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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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Sekunde, daß sie sie der Erde beraubt hatten. Jedes Kind liebt die Kultur, in der es aufwächst, und für Keith und Bobby war Halaja die Heimat.
    Die Tage waren lang und mit Arbeit und Spielen angefüllt. Die Sirau-Frucht gedieh auf den gerodeten Dschungelfeldern, und am Himmel zogen die falkenähnlichen, grellbunten Vögel ihre ewigen Kreise. Es gab Expeditionen durch den Dschungel, Begegnungen mit seltsamen Tieren im üppigen Duft der tropischen Vegetation.
    Und immer und endlos die Riten und Zeremonien, die der zukünftige Beitrag von Halaja zur Kultur der Venus sein sollten.
    Dann kamen die ungeheuren Regengüsse, die auf die Blockhütten des Dorfes prasselten – Regen, der auf die Bretter der Gehwege trommelte und der das Wasser in dem kleinen See auf dem Versammlungsplatz zu wilden Strudeln aufpeitschte.
    Und die Kinder wuchsen heran, bis sie keine Kinder mehr waren.
    Die Robot-Humanoiden begannen in den Hintergrund zu verschwinden, indem sie vor den Augen der Kinder alterten. Der erste sollte dem Plan nach in einem Jahr sterben.
    Die Erde schien unendlich weit.
    Und dann, vierzehn Jahre, nachdem er das Dorf zum erstenmal betreten hatte, hörte Keith das Geräusch, vor dem er sich gefürchtet hatte.
    Ein Laut wie ein schriller Schrei spaltete die Wolken über seinem Haupt, ein urwelthaftes Brüllen, das durch die grauen Regenwände eines langen Nachmittages schnitt. Keith konnte nicht sehen, was das Geräusch verursachte, aber er wußte es.
    Ein Raumschiff.
    Und zwar keines der Stiftung.
    Keith Ortega fluchte in den regenverhangenen Himmel hinauf.
    „Carrie – “, sagte Bill, „ich komme bald wieder zurück.“
    „Sei vorsichtig, Keith.“ Sie stand auf der Schwelle ihres Hauses, zerbrechlich und klein in ihren kurzen Hosen und dem weiten Hemd darüber.
    Klein Keith – der gar nicht mehr so klein war – und Bobby lauschten neugierig dem Echo des bremsenden Schiffes und konnten sich nicht vorstellen, weshalb Vater so aufgebracht war.
    „Dürfen wir mitkommen, Paps?“ fragte Bobby.
    Keith sah die beiden mit einem Blick an, der streng wirken sollte. „Ihr seid keine Kinder mehr“, sagte er. „Ihr seid jetzt junge Männer, und ihr habt eure Verantwortungen. Habt ihr die Zeremonien heute abend vergessen?“
    „Entschuldige, Paps, wir dachten nur … “
    „Schon gut.“ Er ließ sie im Regen stehen und rannte aus dem Dorf hinaus, auf die Furt im Rauchfluß zu. Dann weiter durch den Dschungel bis an die Stelle, wo er für den Notfall einen kleinen Hubschrauber verborgen hatte.
    Wenn dieses Schiff ein Schiff der Regierung war – und das mußte es sein, sonst hätte es nicht gegen die Anweisung gehandelt, sich nie und unter keinen Umständen in der Nähe einer der Kolonien sehen zu lassen – dann würde es Arger geben.
    Er konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, daß alles umsonst gewesen sein sollte.
    Irgendwie mußte dieses Schiff aufgehalten werden.
    Acht Stunden später landete er in der Lichtung vor der Station.
    Der Regen hatte inzwischen aufgehört, und er sah das Schiff, als er über die regenfeuchte, graugrüne Decke des Dschungels hinausgeflogen war. Es war ziemlich groß und trug das blaue Symbol der Weltregierung am Bug. Er landete den Hubschrauber unmittelbar daneben. Sein Herz schlug wie ein Hammer in seiner Brust.
    Es war noch Tag. aber er sah hinter den Fenstern der Stationskuppel einen gelblichen Schimmer. Er wußte noch nicht, was er unternehmen würde – nur daß er etwas tun würde, das stand fest.
    So ging er einfach auf die Tür zu, klopfte an und trat ein.
    Ein großer zentraler Raum mit Vorräten. Rechts eine Tür, wo die Babies entgegengenommen wurden. Zwei Roboter, die sich in der Nähe unterhielten. Ein grelles gelbes Licht an der Decke.
    Im Hintergrund eine weitere Tür, teilweise offen.
    Stimmen.
    Keith bahnte sich seinen Weg durch die Vorräte und klopfte an die halb geöffnete Tür.
    „Wer ist das?“ kam Marks Stimme.
    „Keith.“
    „Komm nur herein.“
    Er trat ein. Dort, auf dem Tisch, wo vor so vielen Jahren seine und Carries Kaffeetassen gestanden hatten, stand auch diesmal Kaffee.
    Und davor saß ein Mann in Uniform.
    „Keith, das ist Hauptmann Nostrand vom Raumsicherheitsdienst. Hauptmann, das ist Keith Ortega.“
    Sie schüttelten sich die Hände.
    „Ich habe von ihnen gehört“, sagte Nostrand. „Ich hätte nie gedacht, daß ich Sie einmal unter solch ungewöhnlichen Umständen persönlich kennenlernen würde.“
    Keith versuchte sich ein
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