ein Effekt, der für einen auf der Erde geborenen Menschen durchaus angetan war, ihm jedes Zeitgefühl zu rauben.
    Mit Mark am Steuer des Kopters starteten sie in den Morgennebel und ließen bald die Lichtung mit der Station weit hinter sich. Vier Babies. die Zuteilung für Halaja, teilten sich den Rücksitz.
    Eines von ihnen, ein Kind mit ernsten Augen und langen Locken, würde Keiths Sohn sein, bis er zur Erde zurückkehrte.
    „Sieh nur die Vögel“, sagte Carrie.
    Es waren Tausende – etwa so groß wie Falken, aber grellbunt. Sie schwärmten in ungeheuren Geschwadern über die graugrünen Dschungeln dahin und stießen hin und wieder hinunter, um die winzigen echsenähnlichen Reptilien zu fangen, die die breiten Blätter an den Baumwipfeln bewohnten.
    Die Maschine flog Westkurs, zwischen den angeschwollenen Wolkenbergen und dem wogenden Dschungel hindurch. Einmal überflogen sie eine offene Ebene, durchzogen von schmalen Flüßchen und mit grasenden Tieren gepunktet. Es gab eine Menge Sümpfe und Tümpel, aber nur wenige Berge.
    Die Venus zeigte ihr Lieblingsschauspiel: es regnete. Es wurde nur eine Spur dunkler, und dann begannen die schwammartigen grauen Wolken zu tropfen. Der Kopter wühlte sich tapfer durch den Wolkenbruch und schlingerte hin und wieder, wenn er einen besonders dichten Regenstrom erwischte. Aber es gab weder starke Winde noch Blitz oder Donner.
    Nach acht Stunden hatten sie Halaja erreicht.
    Aus der Luft, halb von einem dünnen Regenvorhang verborgen, sah das Dorf Halaja wie eine verblichene Fotografie eines alten Grenzforts auf der Erde aus. Es war zwar nicht von einer Mauer umgeben, aber die Holzhäuser waren im Rechteck um einen Zentralplatz angeordnet und mit tunnelartigen überdachten Gängen verbunden. In der Mitte des Platzes fiel eine kreisförmige Wasserfläche auf, die von einem Ring von Feuerstellen für Kochzwecke umgeben war. Im Umkreis von vielleicht drei Meilen um die Ansiedlung war der Dschungel gerodet und das Land mit Sirau-Früchten bepflanzt.
    Halaja.
    Keith griff nach Carries Hand.
    Mark setzte den Kopter auf dem feuchten Sportplatz westlich des Dorfes auf.
    Seite an Seite gingen sie dann zu dritt über das Feld und auf einem feuchten Fußpfad durch ein Feld mit Sirau-Früchten. Keith trug mühsam ein Kind auf dem Arm, während Mark als alter Venusianer zwei schleppte. Carrie hatte sich des Babys mit den langen Locken angenommen. Der dünne Nieselregen kühlte ihre Gesichter und rann ihnen in den Nacken.
    „Hey“, schrie jemand im Dorf. „Wir bekommen Gesellschaft.“
    Eine Anzahl Erwachsener rannten ihnen entgegen. Sie waren mit kurzen Röcken oder Hosen bekleidet und liefen barfuß. Die meisten Kinder waren noch zu klein, um zu laufen, aber zwei von ihnen krabbelten bis zum Tor und starrten den Neuankömmlingen aus großen runden Augen entgegen.
    Die Dorfbewohner drängten sich jetzt um sie und redeten alle gleichzeitig. Sie klopften Keith auf den Rücken und schüttelten Carrie wohlerzogen die Hand. Die Babies wurden ihnen zu Carries großer Erleichterung abgenommen, und dann wurden das Gelächter und das Kindergeschrei noch lauter.
    Bill und Ruth Knudsen waren die einzigen Menschen in dem Dorf, aber wenn Keith sie nicht von früher gekannt hätte, so wäre es ihm zweifellos unmöglich gewesen, sie herauszufinden. Die Robot-Humanoiden waren wirklich hervorragende Imitationen.
    „Keith!“ dröhnte Bill Knudsen, ein großer, blonder Mann, der dringend einer Rasur bedurfte. „Freut mich, daß du hier bist.“
    Ruth, die von einem Ohr zum anderen strahlte, sagte:
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