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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
Autoren: Henry Kuttner
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mächtigsten Mann auf der Venus beschirmte.
    „Wir sind keine Heckenschützen“, fuhr Harker ruhig fort. „Wir haben diesen Angriff seit dem Tage vorbereitet, an dem Sie mit der Drohung, Bomben auf die Kuppeln zu werfen, Ihr Korium von uns erpreßten. Wissen Sie das noch, Sam? In Ihrer Strategie haben Sie kaum Fehler begangen, aber Sie hätten sich das Material ansehen sollen, das wir mit an Land nahmen. Vieles davon setzen wir jetzt gegen Sie ein.“ Er warf dem Riß in der Wand einen Blick zu, der sich mit der Fortdauer der Beschießung verlängerte. „Diesmal wenden Sie die Lage nicht mehr, Sam. Sie haben lange an Ihrer Verteidigung gearbeitet, aber nicht so lange wie wir an unserem Angriff.“
    „Sie vergessen eines.“ Sams Kopf schmerzte von den unausgesetzten Erschütterungen. Das Sprechen fiel ihm schwer. „Nämlich sich selbst. Wollen Sie sich lieber erschießen lassen, als Ihren Angriff abzublasen?“
    „Das würden Sie nicht verstehen, nicht wahr?“
    Sam schüttelte ungeduldig den Kopf.
    „Wenn Sie so stark wären, wie Sie vorgeben, hätten Sie nicht zwanzig Jahre lang gewartet. Mich halten Sie nicht zum Narren, Harker. Ich bin noch nie geschlagen worden.“
    „Bisher brauchten wir Sie auch. Sie haben mit unserer Duldung Ihr Regiment ausgeübt, Sam. Damit ist es jetzt vorbei. Was sich gegen Sie entlädt, sind nicht nur Geschütze, sondern der Haß der Menschen, die Sie zu lange unterdrückt haben. Sie können dem Fortschritt nicht nach Ihrem Ermessen Einhalt gebieten, wie Sie das versucht haben. Zwanzig Jahre lang hat sich der allgemeine Groll gegen Sie aufgestaut. Nun ist es vorbei mit Ihnen!“
    Sam schlug ärgerlich auf den Schreibtisch.
    „Halten Sie den Mund!“ befahl er. „Ich habe dieses Geschwätz satt. Ich gebe Ihnen sechzig Sekunden Zeit, Harker. Wenn Sie sich dann nicht entschlossen haben, sind Sie derjenige, mit dem es vorbei ist.“

 
26.
     
    Innerlich jedoch zehrte eine Unruhe an ihm, für die er keine Erklärung hatte. Nur sein Unterbewußtsein kannte den Grund. Ein eigenartiges Gefühl nagte an ihm, weil Harkers Gefangennahme zu leicht vonstatten gegangen war. Bewußt war er sich noch nicht klar darüber geworden; seine Eitelkeit mochte ihn daran hindern. Aber er wußte, daß irgend etwas nicht stimmte.
    Nervös schaute er durch das Zimmer. Seine Augen blieben an dem Mädchen haften, das die Vorgänge schweigend und wachsam verfolgte. Erschöpfende psychologische Untersuchungen und Prüfverfahren hatten sie aus den Bewerberinnen um ihren Posten ausgeschieden. Sam wußte, daß er sich auf sie verlassen konnte.
    Als Signa ins Fort kam, war sie achtzehn Jahre alt, in einer Kuppel geboren und an Land aufgewachsen. Wie alle Neuankömmlinge wurde sie eingehend getestet und den Richtlinien entsprechend behandelt, die Sams Psychologen ausgeklügelt hatten. Signa arbeitete sich schneller hoch als die meisten ihrer Altersgenossinnen. Nach, einem Jahr war sie Hilfssekretärin in dem scharf bewachten Bau, der die Verwaltung beherbergte. Sechs Monate später saß sie als Sekretärin in ihrem eigenen Büro. Als Sam eines Tages die Personallisten durchging, entdeckte er zu seiner Überraschung unter den Angestellten mit den besten Prüfungsleistungen den Namen einer Frau. Eine persönliche Unterredung gab den Ausschlag für ihre Berufung in Sams Stab.
    Inzwischen war sie fünfundzwanzig. In regelmäßigen Abständen wurde sie weiteren Prüfungen unterworfen, um zu gewährleisten, daß ihre gefühlsmäßige Einstellung sich nicht geändert hatte. Ihre Zuverlässigkeit stand fest, und Sam wußte, daß er ohne sie nur die Hälfte seiner Arbeit bewältigt hätte.
    Irgend etwas beunruhigte sie jetzt. Sam kannte ihr Mienenspiel so gut, daß er die leiseste Veränderung in ihrem Gesichtsausdruck zu deuten wußte. Eine Falte stand zwischen ihren Brauen, während sie Harker anblickte, und in ihren Augen flackerte ein Ausdruck leiser, verwirrter Unsicherheit.
    Sam warf einen Blick auf sein Handgelenk.
    „Noch vierzig Sekunden“, sagte er und stieß seinen Stuhl zurück. Aller Augen folgten ihm, als er zur Rückwand ging, über die der Riß lief, und unter einem quadratischen Rahmen von zwei Metern Länge auf eine Taste drückte. Die Drahtgaze in dem Rahmen rollte langsam hoch. Dahinter schwoll ein leises, süßes, unendlich verführerisches Summen an. Sam griff in ein Kästchen, das neben dem Rahmen in die Wand eingelassen war, als der Fernseher auf Signas Schreibtisch rasselte.
    „Für Sie,
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