Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
Vom Netzwerk:
Urteil über den Hauptmann zu bilden. Im Geiste hatte er sich bereits einem Untier in Menschengestalt gegenübergesehen, das man von der Erde zur Venus geschickt hatte, um seinen Traum zu zertrampeln. Nach diesen Gedanken war Hauptmann Nostrand eine angenehme Überraschung. Er mochte vielleicht fünfzig sein, und sein Haar begann zu ergrauen. Er hatte ruhige braune Augen und schien viel zu lächeln.
    „Mark – was soll das?“
    Mark Kamoto zuckte die Achseln und goß Keith eine Tasse Kaffee ein. „Ich schätze, das kannst du dir selbst denken.“
    „Ich habe das Schiff gehört. Ich wußte, daß es keines von den unseren war.“
    Hauptmann Nostrand setzte sich und schlug seine langen Beine übereinander. „Die Regierung hat schon öfters Berichte über unregistrierte Raumschiff-Starts und -Landungen bekommen“, erklärte er. „So wurde schließlich entschieden, einmal nachzusehen, was da eigentlich vor sich ging. Ein Schiff wurde mit Radar bis hierher verfolgt, und dann wurde ich ausgeschickt, um selbst nach dem Rechten zu sehen. Ganz einfach.“
    „Wieviel Männer sind bei Ihnen?“
    Nostrand lächelte rätselhaft. „Sie wollen doch keine Dummheiten machen, Dr. Ortega? Ich bin natürlich bewaffnet.“
    Keith spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. „Tut mir leid“, sagte er. „Ich bin nur etwas erregt, gelinde gesagt. Aber sagen Sie, was werden Sie tun?“
    Nostrand schlürfte seinen Kaffee. „Was meinen Sie?“
    „Sie dürfen nicht zur Erde fliegen und es ihnen sagen. Das hier ist zu wichtig. Sie verstehen das nicht. Sie dürfen es ihnen nicht sagen.“
    „Meinen Sie?“
    „Jetzt beruhigt euch nur“, sagte Mark. „Trink deinen Kaffee, Keith. Nur nichts überstürzen – das war schon immer mein Motto.“
    Keith goß sich den Kaffee hinunter.
    „Sie sind aber nervös“, lächelte der Offizier. „Was haben Sie denn dort draußen im Sumpf-Dschungel? Einen Sumpf voll Ungeheuer?“
    Keith brachte ein kleines Lächeln zuwege. „Hat Mark Ihnen das noch nicht gesagt?“
    „Ich habe gar nichts gesagt“, mischte Mark sich ein. „Aber der Hauptmann hat scharfe Augen.“
    „Hat er eine Zigarette für mich?“
    „Natürlich“, grinste Nostrand. Er fischte eine Packung aus der Tasche und reichte sie Keith. Der Rauch schmeckte gut.
    „Hören Sie. Hauptmann, es tut mir wirklich leid, daß ich wie ein Halbirrer hier hereingeplatzt bin. Es ist nur so, daß diese Sache hier ungeheuer wichtig ist – wichtiger als Sie sich vorstellen können. Ein Wort von Ihnen kann zwei Jahrzehnte Arbeit vernichten. Sie und Ihre Mannschaft müssen einsehen …“
    „Die Mannschaft besteht aus Robotern“, sagte Nostrand. „Ich bin der einzige, mit dem Sie es zu tun haben.“
    „Dann …“
    „Jetzt hören Sie mich eine Minute an“, sagte der Offizier langsam. „Man hat mich natürlich nicht hierhergeschickt, um ein Urteil über das zu fällen, was Sie hier tun – was auch immer es sein mag. Das ist nicht meine Aufgabe. Man hat mir den Auftrag gegeben, nachzusehen, ob hier irgend etwas vorgeht – und das ist der Fall, daran ist nicht zu rütteln. Ich werde also zur Erde zurückkehren und berichten, daß ich eine ungemeldete Siedlung hier vorgefunden habe. Damit ist für mich die Angelegenheit erledigt. Das hat mit Ihrer Person gar nichts zu tun, verstehen Sie?“
    Keith schlug mit der Faust auf den Tisch. „Doch, das hat es!“ schrie er und wunderte sich dann über seine Heftigkeit. Wenn er irgendwelche Beweise dafür brauchte, daß der Keith Ortega, der vierzehn Jahre vorher von der Erde gekommen war, tot war, so hatte er sie jetzt.
    Draußen fing es wieder zu regnen an.
    Keith beugte sich über den Tisch und sah den Mann in Uniform verzweifelt an.
    „Nostrand“, sagte er langsam, „wieviel Männer sind außer Ihnen noch im Raumdienst?“
    Der Hauptmann goß sich wieder eine Tasse Kaffee ein. „Das wissen Sie genau, Dr. Ortega.“
    „Hundert? Zweihundert?“
    „Einhundertzwanzig.“
    „Hauptsächlich technisches Personal?“
    „Ja.“
    „Und warum sind Sie dabeigeblieben, Hauptmann – ich meine auch dann noch, als sich erwies, daß der Weltraumflug auf dem Aussterbeetat stand?“
    Hauptmann Nostrand zuckte die Achseln, aber seine braunen Augen verengten sich.
    „Wieviel Flüge haben Sie gemacht? In den letzten dreißig Jahren?“
    „Vier“, sagte er langsam. „Drei davon zum Mond.“
    „Und warum sind Sie dabeigeblieben, Hauptmann?“
    Nostrand stand auf. „Das geht Sie nichts an.“
    Keith
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher